Wer trägt die Verantwortung?

zu: „Hochwasser“

Die Fahrt durch überflutete Unterführungen ist ein unkalkulierbares Wagnis.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Menschen stellen sich bei Unglücken immer wieder die Frage, wer die Verantwortung trägt, um einen Schuldigen zu finden oder im besseren Fall gemachte Fehler zu vermeiden. War es also der Klimawandel, hat etwa der Wupperverband Fehler gemacht oder war es einfach das Schicksal, welches uns die Flutkatastrophe beschert hat?

Wir alle wissen, dass durch die Klimaerwärmung mehr Energie in die Atmosphäre gelangt und dadurch extreme Wetterlagen wie Hitzeperioden oder starke Niederschläge häufiger auftreten und schwerer vorhersagbar sind. Deshalb müssen wir in unseren Talsperren mehr Wasser vorhalten für Trockenperioden und mehr Sicherheitsstauraum für Starkregenereignisse - ein Gegensatz, der sich nur durch langfristige Prognosen lösen ließe. Herr Wulf vom Wupperverband erläuterte diesen Faktor Zeit in der Aktuellen Stunde am 16. Juli. Vorlaufzeit aber haben wir kaum, da langfristige, kleinräumige Prognosen gar nicht möglich sind und die Topographie des bergischen Landes Wasser schnell abfließen lässt. Was ist also zu tun? Wir alle sollten versuchen, das Wasser durch Entsiegelung von Flächen, Versickerung oder Verrieselung möglichst zu entschleunigen. Wir sollten durch eine neutrale Institution - zum Beispiel dem Landesumweltministerium prüfen lassen, ob das Verbundsystem des Wupperverbandes gegebenenfalls falsch gesteuert wurde oder ob das System selber nachjustiert werden muss.

Ich möchte nicht in der Haut dessen stecken, der entscheiden muss, in einer Hochwassersituation eine Entlastungsflutwelle einzuleiten, um dadurch Dammbrüche zu vermeiden - gleichzeitig aber eine Großstadt und all ihre Einwohner und zusätzlich über 100 Flusskilometer einer Überflutung aussetzt. Sind wir also vorsichtig mit Vorverurteilungen und lassen wir die Situation im Nachgang neutral analysieren, um im Wiederholungsfall dann hoffentlich besser gewappnet zu sein.

Dietrich Uffmann, per E-Mail

Ein Großteil der Wuppertaler und Solinger Bevölkerung ist durch den Jahrhundertregen und durch das auch dadurch verursachte Hochwasser der Wupper stark getroffen worden, nicht wenige müssen wahrscheinlich um ihre Existenz bangen. Ist da nicht die Frage nach dem „wie konnte uns das Hochwasser und warum so stark treffen“ berechtigt?

Langfristige und sehr genaue Wettervorhersagen haben uns das Desaster rechtzeitig angekündigt. Daraus resultiert die Frage: Warum haben die Regulationsmechanismen der Wupper nicht funktioniert? Vor einer Woche, als sich das Unwetter bereits ankündigte und die Wupper Niedrigwasser führte, da hat offenbar niemand darüber nachgedacht. Die Wuppertalsperre wurde nicht entlastet, so dass die bevorstehenden, Starkregen bedingten Wassermassen nicht vollständig aufgenommen werden konnten Nichts geschah offensichtlich. Als aber der Wasserstand der Wupper rasant anstieg, weil alle zuführenden Bäche zu reißenden Strömen wurden, da lief - welch ein Wunder - auch die gut gefüllte Wuppertalsperre über und belastete zusätzlich die Wupper. Hätten die Verantworlichen für die Regulation der Wasserstände - der Wupperverband - nicht schnell und weitsichtig reagieren müssen, um die immensen Schäden im Tal, von Beyenburg bis weit über Solingen hinaus, zu verhindern bzw. zu minimieren?

Wahrscheinlich wäre das frühzeitige Absenken des Wasserstandes der Wuppertalsperre die einzige Maßnahme gewesen, um absehbare Wasserschäden so gering wie möglich zu halten. Ich hoffe sehr, dass unserer Stadt ein weiteres Hochwasserdesaster dieses Ausmaßes erspart bleiben wird, weil Verantwortliche die Funktion der Talsperren genauer im Blick haben.

 

Dr. Karl-Heinz Krauskopf, per E-Mail