Versorgung in Meerbusch Stadtwerke planen für die Energiewende
Meerbusch · Seit diesem Jahr deckt der Versorger seinen eigenen Strombedarf aus erneuerbaren Energien. Die Ansprüche ans Stromnetz steigen.
Deutschland hat sich verpflichtet, dass bis 2045 genauso viele Treibhausgase abgebaut wie ausgestoßen werden. Oder um das Ziel kürzer zu formulieren: CO2-Neutralität. Um dieses anspruchsvolle Ziel möglichst effizient zu erreichen, haben die Stadtwerke Meerbusch sich 2022 mit anderen kommunalen Energieunternehmen zusammengeschlossen und gemeinsam die Stadtwerke-Initiative Klimaschutz mitbegründet. „Energiezukunft zu gestalten, das ist Teamwork“, sagt Stadtwerke-Prokurist Christian-Mario Sagner, der die Initiative in Meerbusch vorantreibt.
Als einen ersten Schritt haben die Stadtwerke für die Jahre 2020 und 2022 ermittelt, wie viele Treibhausgase sie in den verschiedenen Bereichen verursachen. Auf der Basis dieser Treibhausgasbilanz hat das Team eine Strategie entwickelt, um weniger fossile Brennstoffe und dafür mehr erneuerbare Energien zu nutzen. „Energiewende ist kein zeitlich begrenzter Kraftakt. Sie geschieht in vielen kleinen Schritten“, sagt Tafil Pufja, Geschäftsführer der Stadtwerke Meerbusch.
Ein Ziel dieser Strategie wird bereits umgesetzt: „Unseren eigenen Strombedarf decken wir ab diesem Jahr ausschließlich aus regenerativen Quellen“, erklärt Sagner. Nach und nach soll die Versorgung mit grünem Strom ausgeweitet werden. Bis 2030 sollen die Kunden der Stadtwerke komplett damit versorgt werden.
Ausbau des Stromnetzes in ganz Deutschland ein Thema
Ab 2026 entwickelt der Versorger für neue Quartiere ausschließlich Wärmekonzepte ohne fossile Energieträger. Das würde auch Meerbuschs bislang größtes Neubaugebiet betreffen, das in den kommenden Jahren in Osterath an der Kalverdonk entstehen soll. Bislang nur im Gespräch ist die Idee, entlang der Autobahn Solaranlagen zu installieren. Auf Anfrage erklären die Stadtwerke, dass es dazu auf Meerbuscher Stadtgebiet noch kein konkretes Vorhaben gibt. Aber der Versorger stellt klar, dass er gerne ein derartiges Projekt mit potenziellen Grundstückseigentümern umsetzen würde. „In der Regel benötigt man für ein derartiges Vorhaben zusammenhängende Flächen ab zehn Hektar entlang der Autobahn. Kleinere Anlagen sind nur dann rentabel, wenn die Genehmigungslage exzellent ist und eine Einspeisung in unmittelbarer Nähe möglich ist.“ Aktuell gebe es seitens der Stadtwerke Meerbusch und Willich konkrete Bestrebungen ein solches Projekt entlang der A52 umzusetzen. Die Projektparameter würden derzeit noch geprüft. Und schließlich kündigen die Stadtwerke an, dass bis Anfang 2025 für 1000 Einwohner mindestens ein Ladepunkt für E-Mobilität zur Verfügung stehen soll. Zuletzt hatten die Stadtwerke auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz in Büderich eine Schnellladesäule in Betrieb genommen. Dazu kommen im gesamten Stadtgebiet 27 sogenannte Normal-Ladesäulen mit 54 Ladepunkten. Demnach müssten in diesem Jahr noch zwei weitere entstehen.
Der Ausbau des Stromnetzes ist in ganz Deutschland ein Thema. Die Bundesregierung geht davon aus, dass bis zum Jahr 2037 dieser Ausbau für eine sichere Versorgung nötig ist. Jedes Jahr investieren die Stadtwerke rund fünf Millionen Euro in die Wartung, Reparatur und Modernisierung der Netze. „Und in den kommenden zehn, zwölf Jahren werden wir noch rund 50 Prozent mehr an Geld in die Infrastruktur investieren, um die Versorgung fit zu machen für die Zukunft“, sagt Geschäftsführer Tafil Pufja. Immerhin trägt der Versorger die Verantwortung für ein Stromnetz von insgesamt 539 Kilometern und einem Gasnetz mit einer Länge von 214 Kilometern.
Bei der Modernisierung des Netzes arbeiten die Stadtwerke mit Partnern zusammen, um die digitale Rechenleistung der gesamten Infrastruktur auszubauen. Digitale Technik ist außerdem wichtig, wenn es um einen effizienteren Verbrauch geht. Dafür werden künftig intelligente Messsysteme eingesetzt, wofür der Begriff „Smart Meter“ steht. Diese erfassen Verbrauchsdaten mit einem digitalen Zähler in Echtzeit und senden sie über eine besonders gesicherte Schnittstelle an alle berechtigten Marktteilnehmer, Lieferanten und auch den Netzbetreiber. Das gibt den Verbrauchern die Möglichkeit zu sehen, wie viel Energie sie verbrauchen und ihr Nutzungsverhalten entsprechend anzupassen. Der Vorteil für den Netzbetreiber: Er kann besser einschätzen, wann das Netz überlastet ist, und frühzeitiger planen. „Mit Smart Meter wird der Verbrauch nachvollziehbar“, sagt Daniel Wolter, Technischer Leiter bei den Stadtwerken. Dies sei ein wichtiger Schritt, um künftig bewusster mit Energie umzugehen. Noch in diesem Jahr testen die Stadtwerke Smart Meter Gateways bei einer zuvor ausgewählten Kundengruppe. Ab 2025 ist der Einsatz der intelligenten Messsysteme bei Haushalten ab einem Verbrauch von mehr als 6000 Kilowattstunden jährlich verpflichtend.