Katholische Kirche Wie es jetzt nach dem Missbrauchsgutachten weitergehen könnte

Berlin · Das Gutachten zum Missbrauchsskandal der katholischen Kirche ist ein Paukenschlag. Die Justiz meldet sich jetzt zu Wort und fordert Konsequenzen.

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht fordert Konsequenzen.

Foto: Kay Nietfeld/dpa/Kay Nietfeld

Nach der Vorstellung des Missbrauchsgutachtens für das Erzbistum Köln fordert Bundesjustizministerin Christine Lambrecht weiterreichende Konsequenzen. „Alle, die in der katholischen Kirche Verantwortung tragen, müssen endlich Strukturen ändern, hinschauen und eingreifen“, erklärte die SPD-Politikerin am Donnerstag in Berlin. „Es sind dringend vertrauenswürdige Stellen erforderlich, die jeden Hinweis ernst nehmen.“ Die katholische Kirche müsse endlich alles dafür tun, dass sich entsetzliche Verbrechen gegen Kinder nicht wiederholen.

Das nun vorgestellte Gutachten lasse erneut erahnen, welch entsetzliche sexuelle Gewalt Kinder und Jugendliche in katholischen Einrichtungen hätten erleiden müssen, so Lambrecht. „Machtstrukturen ohne jede Kontrolle haben Missbrauch und Vertuschung über Jahrzehnte ermöglicht.“

Auf die nun beschlossenen ersten personellen Konsequenzen hätten viele Opfer viel zu lange gewartet, kritisierte Lambrecht. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki entband zwei Mitarbeiter vorläufig von ihren Dienstpflichten. Die Aufarbeitung in Köln und andernorts stehe immer noch am Anfang, betonte die Ministerin. „Täter und Strukturen müssen genannt werden. Jeder Hinweis auf noch nicht verjährte Taten muss zur Anzeige gebracht werden. Kindesmissbrauch ist keine interne Kirchen-Angelegenheit, sondern ein Verbrechen, das von Strafgerichten aufgeklärt werden muss.“

Der Strafrechtler Björn Gercke hatte zuvor ein insgesamt 800 Seiten starkes Gutachten vorgestellt. Die Auswertung der Akten von 1975 bis 2018 habe unter anderem ergeben, „dass sich Jahrzehnte offenbar niemand getraut hat, solche Fälle zur Anzeige zu bringen“, kritisierte er.

(dpa)