Wülfrath Bürgerinitiative Düssel-West zieht Bilanz
Von Tanja Bamme · Rund 450 Unterschriften sind gesammelt, hinzu kommt eine Online-Petition mit 300. Das Ranking akzeptieren die Akteure nicht. Daten und Fakten seien unberücksichtigt.
So ganz einfach ist es nicht zu verstehen, das Thema um die erste Regionalplanänderung der Bezirksregierung Düsseldorf. Unter dem Titel „Mehr Wohnbauland am Rhein“ wurden auch die umliegenden Städte auf mögliches Bauland für Wohnbebauung untersucht.
In Wülfrath führte diese Überprüfung der Grundstücke zu einem Ergebnis, mit dem sich nicht jeder Bürger anfreunden kann. Besonders das ausgewiesene Gebiet Düssel-West führte in der vergangenen Zeit zu Diskussionen, spaltete Bürger und Politik gleichermaßen. In einer Pressekonferenz zieht die Bürgerinitiative Düssel-West, die in den vergangenen sechs Wochen Unterschriften für einen Widerspruch zur geplanten Nutzungsänderung auf dem noch als Ackerland ausgewiesenen Gebiet gesammelt hat, Bilanz.
„Rund 450 Unterschriften haben wir auf dem Dorfplatz in Düssel, aber auch in Wülfrath auf dem Heumarkt sammeln können“, sagt Reinhardt Weniger, Sprecher der Bürgerinitiative, mit Blick auf die zahlreichen Unterschriftenlisten. „Eine Online- Petition wurde nochmals mit rund 300 Unterschriften unterstützt.“ Mit einer sechsseitigen Stellungnahme, die im Anschluss an die Pressekonferenz dem Regionalrat, aber auch Vertretern der Kreistagsfraktionen, Bürgermeisterin Claudia Panke und der lokalen Politik übermittelt wurden, schildert das vierköpfige Sprecherteam seine Sorgen.
Umweltschutz und Klima sind
im Ranking unterrepräsentiert
Und bereits hier wird es kompliziert, denn die Flächen, die von der Bezirksregierung als mögliche Baulandflächen in Betracht kommen, wurden anhand eines Rankings kategorisiert. 140 Punkte kann eine solche Fläche maximal erzielen. „Dabei können im Bereich Verkehr und Infrastruktur 40 Punkte erzielt werden, das Thema Umweltschutz und Klima wiederum fließt nur mit 15 Punkten ins Ranking ein“, erklärt Michael Münch. Der Pensionär, der viele Jahre bei der Unteren Naturschutzbehörde beschäftigt war, kennt zahlreiche Daten und Fakten, die bei der Flächenbetrachtung nicht berücksichtigt wurden. „So beispielsweise die Zahlen zur Artenvielfalt und Klimadaten. Zudem befindet sich in diesem Bereich wichtiger Lössboden.“
Ebenso sieht sich die BI Düssel-West weiteren Problemen gegenüber gestellt. „Was ist beispielsweise mit der Kläranlage, die für maximal 4000 Einheiten ausgelegt ist und der bereits jetzt 3500 Einheiten angeschlossen sind? Eine Vergrößerung des Ortsteils von bis zu 400 Wohneinheiten führt dazu, dass eine neue Anlage gebaut werden muss“, ist sich Münch sicher. Mit diesen und weiteren Argumenten haben sich die Akteure der Bürgerinitiative an Politik und Bürgerschaft gewandt, sind dabei allerdings auf ganz unterschiedliche Meinungen gestoßen. Besonders Vertreter der großen Fraktionen haben sich im vergangenen Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung für die erste Regionalplanänderung ausgesprochen. „Wir haben einen Brief an die Bürgermeisterin mit der Bitte um Weiterleitung an die Fraktionen geschrieben und auf unsere Bedenken hingewiesen. Reaktion gab es nur von den Grünen, sonst konnten wir mit keiner Partei Gespräche führen“, zeigt sagt Reinhardt Weniger.
Doch wie geht es weiter? Die Widerspruchsfrist für die Regionalplanänderung läuft am 30. September dieses Jahres aus. Kreistag und Stadtrat sprechen sich aktuell für die Maßnahme aus. Wie die Stadt mit der geplanten Nutzungsplanänderung umgehen wird, darüber können die BI-Akteure derzeit nur mutmaßen. „Dies könnte in zwei Szenarien ablaufen: Entweder wird der Bereich nur als taktische Planungsfläche angesehen und für eine Planung umgangen oder es findet sich schnell ein externer Investor der diesen Bereich überplanen möchte. Sollte das letzte Szenario eintreten, wird es die Initiative noch sehr lange geben“, kündigt Alexander Marinos, Mitglied der Bürgeriniative an.