Wülfrath Aktion gegen Gewalt an Frauen

Von Tanja Bamme · Die Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ macht auf niederschwellige Hilfsangebote für Frauen und Mädchen aufmerksam.

Gudula Kohn, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Wülfrath (vorne l.) und die weiteren Gleichstellungsbeauftragten der Städte im Kreis rufen gemeinsam zur Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ auf.

Foto: Tanja Bamme

Es ist eine Aktion mit großer Außenwirkung, die jährlich von den Gleichstellungsbeauftragten der kreisangehörigen Städte sowie der Kreisgleichstellungsbeauftragten am 25. November initiiert wird. Die Idee ist einfach: Beim Bäcker „um die Ecke“ kommen die Brötchen nicht in eine handelsübliche Tüte, sondern wandern in einer pink leuchtenden Aktionstüte über den Verkaufstresen. Auf dieser Papiertüte lassen sich Telefonnummern von den wichtigsten Notfall- und Beratungsstellen, aber auch ein QR-Code mit Weiterleitung zu einer Internetseite mit Möglichkeiten zum digitalen Austausch finden. Niederschwellig, unkompliziert und für jedes Mädchen und jede Frau leicht erreichbar. „Wenn Frauen und Mädchen über die Nummern Hilfe anfordern, bekommen sie sogar in ihrer Muttersprache Unterstützung“, erläutert Annegret Pollmann, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Erkrath, das mittlerweile gut ausgebaute Netzwerk.

Seit 2011 kommen die Aktionstüten einmal jährlich zum Einsatz. „Natürlich verteilen wir auch unterhalb des Jahres Plakate mit Abreißnummern an gut besuchten Stellen, besonders in Toilettenanlagen. Dort haben Täter in der Regel keinen Zutritt und Frauen können sich solchen Angeboten eher zuwenden“, weiß Gudula Kohn.

Jährlich flüchten 30 000 Frauen und Kinder vor häuslicher Gewalt

Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Wülfrath möchte die Tüten bereits am 23. November auf dem Wochenmarkt verteilen. „Je mehr wir verteilt bekommen, desto besser“, so Kohn, die auch einen Schwung der insgesamt 55 500 gedruckten Tüten an die Tafel Niederberg weiterreichen möchte. Das Thema Gewalt an Frauen nimmt nicht nur anlässlich des Aktionstages Raum im Arbeitsalltag der Gleichstellungsbeauftragten ein. Vielschichtig und umfangreich ist das Angebot, das mit immer neuen Aktionen erweitert wird. „Selbstbehauptungskurse, Informationsveranstaltungen und in dringenden Fällen sogar Frauenhäuser stehen den Opfern zur Verfügung“, so Kohn, die Gewalt nicht ausschließlich an physischen Übergriffen ausmacht. „Gewalt hat viele Gesichter- kann auch psychischer Natur sein- und betrifft alle Generationen.“

Der Kreis Mettmann hat für die bessere Vernetzung aller beteiligten Institutionen, Vereinen und weiteren Stellen bereits vor zehn Jahren einen „Runden Tisch gegen häusliche Gewalt“ ins Leben gerufen. Diesem Zusammenschluss gehören neben der Kreispolizei auch die Opferhilfe „Weißer Ring“, Träger von Frauenhäusern, Staatsanwaltschaften und Fachanwälte an.

Jährlich flüchten in Deutschland rund 30 000 Frauen und Kinder vor der Gewalt in einer Partnerschaft. Allein im Kreis Mettmann wurden im vergangenen Jahr 757 Fälle bekannt. Ratingen weist mit 159 Fällen die größte Fallquote auf. In Wülfrath waren es zuletzt 22 bekannte Fälle. „Wie hoch die Dunkelziffer liegt, können wir nicht sagen. Derzeit findet eine Dunkelfeldstudie statt, die rund 60 000 Personen über 16 Jahre anonym befragt. Wir erwarten im Sommer nächsten Jahres ein Ergebnis“, erklärt Annegret Pollmann.