Gedenken Erinnerungskultur auf dem Klingholzberg

Langerfeld · Mit der Einweihung der Kulturstätte wurde auch das Festival LangLese eröffnet.

Andreas Bialas (Bezirksbürgermeister/v.l.), Klaus Baermann (Schulleiter), Robert Kaller (Künstler), Carsten Koch (LangLese) und Margret Hahn (Bürgerverein) bei der Einweihung.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Die gut zwei Meter hohen Skulpturen haben abstrakte Formen und dennoch eine konkrete Bedeutung – die Objekte tragen den Titel „Gespräch dreier Formen“. Für den Dortmunder Künstler Robert Kaller steckt darin die entscheidende Botschaft: „Das Wichtigste ist, dass Menschen im Gespräch sind.“ Am Samstag wurde seine lichtgraue, mit Natur- und Mosaiksteinen versehene Skulpturengruppe, offiziell eingeweiht, sie ist der Kern eines Erinnerungsortes und steht nahe der Sporthalle der Gesamtschule Langerfeld.

Das Werk liegt gegenüber dem „Anne-Frank-Hof“, der 1959 als Europadorf für heimatlose Flüchtlinge vor allem aus Osteuropa entstanden war und nach dem vermutlich weltweit bekanntesten jüdischen Mädchen benannt wurde. Der belgische Dominikanermönch Pater Pire habe das Europadorf aus der Taufe gehoben, um „Geflüchteten eine neue Heimat“ zu geben, erklärte die Vorsitzende des Langerfelder Bürgervereins, Margarete Hahn.

Zur Grundsteinlegung für das Wohnprojekt kam damals auch der Vater von Anne Frank nach Wuppertal, um eine Handvoll Erde aus dem KZ Bergen-Belsen in einem Fundament einmauern zu lassen. In dem KZ war seine Tochter während der NS-Zeit ermordet worden.

Mit dieser Historie befasste sich vor einigen Jahren auch ein Projekt zweier 10. Klassen der Gesamtschule. Die Arbeitsgruppe „Erinnerungskultur“ des Arbeitskreises Klingholzberg-Hilgershöhe nahm die schulische Initiative für ihre Pläne zur Stärkung der lokalen Erinnerungsarbeit auf. Über den Verfügungsfonds der Sozialen Stadt Oberbarmen/Wichlinghausen konnte eine finanzielle Unterstützung von rund 43 000 Euro für die Schaffung eines Erinnerungsortes eingeworben werden.

Im September 2018 hatte Kaller seine Pläne für das Kunstwerk im Zuge eines Wettbewerbs vorgestellt. Die drei Skulpturen bestehen aus Styrodur, das mit Faserbeton überzogen wurde. Die ersten Arbeiten an den Skulpturen führte Kaller in seinem Atelier durch, später wurden die Kunstwerke in der Turnhalle der Gesamtschule weiterbearbeitet, im Juli 2019 dann am jetzigen Standort einbetoniert. Unterstützt wurde Kaller bei der Arbeit vor Ort von Anwohnern und Schülern, die selbst Mosaik- oder Natursteine auf die Skulpturen setzen konnten.

Die Einweihung des Erinnerungsortes musste wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Nun wählten die Organisatoren den Anne-Frank-Tag (12. Juni) und die Eröffnung des Literaturfestivals „Langlese“ für diesen Termin aus. Das Kunstwerk an diesem Ort habe eine „enorme Symbolkraft“, weil es den Gedanken des Friedens mit der Erinnerung an das Schicksal von Anne Frank verbinde, sagte Bezirksbürgermeister und Landtagsabgeordneter Andreas Bialas (SPD). Die Kulturstätte auf dem Klingholzberg ist nun eine Station einer Route der Erinnerung in Langerfeld.

Zudem wird das Kunstwerk von den Schülerinnen und Schülern für die Erinnerungsarbeit genutzt. So sollen Klassen, die Gedenkstätten des Nationalsozialismus besuchen, Erde von dort mitbringen, die dann an dem zwischen den Skulpturen stehenden Baum – eine Oxelbeere – verbuddelt wird.