Im Dutzend (nicht) billiger 14-köpfige Großfamilie sucht XXL-Wohnung in Wuppertal
Wuppertal · Für Andreas Mai, Vater von zwölf Kindern, ist es eine Herkulesaufgabe, eine neue Wohnung für seine Großfamilie in Wuppertal zu finden - wie für ihn die Wohnungssuche aussieht.
Die Wohnungssuche in Wuppertal ist für Andreas Mai schwieriger als bei anderen Mietern. Denn der 40-jährige Familienvater muss neben seiner besseren Hälfte auch noch zwölf Kinder unter ein Dach bekommen. Das jüngste Kind ist gerade einmal drei Monate alt, das älteste schon zwölf Jahre. „Ich habe sieben Jungs und fünf Mädchen“, sagt Andreas Mai. Seine Großfamilie macht ihn glücklich. Zwei Mädchen hat er in die Patchwork-Familie mitgebracht, seine 33-jährige Frau, die früher als Erzieherin gearbeitet hat, drei Jungs. Die sieben anderen Kinder haben sie gemeinsam bekommen.
Ihre derzeitige Wohnung in Sonnborn wird die Familie wohl oder übel in nächster Zeit verlassen müssen. 200 Quadratmeter ist sie groß – und das auch nur, weil der alte Vermieter mittels Wanddurchbrüchen Wohnungen auf der ersten Etage im Haus miteinander verbunden hat. „Wir haben drei Küchen“, erzählt Andreas Mai schulterzuckend. Gebraucht werde natürlich nur eine.
Wanddurchbruch soll rückgängig gemacht werden
Für die Wanddurchbrüche habe es jedoch anscheinend keine Genehmigung gegeben, sagt der zwölffache Familienvater; seit neun Jahren lebt die Familie in der XXL-Wohnung. Der neue Vermieter plane nun, den Durchbruch wieder rückgängig zu machen. „Ich muss ein Auge auf meine Kinder haben. Wir können nicht in zwei separaten Wohnungen leben“, schildert Mai das Problem.
Hilfesuchend wandte er sich an die Facebook-Gruppe „Sonnborn! Wo das Leben lebenswert ist“ und startete am 22. Januar eine Suchanfrage, in der er die Rahmenbedingungen schilderte, die ihm vom Amt vorgegeben waren: 1313 Euro Grundmiete, 525 Euro Betriebskosten. „Die Stadt hat für uns keine Häuser oder eine Wohnung in der Größe, und von privat ist es schwer, etwas zu finden“, schrieb er in den Beitrag.
Das Resultat nach nunmehr zwei Wochen ist eher mau. „Ich erhoffe mir aus dem Beitrag auf Facebook eigentlich gar nix mehr“, sagt Andreas Mai, der einen Minijob als Reinigungskraft hat und nebenbei Zeitungen austrägt, resigniert. Helfen können habe im Endeffekt keiner der Gruppenmitglieder richtig.
Das alte Hotel in der Möbeck wäre ein geeigneter Kandidat gewesen
Bei einigen Vermietern, die er traf, habe er das Gefühl gehabt, dass sie nicht an große Patchwork-Familien wie seine vermieten möchten. Das alte Hotel in der Möbeck wäre ein Kandidat, wo zu leben er sich mit seiner Familie sehr gut vorstellen könnte, doch das sei leider keine Option, er habe sich schon schlau gemacht.
Vor rund zwei Jahren ist er bei der Stadt im Büro des Oberbürgermeisters vorstellig geworden und hat um Unterstützung bei der Wohnungssuche gebeten. Doch da habe er lediglich ein Blatt mit Firmen erhalten, die Wohnberechtigungsscheine fördern. „Da war kein Treffer für uns dabei“, bedauert er. Es wurden nur Wohnungen mit maximal fünf Zimmern angeboten oder welche im Hochhaus. „Das ist aber nicht unbedingt die Ecke, wo ich gerne leben möchte, außerdem habe ich Höhenangst“, erklärte Andreas Mai.
Er wolle mit seiner Familie am liebsten weiterhin in Sonnborn bleiben, die vier unterschiedlichen Schulen der Kinder seien dort sehr gut erreichbar. Wenn er sich eine Traumunterkunft ausmalen könnte, wäre es ein Haus, in dem jedes seiner Kinder ein eigenes Zimmer hätte, um zu lernen und Ruhe für sich zu haben. „Außerdem wäre ein kleiner Garten super“, sagte er. In der Corona-Zeit habe sein Arbeitgeber seinen privaten Kleingarten für die Familie geöffnet. „Das war für unsere Kinder eine wundervolle Erfahrung. Sie haben kleine Beete angelegt mit Erdbeeren und Erbsen und haben gestaunt, was aus Saatgut wachsen kann“, erinnert er sich.
Andreas Mai ist ehrenamtlich im Quartier aktiv. So sorgt er sich um den Spielplatz an der alten Dorfstraße in Sonnborn oder hat öffentliche Weihnachtsdekoration an der Sonnborner Straße aufgehängt. „Es ist wichtig, dass alle Kinder Spaß haben in den schwierigen Pandemie-Zeiten, dass man ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann“, sagt er.
Stadt kann keine Wohnung dieser Größenordnung anbieten
Auf WZ-Nachfrage teilte die Stadt mit, dass jede größere Familie, aber auch alle Personen, die Unterstützung bei der Wohnungssuche benötigen, sich an das Team des Ressorts 105.34, welches für Wohnberechtigungsscheine und Wohnungsvermittlung zuständig ist, wenden können. „Die Unterstützung erfolgt mit der Erteilung des Wohnberechtigungsscheines. Dieser bietet zusätzlich den Zugang zum öffentlich geförderten Wohnungsmarkt“, informiert Thomas Eiting vom Presseamt der Stadt.
Bei der Familie von Andreas Mai sieht er jedoch das Problem, dass die Stadt Wohnungen für Haushalte dieser Größenordnung einfach nicht hat. Bereits Haushalte ab vier Personen hätten Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche, weiß er zu berichten.