200 Auto-Kennzeichen werden jährlich in Wuppertal gestohlen

Den Besitzern entstehen dadurch ärgerliche Laufereien und Kosten für Ersatz und neue Papiere.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Der Schreck kam in der Morgenstunde, als Gerd Korten auf den Garagenhof in seiner Siedlung trat: An seinem Auto fehlte das vordere Kennzeichen. Der Rentner ist verunsichert. Hat er das Nummernschild verloren? Ein genauerer Blick offenbart aber, was sich Korten schon gedacht hat: Jemand hat das Blechschild mitsamt der Plastikhalterung abgerissen.

200 dieser Fälle hat die Polizei in Wuppertal allein in diesem Jahr registriert — Tendenz steigend. „Wir haben seit Anfang dieses Jahres schon so viele Anzeigen wie im gesamten Vorjahr“, berichtet Stefan Weiand, Pressesprecher der Polizei. Hingegen seien die Autodiebstähle konstant geblieben. 2015 waren es 157.

Sowohl bei Auto- als auch bei Kennzeichen-Dieben scheinen dicht besiedelte Wohngebiete mit Nähe zur Autobahn besonders beliebt zu sein. Weiand nennt Wichlinghausen und Oberbarmen sowie den Elberfelder Norden als Schwerpunkte.

Während gestohlene Autos im Ganzen oder als Ersatzteillager weiterverkauft werden, scheinen geklaute Kennzeichen keinen finanziellen Nutzen zu bringen. Sie werden aber häufig bei Verbrechen eingesetzt, um Fahrzeuge zu anonymisieren. „Alle paar Tage tauchen gestohlene Kennzeichen bei Straftaten auf“, weiß Stefan Weiand.

Vor solch einem Missbrauch ihres Nummernschildes haben die Eheleute Korten Angst. „Vielleicht begeht jemand ein Verbrechen mit unserem Kennzeichen und wir müssen dafür haften“, sorgt sich Marion Korten.

Doch da kann Stefan Weiand Entwarnung geben: „Wenn bei uns der Diebstahl eines Kennzeichens angezeigt wird, nehmen wir dieses in eine spezielle Datenbank auf.“ Damit seien die rechtmäßigen Besitzer des Kennzeichens auf der sicheren Seite. „Daher ist es wichtig, sofort die Polizei zu verständigen, wenn man solch einen Diebstahl bemerkt“, betont der Polizist. Zunächst würde ein Anruf über den Notruf ausreichen. Für die Anzeige müsse man aber eine Polizeidienststelle aufsuchen, die dann auch eine Bescheinigung fürs Straßenverkehrsamt ausstellt.

Doch was genau fangen Kriminelle allein mit dem vorderen Nummernschild an? Diese Frage stellen sich nicht nur die Kortens, sondern auch Polizeibeamte. „Die einzigen Delikte, die den Kollegen sinnvoll erscheinen, sind Tankbetrügereien“, hat Stefan Weiand recherchiert. Da die Kameras an Tankstellen die Fahrzeuge meist nur von vorne aufnähmen, würden die Betrüger dort ein anderes Kennzeichen montieren und dann — ohne zu bezahlen — davonfahren.

Zwar müssen Gerd und Marion Korten nicht damit rechnen, für einen möglichen Benzinklau bezahlen zu müssen, doch Kosten sind ihnen durch den Diebstahl des Kennzeichens durchaus entstanden. „Wir mussten beim Straßenverkehrsamt 43 Euro für die neuen Papiere bezahlen und noch mal 38 Euro für die neuen Nummernschilder“, sagt Gerd Korten.

Denn ein neues Kennzeichen und damit verbunden einen neuen Fahrzeugbrief und -schein sowie eine neue Umweltplakette braucht man schon, bestätigt Stadtsprecherin Martina Eckermann: „Das alte Kennzeichen wird zehn Jahre lang gesperrt.“

Eckermann rät dringend dazu, bei Diebstahl des Nummernschildes zunächst die Polizei und dann sofort das Straßenverkehrsamt zwecks Terminvereinbarung zu kontaktieren. „Denn man darf nicht ohne Kennzeichen fahren. Hat man aber einen Termin beim Straßenverkehrsamt vereinbart, darf man ausnahmsweise ein Pappschild als Kennzeichenersatz vorne ins Fahrzeug legen.“ Wer keine Anzeige bei der Polizei erstattet, muss außerdem beim Straßenverkehrsamt eine eidesstattliche Erklärung zum Verlust des Nummernschildes abgeben. Die kostet weitere 30 Euro.

Gerd Korten hat inzwischen mit seiner Autoversicherung gesprochen, um sich auch dort abzusichern. Hier erhielt er die Information, dass er seine Auslagen unter Umständen über seine Teilkasko zurückbekommen kann.