Kundgebung vor Barmer Rathaus 350 Menschen demonstrieren in Wuppertal für Frieden in der Ukraine
Wuppertal · Bei der Kundgebung vor dem Barmer Rathaus herrschte Fassungslosigkeit, es gab Solidaritätsbekundungen und Appelle.
Ungefähr 350 Menschen sind dem Aufruf verschiedener Parteien und Organisationen gefolgt und haben am Donnerstagabend vor dem Barmer Rathaus für Frieden in der Ukraine und Europa demonstriert, schätzt die Polizei. Die Wuppertaler SPD hat die Kundgebung initiiert, unter anderem die Grünen, CDU, FDP, die Jugendorganisationen dieser Parteien, die Linke, die evangelische Kirche, die Gewerkschaften Verdi und IG Metall, der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Seebrücke haben sich angeschlossen, berichtet der Fraktionsvorsitzende Servet Köksal.
Der Aufruf wurde am Mittwoch veröffentlicht, für „eine Friedenskundgebung gegen die Eskalation und den drohenden Krieg in der Ukraine“. Am Donnerstagmorgen, dem Tag der Kundgebung, stellte sich die Situation neu dar. In den Nachrichten wurde über russische Angriffe auf die Ukraine berichtet, die befürchtete Eskalation war bereits eingetreten.
„In Odessa und Charkiw sind Explosionen zu hören, von Belarus und der annektierten Krim aus wird die Staatsgrenze verletzt“, sagte Servet Köksal zu Beginn der Kundgebung. „Wladimir Putin hat einen durch nichts zu rechtfertigen Bruch des Völkerrechts begangen. Es ist ein Angriffskrieg, mit dem er Europa in Frage stellt und nur Leid und Zerstörung bringen wird.“ Es brauche jetzt „knallharte Sanktionen, die ganz unmissverständlich klar machen, dass er einen großen Fehler begangen hat.“
Sorge um Freunde und Familie in der Ukraine
Eine Stunde lang sprachen Vertreter der Parteien und Organisationen – und zum Schluss eine Ukrainerin, die in Wuppertal lebt. Alina trat mit einer ukrainischen Fahne um die Schultern auf die Treppen vor dem Rathaus. „Ich weiß, dass sich das für alle so anfühlt, als sei das weit weg. Aber das ist es nicht.“ Sie habe in der Ukraine noch viele Freunde. „Es ist schlimm, schlimmer als man denkt. Bitte helft uns da, wo ihr könnt.“
„Mein besonderes Mitgefühl gilt den vielen Ukrainern in Wuppertal, die Freunde und Familie in der Ukraine haben“, sagte Oberbürgermeister Uwe Schneidewind. Über ihm am Rathaus hing eine Fahne mit der Aufschrift „Bürgermeister für den Frieden“, eine Initiative, der sich mehrere Städte angeschlossen haben. Am Ende würden Demokratie und Völkerrecht stärker sein als die Übergriffe, sagte Schneidewind. „Wir senden Signale der Unterstützung, jetzt und in den kommenden Wochen.“
Schon vor Beginn der Kundgebung sprach auch Dilek Engin (SPD), Vorsitzende des Integrationsausschusses, über die Ukrainer in Wuppertal und in ihrem Heimatland. „Sie sind in Sorge, können aber nicht helfen, sind machtlos. Wir müssen einfach überlegen, wie wir den Menschen helfen können, hier und dort.“
Wegen des Ohnmachtsgefühls: Wunsch des Zusammenstehens
Viele der Menschen, die zur Kundgebung gekommen waren, hatten morgens in den Nachrichten von der neuen Entwicklung erfahren. So auch Brigitte Witze, sie habe den ganzen Tag die Nachrichten im Fernsehen vergfolgt. „Das macht mich betroffen, wie alle anderen Menschen hier auch. Wir möchten hier zusammenstehen.“ Harald Boll sagte: „Ich bin entsetzt. Das ist unfassbar, dass es so etwas heutzutage noch gibt in Europa. Wir wollen alle in Frieden leben.“ Hoffnung, dass die Kundgebungen – die nicht nur in Wuppertal, sondern in vielen weiteren Städten innerhalb und außerhalb Deutschlands stattfanden – etwas an den Entscheidungen Putins ändern können, herrschte nicht. Dennoch sei es wichtig, ein Zeichen zu setzen, sagte Tina Schirmer. „Ich bin aus Wut hier, aus einem Ohnmachtsgefühl, angesichts der Ungerechtigkeiten die passieren“, sagte Tim Stiene. Einige Menschen hatten Schilder aus Pappe mitgebracht: „Putin, raus aus der Ukraine“ und „Krieg? Wir sagen nein“ und „Zur Ukraine stehen“.
„Dass heute Krieg ausgebrochen ist, ist unfassbar“, sagte der SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Bialas. „Es ist wichtig, Solidarität zu zeigen. Das ist auch ein Versuch, mit der Angst umzugehen.“
Simone Keller, Pfarrerin der Citykirche, berichtete auf der Rathaustreppe: „Es hat mich berührt, wie viele Menschen schon in die Kirche gekommen sind und eine Kerze angezündet haben. Auch wenn ich an der Situation nichts ändern kann, ich kann beten.“ Eine Rednerin der Seebrücke machte deutlich, was nun wichtig sei: „Krieg bedeutet Flucht.“ Es müssten sichere und legale Fluchtwege geschaffen werden – auch für Menschen, die aus ihrer Heimat in die Ukraine geflüchtet sind und dort nun erneut Krieg erleben. Für diese Forderung gab es lauten Applaus. Unter den Menschen, die zur Kundgebung gekommen waren, waren auch welche, die selbst aus ihren Heimatländern geflohen sind.
Servet Köksal bedankte sich bei allen, die an der Kundgebung teilnahmen, „dass Sie ein ganz wichtiges Zeichen gesetzt haben, dass die Menschen in der Ukraine nicht alleine sind und nicht alleine bleiben werden.“