Wuppertaler Unternehmen bildet aus Acht Flüchtlinge lernen bei Axalta
Das Unternehmen gibt jungen Männern die Möglichkeit, Betrieb und Arbeit kennenzulernen. Ein weiterer hat eine Ausbildung begonnen.
Daniel Deferew (18) ist in seiner Heimat bis zur achten Klasse zur Schule gegangen. Dann kam der Krieg in Äthiopien und er floh. Heute hat er einen deutschen Abschluss der zehnten Klasse und gerade mit einer Berufsausbildungsvorbereitungsmaßnahme bei Axalta begonnen. Sein Fernziel? „Chemikant“, sagt er. „Wenn es nicht klappt, Facharbeiter für Chemie.“
Er gehört zu den acht jungen Flüchtlingen, die bei Axalta in verschiedene Berufsbilder hineinschnuppern und das deutsche Arbeitsleben kennenlernen dürfen. Zwei stammen aus Eritrea, zwei aus Äthiopien, zwei aus Syrien, einer aus dem Kongo und einer aus Guinea. „Sie sind alle hochmotiviert“, sagt Ausbildungsleiter Roland Sonnborn mit Blick auf die Truppe in blauer Arbeitskleidung.
Ein Jahr lang werden sie in verschiedenen Werkstätten des Lack-Herstellers arbeiten und die Berufsschule besuchen. Diakonie-Mitarbeiter betreuen die jungen Männer. Sie treiben unter anderem mit ihnen Sport, um den Teamgeist zu fördern.
Als im vergangenen Herbst zahlreiche Menschen nach Deutschland kamen, hatte Roland Sonnborn die Idee, Flüchtlingen ein Praktikum zu ermöglichen. „Ich habe mit der Geschäftsführung gesprochen, bin auf offene Ohren gestoßen“, berichtet er. Ab Januar wollten sie zehn bis 15 junge Leute einstellen. So schnell funktionierte es aber nicht.
Denn bei den Neuankömmlingen war der Aufenthaltsstatus nicht klar, zudem ließen sich nicht so schnell geeignete Teilnehmer finden. Jetzt haben sie acht Flüchtlinge, die schon länger in Deutschland sind, eingestellt. Einige haben wie Daniel Deferew hier sogar einen Schulabschluss gemacht.
Von der Axalta-Maßnahme hat er „von einer Betreuerin im Heim“ erfahren. Fouad Hamdoun (21) bekam von einem ehrenamtlichen Betreuer, der sich um seine Familie kümmert, den Tipp zu einer Veranstaltung bei der IHK. Dort lernte er Alexander Markowicz aus der Axalta-Ausbildungsabteilung kennen, der Fouad und seinen Bruder Seead (18) ins Programm aufnahm.
Die beiden kamen vor zweieinhalb Jahren mit Eltern und Geschwistern aus Syrien. Dank Sprachkursen können sie ausreichend Deutsch. Fouad gefällt es „sehr gut“ bei Axalta, sagt er mit einem Strahlen. Maschinen- und Anlagenführer möchte er werden. „Ich habe gelesen, da gibt es viele Stellen“, sagt er.
Bei der Konstruktion der Maßnahme konnte Axalta auf langjährige Erfahrung zurückgreifen. Die Firma hat schon rund 150 Jugendliche an Ausbildungen herangeführt, die zunächst noch nicht geeignet waren. „Das ist einfach eine soziale Grundeinstellung, die wir hier haben“, erklärt Roland Sonnborn.
Konkrete Tipps für Firmen, die Flüchtlingen helfen wollen, hat er nicht. „Einfach machen“, sagt er. Und ergänzt: „Wichtig ist, flexibel zu sein.“ Jeder Teilnehmer müsse individuell betrachtet werden — wie gut er Deutsch könne, wo seine Fähigkeiten lägen. Beide Seiten entwickelten sich miteinander. Im Betrieb sei das Verständnis dafür gewachsen, dass ein Teilnehmer für seine kranke Mutter beim Arzt übersetzt, der Betroffene habe gelernt, sich dafür abzumelden.
Die Betreuung sei wichtig, betont Alexander Markowicz. Oft helfe er bei Kontakten mit Ämtern. Axalta konnte auch flexibel reagieren, als die Behörden einem Teilnehmer sagten, er könne nicht mitmachen, weil er sonst den Integrationskurs verpasse. Jetzt darf der junge Mann einfach früher gehen.