Mehr Kinder leihen Bücher aus
Trotz erhöhter Gebühren gibt es einen leichten Anstieg bei den Nutzern der Stadtbibliotheken.
Wuppertal. Wie hat sich die Gebührenerhöhung in den Stadtbibliotheken auf die dortige Nutzung und die Finanzen ausgewirkt? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Kulturausschuss in der Sitzung am Mittwoch. Um 16 Uhr tritt das Gremium in Raum 232 des Rathauses zusammen.
Im Herbst 2015 hatte der Kulturausschuss entschieden, einige Entgelte zu erhöhen. Mit den Mehreinnahmen sollten die Nutzerausweise für Jugendliche von 17 bis 18 Jahren gegenfinanziert werden, die bis dato 7,50 Euro oder 10 Euro mit audiovisuellen (AV) Medien pro Jahr gekostet hatten. Außerdem braucht nun niemand mehr ein Entgelt für die AV-Medien, also DVDs oder CDs, bezahlen.
Grundsätzlich verzeichnet die Stadt seit Inkrafttreten der neuen Gebührenordnung am 1. Januar Mehreinnahmen von vier Prozent oder 2186 Euro. 909 Euro hat es gebracht, die Entleihausweise zu verteuern. So sind die Entgelte für Erwachsene von 20 (25 inklusive AV) auf 24 Euro gestiegen, die für junge Leute ab 19 Jahren von 7,50 Euro (10 Euro) auf 12 Euro und die von Leistungsempfängern nach dem SGB II oder SBG XII sowie Inhaber des Wuppertal-Passes von null auf drei Euro.
Um 15 Prozent oder 2327 Euro sind die Einnahmen durch Säumnisentgelte gestiegen. Kostete es früher beispielsweise zwei Euro, ein Medium länger als zwei Wochen zu spät zurückzugeben, fallen jetzt drei Euro für Erwachsene an. Minderjährige zahlen die Hälfte, also 1,40 Euro.
Den Mehreinnahmen stehen stehen aber auch Einnahmerückgänge in Bereichen, die nicht von der Gebührenerhöhung betroffen waren, gegenüber. Als Beispiel nennt Bibliotheks-Direktorin Ute Scharmann auf WZ-Nachfrage Einnahmen aus Kopien. Daher ergeben sich nicht etwa 3236 Euro an Mehreinnahmen (909+2327), sondern nur 2186 Euro.
In ihrem Bericht für den Kulturausschuss beschreibt Ute Scharmann auch einen leichten Anstieg bei den aktiven Nutzern. Vier Prozent mehr Kinder unter zwölf Jahren würden jetzt die städtischen Bibliotheken nutzen. Den Grund dafür sieht die Direktorin in der gesteigerten Attraktivität durch Wegfall des Entgelts für audio-visuelle Medien. Außerdem würde sich das Förderprogramm „Lesestart für Drei- bis Sechsjährige“ positiv auswirken.
Allerdings haben Jugendliche unter 16 Jahren die Bibliotheken um neun Prozent seltener genutzt. „Diese Entwicklung ist besonders deshalb unverständlich, da in 2015 das 4Teens- Angebot im gesamten System verbessert wurde und das Entgelt für die AV-Mediennutzung weggefallen ist“, wundert sich Ute Scharmann. Sie ist aber zuversichtlich, dass sich die Zahlen in dieser Altersgruppen in Kürze wieder verbessern werden. Durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und Führungen für diese Nutzergruppe will sie dieses Ziel erreichen.
Der beabsichtigten Anstieg der Nutzerzahlen der Jugendlichen von 16 bis 18 Jahren ist aber — wie vom Kulturausschuss erwartet — eingetreten: Neun Prozent mehr Jugendliche waren bis August dieses Jahres zu verzeichnen. Sie alle profitierten davon, nichts mehr für die Ausweise bezahlen zu müssen.
Die Erwachsenen scheinensich überwiegend mit den neuen Entgelten arrangiert zu haben. Ute Scharmann konnte keine Veränderung bei den Inhabern der regulären Jahresausweis erkennen, wohl aber bei denen mit reduziertem Entgelt. Auszubildende und Studierende gingen um 12,5 Prozent seltener in die Bibliotheken als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres.
Nutzer, die wegen Leistungen nach dem SGBII oder SGB XII vor 2016 nichts für ihren Bücherei-Ausweis zahlen mussten, sind zahlenmäßig unverändert. Sie müssen nun drei Euro bezahlen.