Ärger im Plaketten-Meer: Traditionsfirma sieht rot

Alleine bei der Marcus GmbH auf Hatzfeld gibt es 16 Spezialfahrzeuge mit roter Plakette. Sie alle zu ersetzen oder nachzurüsten, würde Millionen kosten.

Wuppertal. Was wiegt schwerer: Ein Lastwagen oder die Sorge um die wirtschaftliche Zukunft im Zeitalter der Umweltzonen? Am Alten Zollhaus auf Hatzfeld ist das nicht so einfach zu beantworten: Auf dem Hof der Marcus Transport GmbH steht ein Fuhrpark mit 131 Spezialfahrzeugen — davon 16 mit roter und etliche mit gelber Plakette.

Ohne eine Ausnahmegenehmigung dürften sie in wenigen Tagen nicht mehr „runter“ die Stadt fahren. Aber die Sorgen des namhaften Familienunternehmens mit seinen gut 100 Mitarbeitern reicht weit über den Stichtag am 1. März hinaus.

„Und dabei können wir noch von Glück reden, dass unsere Firma selbst nicht in der Umweltzone liegt“, erklärt Juniorchef Peter Marcus (44) beim Ortstermin mit der WZ. „Dann wären die Probleme noch größer.“ Allein die Zahlen sprechen für sich: „Wir haben ausgerechnet, dass es uns etwa 2,5 Millionen Euro kosten würde, den Fuhrpark zu erneuern“, erklärt Geschäftsführer Heinrich Marcus (71), seit 54 Jahren im Speditionsgeschäft.

Bei Neupreisen von 250 000 Euro und Nachrüstkosten von jeweils gut 7000 Euro sei das aber nur eine Seite der Medaille: Zum Einsatz kommen bei der Marcus GmbH zum Teil äußerst seltene Fahrzeuge aus Sonderanfertigungen, die oft nur wenige Kilometer im Jahr fahren und entsprechend hohe „Lebenserwartungen“ haben — jenseits aller Legislaturperioden und Umweltbestimmungen.

„Man kann doch nicht einen Wagen abgeben, der nur 2500 Kilometer im Jahr fährt aber noch bestens in Schuss ist“, unterstreicht Heinrich Marcus. Spezialisiert ist die Firma auf Gabelstapler- und Maschinen-Transporte, die oft nur mit diesen Sonderfahrzeugen erledigt werden können. Zur Kundschaft gehören Unternehmen wie Knipex und Vorwerk — und für die Peter Marcus steht fest: „Wenn wir nicht auf mehreren Beinen stehen würden und uns nicht in dieser Form spezialisiert hätten, dann hätte uns eine Krise wie 2009 als Spedition erwischt.“

Die Umweltzonen sieht er grundsätzlich kritisch: „Es gibt doch schon genug Mechanismen, die den Bestand regulieren und modern halten — wie die Maut und die Kfz-Steuer: Je moderner die Fahrzeuge sind, umso weniger zahle ich.“ Die Stadt helfe bei Ausnahmegenehmigungen nach Kräften. „Aber das ist keine Lösung auf Dauer.“