Die Zahlen alarmieren: zunehmend mehr Grundschulkinder in Deutschland können nicht schwimmen. Mit geeigneten Angeboten startet jetzt der TuS Hiddinghausen eine Offensive und bietet Schwimmkurse für Kinder an.
Umfragen, die die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) in Auftrag gegeben hatte, haben ergeben, dass sich die Zahl der Grundschulkinder, die nicht schwimmen können, zwischen 2017 und 2022 auf 20 Prozent verdoppelt hat. Die Folgen der Pandemie und die Schließung von Schwimmbädern aus Kostengründen für die Schwimmfähigkeit sind in dieser Statistik noch gar nicht enthalten; die Vermutung liegt nahe, dass der Anteil der Kinder, die die „Überlebenstechnik“ Schwimmen nicht beherrschen, noch größer ist.
In diesem Zusammenhang setzt der TuS Hiddinghausen jetzt ein Konzept um, das schon länger im Vorstand diskutiert wurde, und für das jetzt der Startschuss gefallen ist: „Über meine Tochter, die bei der DLRG ist, sind wir noch einmal mit der erschreckenden Problematik konfrontiert worden“, erläutert die Vorsitzende des Sportvereins, Sonja Duggan. Die 14-jährige Mave absolviert eine Ausbildung zur Sporthelferin, hat sich für die Erste Hilfe bei Kindern qualifiziert und wird die Schwimmlehrerin, die für das Kinderschwimmen gewonnen werden konnte, unterstützen. Auch ein weiterer Jugendlicher hat sich als Helfer qualifiziert; die jungen ehrenamtlichen Helfer wollen ihren Teil dazu beitragen, dass der Aufenthalt im und am Wasser für Kinder sicherer wird.
Dazu wird ein Lehrschwimmbecken in Haßlinghausen hinter dem Rathaus genutzt. Im ersten Kurs geht es darum, Kinder spielerisch an den Aufenthalt im Wasser zu gewöhnen, mit dem Kopf unterzutauchen, auf dem Wasser zu liegen, zu gleiten. Ein zweiter Kurs bereitet auf das Schwimmabzeichen „Seepferdchen“ vor. Hier werden Arm- und Beinbewegungen und die Koordination von beidem geübt, ein kleiner Tauchgang und die Abnahme der Seepferdchen-Schwimmprüfung stehen auf dem Programm: „Es geht darum, sicherere Schwimmer auszubilden“, erläutert Sonja Duggan das Ziel der Lehrgänge für Kinder ab einem Alter von vier Jahren. „Die Kurse finden ohne Eltern statt, und wir begleiten sehr behutsam die ersten Erfahrungen der Kleinen“, unterstützt auch Duggan die Schwimmlehrerin mit Helfern.
In Sprockhövel gibt es derzeit wenig Möglichkeiten für Kinder, Schwimmen zu lernen. Der Vorsitzende des Hattinger Schwimmvereins und Schwimmlehrer, Jochen Lumbeck, kommt mit Kindern aus seinem Verein zum Training ins Freibad nach Sprockhövel, weil das Freibad Holthausen reparaturbedingt noch bis zum Herbst geschlossen bleibt. „Ab dem Bronze-Abzeichen kann man durchaus mit Kindern im Freibad Kurse machen, aber die Kleinen, die noch gar nicht schwimmen können, brauchen eine andere Umgebung. Das Wasser im Freibad ist zu kalt, womöglich ist es windig“, plädiert Lumbeck dafür, mit kleinen Noch-Nicht-Schwimmern in einem Hallenbad zu üben.
Ob die Schwimmabzeichen-Kurse auch für Nicht-Vereinsmitglieder und Kinder aus Sprockhövel durch das Hattinger Team im Freibad angeboten werden können, prüfen die Verantwortlichen derzeit. „Das hängt vom Bedarf ab, und von den Möglichkeiten, Schwimmzeiten zu bekommen“, schätzt Lumbeck das Sprockhöveler Freibad und kann sich durchaus vorstellen, an einem interessanten Nutzungskonzept mitzuarbeiten.
Das Kinderschwimmen beim TuS Hiddinghausen findet jeweils mittwochs von 18.15 bis 19 Uhr (Anfänger) und von 19.15 bis 20 Uhr statt. Infos und Anmeldung bei Daniela Mosler per E-Mail an