Historisch Alte Schätze lagern in der Historischen Bibliothek
Wuppertal · Der Kirchenkreis Wuppertal besitzt fast 500 Bücher aus der Zeit vor 1850. Nicht alle Exemplare sind in einem guten Zustand.
Es riecht leicht geräuchert. Das kommt nicht von der Theke, die immer noch im ehemaligen Gemeindezentrum in Ronsdorf steht, sondern von den Büchern. Viele davon stammen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg und erlebten die großen Brandbombenangriffe in den 1940er Jahren. Ein Großteil der Archive verbrannte damals, manches konnte jedoch gerettet werden. Heute stehen die wertvollen und weniger wertvollen alten Schriften aus lutherischen und reformierten Gemeinden vereint in der Historischen Bibliothek des Kirchenkreises Wuppertal. Sie sind zusammen mit dem Archiv des Kirchenkreises Wuppertal untergebracht, das Protokolle, Familienbücher und Bauunterlagen aus allen evangelischen Gemeinden sammelt.
Eine Stiftung kümmert sich heute um die rund 500 Bücher mit 800 Titeln aus der Zeit vor 1850. Vieles davon ist in einem sehr schlechten Zustand. Schimmel und Bücherwürmer nagen an den alten Schriften, die Einbände lösen sich vom Rest des Buches. „Es gibt viele solcher Schätze, die dringend der Restaurierung bedürfen“, sagt Pfarrer Hermann-Peter Eberlein, der die Historische Bibliothek betreut. Das Stiftungsvermögen betrug bei der Gründung jedoch nur 50 000 D-Mark. Aus deren Zinsen lassen sich nur wenige Maßnahmen finanzieren. Manchmal sorgen Zustiftungen oder Erlöse aus dem Verkauf von Dubletten für zusätzliche Mittel. Alle paar Jahre wird dann ein besonders schönes Exemplar wieder hergerichtet.
Kosten für Sanierung liegen
im vierstelligen Bereich
So wie die Chronik der Stadt Köln: Das große und reich bebilderte Werk gibt Auskunft über die Heiligen der Stadt und wo Reliquien zu finden sind. „Köln galt als eine der vier Heiligen Städte des Christentums und war ein großer Wallfahrtsort“, erklärt Eberlein. Bücher, wie die in seiner Bibliothek, lagen in den Kirchen aus, damit sich die Gläubigen informieren konnten. Handkolorierte große Bilder stellen die Heiligen dar. Damit das Buch so schön wie jetzt aussieht, musste es jedoch erst begast und dann in Feinarbeit fehlende Seitenteile, Buchdeckel und Schließe ergänzt werden. Rund 4000 bis 5000 Euro kostet so eine Behandlung. Deshalb bekommen sie nur ganz besondere Bücher. So wie auch das „Einfältige Bedenken“ von Hermann von Wied, dem früheren Erzbischof von Köln. Er hatte Mitte des 16. Jahrhunderts versucht, im Erzbistum Köln die Reformation in eingeschränkter Form einzuführen. In den „Bedenken“ legte er eine neue Kirchenordnung nieder. „Das ist ein wichtiger Teil der Rheinischen Kirchengeschichte“, findet Pfarrer Eberlein, der diese an der Kirchlichen Hochschule gelehrt hat.
Ein großer Teil der Historischen Bibliothek stammt aus dem Nachlass von Karl Krafft, der bis 1885 in Elberfeld als Pfarrer tätig war. „Der ist monatelang durch Deutschland gefahren und hat Bücher gesucht“, erzählt Eberlein. Karl Krafft hat auch gemeinsam mit Karl Wilhelm Bouterwek den Bergischen Geschichtsverein gegründet. Insbesondere zur Reformation und zur rheinischen Kirchengeschichte hat Krafft viele Werke zusammengetragen. Der zweite Großspender war Hermann Dalton, ein Pfarrer aus St. Petersburg. Er hatte seine Bücher der Elberfelder Gemeinde als einer der damals führenden reformierten in Deutschland vermacht.
Nicht immer ist die Bedeutung einzelner Werke sofort zu erkennen: Oft sind mehrere Kleinschriften ohne Inhaltsverzeichnis in einem Buch zusammengebunden. Nur Experten können erkennen, wo in den lateinischen Schriften mit Anhängen, Zusätzen und Vorbemerkungen das nächste Werk beginnt. Und nicht jeder Beitrag zur Diskussion der Reformation findet heute noch interessierte Leser.
Große Mengen zerfledderter, etwas traurig anzusehender Bücher lagern in den Stahlschränken der Historischen Bibliothek. Weitere weniger alte Bücher zur Kirchengeschichte stehen in langen Regalen. Nur selten verirren sich Studierende oder Historiker zur Recherche hierher. Für das Einscannen wichtiger Beiträge fehlt das Personal. Bibliothekarin Christiane Pesch kümmert sich mit einem Mitarbeiter um die Bestände und beantwortet Anfragen. Immer wieder bieten Wuppertaler ihre alten Erbstücke an: Aus Bibliothekssicht sind das jedoch meist wertlose Dubletten.