Wuppertal Arabischsprachige Christen machen die katholische Kirche größer

Wenn alles kommt, wie es die Beteiligten sich wünschen, dann zieht ein Pope in das Gemeindezentrum St. Petrus in Laaken.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Wuppertal. Die katholische Kirche will arabischen Christen in Wuppertal ein zu Hause geben. Das ist das erklärte Ziel von Stadtdechant Bruno Kurth und Pastoralreferent Werner Kleine. Und wenn alle so läuft, wie es die Beteiligten sich wünschen, dann entsteht am Ende eine Situation, in der es drei Gewinner gibt: Die syrischen Christen haben eine Gemeinde, St. Petrus in Laaken muss nicht profaniert werden und die katholische Kirche in Wuppertal verliert keine Kirche.

„Das wäre ideal“, sagt Werner Kleine. Die Kirchengemeinde St. Petrus berate derzeit über die Zukunft des Gebäudes. Beschlossen ist nichts. Der Gemeindevorstand wägt derzeit das Angebot eines privaten Investors ab. Eine Yogaschule soll Interesse an dem Gebäude bekundet haben. Letztlich geht es auch um Geld und Wirtschaftlichkeit.

Es gäbe für die syrischen Christen aber auch Alternativen in Wuppertal. Die Hauptsache sei, dass den Menschen geholfen werde, sagt Kleine.

„Viele glauben, dass da ausschließlich Moslems aus Syrien nach Deutschland kommen“, sagt der Pastoralreferent. „Aber jeder fünfte Flüchtling ist Christ.“ Von 23 Millionen Syrern sind knapp zwei Millionen christlichen Glaubens.

Das ist überraschend, macht die Herausforderung für die katholische Kirche aber nicht einfacher. Denn in Syrien ist Christ nicht gleich Christ. Es gibt die syrisch orthodoxen, die griechisch orthodoxen sowie armenische, assyrische und lateinische Christen. Dass die Katholiken in Wuppertal nicht für jede Konfession ein Gebäude bereitstellen können, ist auch für Jiryss Arraf selbstverständlich. Er ist selbst Syrer, unterstützt seine Landsleute in Deutschland und lehrt Kleine nebenbei Arabisch. Das hat Sinn, denn die neue christlich-arabische Gemeinde zählt schon weit mehr als 100 Mitglieder, noch ehe sie richtig gegründet wurde. „Das funktioniert miteinander“, sagt Arraf.

Für Kleine und Bruno Kurth ist es schlicht selbstverständlich, den Glaubensbrüdern aus dem Orient zu helfen. „Wir unterstützen jeden Flüchtling und die Christen ganz besonders“, sagt der Pastoralreferent. Er hat einem Lehrer bereits ein Praktikum in einer Schule vermittelt. Nun sucht er eine Firma, die einem Karosseriebauer aus Syrien die Chance gibt, sich für den deutschen Arbeitsmarkt fit zu machen. „Wir bieten eigens für die Christen aus Syrien einen Deutschkurs an.“

Für den Pastoralreferenten selbst sind die Flüchtlinge aus Damaskus, Aleppo, Homs und den anderen zerbombten Städten auch aus wissenschaftlicher Sicht eine Besonderheit. „Ich bin Neutestamentler und werde jetzt mit Dingen von vor 2000 Jahren konfrontiert, die ich nur aus der Bibel kenne. Da kommen Menschen zu uns, die sprechen Aramäisch. Das war die Sprache von Jesus Christus.“

Umso überzeugter ist Werner Kleine davon, dass die arabisch christliche Gemeinde in Wuppertal nicht nur gegründet wird, sondern auch einem Ort findet, an dem die Orthodoxen ihre Ikonen aufstellen, der Pope leben und die Gottesdienste zelebrieren kann. Den Popen würde unter Umständen die katholische Kirche bezahlen.

Und wenn St. Petrus dafür doch nicht zur Verfügung steht? Dann kann die Gemeinde die Kirche St. Pius in Barmen mitbenutzen: „Da waren wir schon zu Gast“, sagt Jiryss Arraf. „Aber Laaken wäre natürlich schöner, weil wir die Kirche so einrichten könnten, wie wir sie brauchen, und nicht immer alles wieder wegräumen müssten.“ Außerdem gebe es in Laaken die Möglichkeit, über die Vermietung von kircheneigenem Wohnraum Geld zu beschaffen.