Arbeitsmarkt kurios: Firmen bewerben sich bei den Studenten
Der 15. Jobkongress in der Stadthalle verfolgte einen neuen Ansatz.
Wuppertal. Christian Qual von der Heiligenhauser Firma Helbako holt tief Luft, dann beginnt er die Historie seines Unternehmens herunterzurattern. Umsätze, Standorte, Firmenphilosophie — ohne Pause. Nach zwei Minuten ertönt ein Klingelzeichen und Qual muss seinen Kurzvortrag beenden. Willkommen auf dem schönen neuen Arbeitsmarkt. „120-Sekunden-Elevator-Pitch“ ist der erste Programmpunkt am gestrigen Mittwoch auf dem 15. Jobkongress in der Stadthalle.
Mit Aktionen wie den Kurzpräsentationen versuchen die Veranstalter Arbeitsagentur und Bergische Entwicklungsagentur — Partner ist die Bergische Uni — einen völlig neuen Ansatz umzusetzen: „Wir stellen uns dem gedrehten Arbeitsmarkt und versuchen, den Unternehmen Fachkräfte zu vermitteln“, sagt Bodo Middeldorf, Geschäftsführer der Bergischen Entwicklungsagentur. Heißt im Klartext: Die Studenten sollen sich nicht mehr bei den Unternehmen bewerben, sondern umgekehrt.
Hintergrund ist der Fachkräftemangel. „Wir können es uns nicht leisten, nur einen Studenten aus der Region abwandern zu lassen“, sagt Middeldorf. Rund 800 Akademiker und Studenten wurden deshalb für die Jobmesse mit 45 Ausstellern angeschrieben. „Wir wollen die Unternehmen hier bekannter machen“, sagt Werner Schneider, Geschäftsführer der Arbeitsagentur. Vor allem die Zuliefererbetriebe seien bei den Hochschulabsolventen unbekannt. „Der Berufsstart ist auch bei einem Mittelständler attraktiv, weil dort viel mehr Aufgaben übernommen werden können“, sagt Andrea Bauhus, Leiterin des Karriere-Services der Bergischen Uni.
Schon um elf Uhr füllt sich die Stadthalle, Mittzwanziger im Dreiteiler, Studentinnen in Rock und Blazer. Rund 500 Arbeitsplätze bieten die Unternehmen in der Stadthalle an, da zählt der erste Eindruck. 1000 Besucher zählen die Veranstalter bis zum Ende des Jobkongresses.
In einem Gang steht Melanie Janowitz, bepackt mit Informationsmaterial. „Ich weiß noch nicht, wo es nach der Uni hingehen soll. Da bietet der Jobkongress eine gute Orientierung“, sagt die Wuppertaler Studentin der Germanistik und Anglistik. Mit drei Unternehmen hat Janowitz schon gesprochen. „Ich hätte nicht gedacht, dass das so einfach geht. Das Konzept der Messe gefällt mir.“