90 Jahre Wuppertal Auch eine Resolution half den Ronsdorfern nicht
Ronsdorf · Die einstige Bandwirker-Stadt pflegt bis heute ihren eigenen Stadtkern.
Zuerst hatten sich die Ronsdorfer erfolgreich gewehrt: „Barmen hatte angestrebt, Ronsdorf nach Barmen einzugemeinden“, berichtet der Historiker und Ronsdorfer Günter Konrad. Das gelang nicht. Aber trotz vieler Proteste wurde Ronsdorf 1929 in die neu gegründete Wupperstadt integriert.
Auf den Internetseiten des Ronsdorfer Heimat- und Bürgervereins (HuB) sind die Daten nachzulesen. Gerade erst, im Jahr 1925, hatte die Kleinstadt mit einem großen Festumzug stolz den 180. Jahrestag der Verleihung der Stadtrechte gefeiert. Die Stadt macht Werbung für sich als Gartenstadt und Luftkurort.
Auch der Kreis Lennep war
gegen die Eingemeindung
Und die Stadtverordnetenversammlung der Stadt mit mehr als 15 000 Einwohnern lehnte am 25. Januar 1928 einstimmig eine Eingemeindung ab. Rückendeckung kam vom Kreis Lennep, zu dem Ronsdorf damals gehörte. Der Kreis befürchtete sein Auflösung und gab ein Gutachten in Auftrag. Das bescheinigte Ronsdorf, durchaus als eigenständige Stadt lebensfähig zu sein.
Im März 1929 protestierte die Ronsdorfer Stadtverordnetenversammlung mit einer Resolution, im April 1929 verabschiedete die Wirtschaftliche Vereinigung Ronsdorf eine ähnliche Resolution. Der Kreis Lennep erhob im Juli Einspruch. Es nutzte alles nichts, der preußische Landtag beschloss die Gründung der neuen Stadt zum 1. August 1929. Noch 1933 verlangte eine Bürgerversammlung aus Ronsdorfern vom Preußischen Staatsministerium, Ronsdorf wieder souverän werden zu lassen, vergeblich.
Nach dem Krieg stand der Wiederaufbau des 1943 stark zerstörten Ronsdorfs im Vordergrund. „Man hat kurz überlegt, ob man die Selbstständigkeit wieder anstreben soll“, berichtet Günter Konrad. „Aber das hätte wenig Sinn gehabt, die Infrastruktur hatte sich inzwischen verschoben.“
Der Wunsch nach einem „Heimatfest“ war Anstoß zur Gründung zunächst eines Ausschusses, aus dem später der Heimat- und Bürgerverein wurde. Der pflegt bis heute die Erinnerung an die Geschichte. Und für die Ronsdorfer gilt bis heute, was 1957 die damalige Bezirksvorsteherin Elfriede Stremmel zur Eröffnung des Heimatfestes, heute „Liefersack“ genannt, sagte: „Wir wollen gute Wuppertaler sein, aber noch bessere Ronsdorfer.“
Viele regelmäßige Veranstaltungen tragen bis heute dazu bei, dass der Zusammenhalt in Ronsdorf ein besonderer ist. Hilfreich ist dabei sicher auch, dass es bis heute einen funktionierenden Ortskern gibt. Ronsdorfer gehen dort gern einkaufen, treffen sich aber auch gern auf dem Bandwirkerplatz.
Der Bandwirkerplatz ist ein Symbol für den Zusammenhalt
Dessen Gestaltung ist ein weiteres Symbol für den Gemeinschaftssinn der Ronsdorfer. Als das nach dem Krieg errichtete Rathaus Ende der 90er Jahre dringend renovierungsbedürftig war, gab es viele Diskussionen. Lothar Nägelkrämer, damals CDU-Bezirksbürgermeister, erklärt, dass die Entscheidung, einen Investor das neue Verwaltungshaus bauen zu lassen, viel Protest hervorrief: „Es gab Widerstand“, sagt er. Unterschriften wurden gesammelt. Und die Frage war, wie die städtische Freifläche davor aussehen sollte.
Gemeinsam gelang es der Bezirksvertretung, dem Heimat- und Bürgerverein, dem Ronsdorfer Verschönerungsverein, der Werbegemeinschaft „Wir in Ronsdorf“, Ronsdorfer Unternehmen und der Stadt, die Gestaltung zu planen – und die dafür nötigen Mittel von rund 120 000 Euro zusammenzubringen. Lothar Nägelkrämer erinnert sich an viele Gespräche mit dem Investor und sehr engagierte Stadtmitarbeiter: „Die sind sogar außerhalb der Dienstzeiten gekommen.“ Als der Platz 2007 feierlich eröffnet wurde, seien alle zufrieden gewesen. „Sogar die Kritiker“, sagt Lothar Nägelkrämer. „Heute haben wir eine richtige Mitte in Ronsdorf“, freut er sich.