Wuppertal Starkregen hätte verheerende Folgen für Ronsdorf
Ein Ingenieurbüro berechnete die Folgen von größeren Wassermassen in Wuppertal-Ronsdorf — mit verheerendem Fazit.
Ronsdorf. Ein Starkregen wie am 29. Mai in Barmen hätte in Ronsdorf noch viel verheerendere Auswirkungen. Das machte Reinhard Beck vom gleichnamigen Ingenieurbüro in der Ronsdorfer Bezirksvertretung klar: „Durch die Kessel-Lage läuft in Ronsdorf alles unten zusammen und trifft sich im Zentrum. Das walzt sich dann den Leyerbach runter.“ Die städtischen Kanalsysteme seien nur auf Regenstärken drei bis vier auf einer Skala bis zwölf ausgerichtet. Bei stärkerem Regen fließe das Wasser über die Kanaldeckel hinweg die Straße entlang. „Bei solchen Ereignissen ist die Einlaufstruktur in wenigen Minuten zu — dann läuft gar nichts mehr ab“, warnt Beck. Und er fürchtet, dass solche starken Regenfälle in Zukunft häufiger auf uns zukommen. „Wir können uns nicht darauf verlassen, dass so etwas erst in 5000 Jahren wiederkommt. Solingen hatte in den letzten Jahren vier Ereignisse, die statistisch gesehen nur alle 100 Jahre vorkommen dürften.“
Wenn es 100 mm in einer Stunde regnet — vergleichbar mit Barmen — dann strömt das Wasser auf der Ronsdorfer Marktstraße und auf Teilen der Lüttringhauser Straße einen Meter hoch dahin. Neben dem Leyerbach könnten sogar Wassertiefen von zwei Metern erreicht werden. „Und dann ist es ein Unterschied, ob da einfach Wasser fließt oder ob Gartenhäuser oder ein ganzes Maisfeld angeschwemmt werden“, betont Beck. Da er mit seinem Büro in Ronsdorf sitzt und auf Risikoanalysen bei Regen und Hochwasser spezialisiert ist, hat er auf eigene Initiative für seinen Heimatort eine hydraulische Analyse erstellt. Sie steht auf der Homepage des Ingenieurbüros — dort kann jeder Ronsdorfer nachschauen, wie stark sein Grundstück bei Starkregen betroffen wäre.
Beck will alle Eigentümer aufrütteln: „Es ist wichtig, dass die Immobilienbesitzer begreifen, dass sie ihr Haus und Grundstück kontrollieren müssen.“ Dass starker Regen auch in den nächsten Jahren kommt, sei klar; Immobilien lassen sich dagegen jedoch schützen. „Neun von zehn Kellern laufen voll, weil die Häuser keine Rückstausicherung haben“, sagt Beck. Selbst in modernen Bauwerken sei dieses wichtige Bauteil nicht selbstverständlich. Ohne diese Rückstauklappe liefen die Keller jedoch schon bei verhältnismäßig geringen Regenmengen voll. Weitere Möglichkeiten zum Schutz seien zusätzliche Abdeckplatten, Erhöhung der Lichtschachtoberkanten, druckwasserdichte Fenster oder gezielte Wasserableitung auf dem Grundstück.
Auch bei der Stadtplanung fordert Reinhard Beck eine Anpassung der Infrastruktur. Bisher sind die Straßen leicht zu den Rändern hin abgesenkt, so dass der Regen dorthin und in den Gulli läuft. Bei Starkregen fließt er dann jedoch direkt in die daneben liegenden Grundstücke und Häuser hinein. In Solingen seien bereits erste Straßen gebaut worden, die stattdessen in leichter V-Form zur Mitte hin abgesenkt sind. „Dadurch kann die Straße deutlich mehr Wasser aufnehmen. Am Ende der Straße muss ich dann einen Weg suchen, wo das Wasser einigermaßen schadlos abfließen kann“, erklärt Beck. Außerdem fordert er eine Begrünung der Städte: Bepflanzte Dächer und Fassaden nehmen nicht nur mehr Wasser auf, sondern kühlen eine Stadt auch. Denn durch die Hitze der vielen Stein- und Betonfassaden erzeugten die Städte derzeit ihre eigenen Gewitter.