Auf den Spuren des Baumretters
Albert Vosteen stellt am Samstag die Königshöhe vor, wo einst August von der Heydt einen großen Waldbestand für die Nachwelt sicherte.
Königshöhe. Es gibt viele Türme in Wuppertal — doch kaum einer dürfte so versteckt liegen wie der Von-der-Heydt-Turm auf der Königshöhe, dem „Park des Monats“ im Oktober. „Ein bisschen wie bei Dornröschen“, sagt Albert Vosteen und lacht. Das sei nicht immer so gewesen, erklärt der ehemalige Oberförster der Stadt, der sich intensiv mit dem Bauwerk und vor allem auch der botanischen Geschichte der Königshöhe auseinandergesetzt hat. Am kommenden Samstag lädt er zu einer Wanderung durch die Wälder dort ein.
Als das heutige Denkmal vor genau 125 Jahren eingeweiht wurde, war es noch weithin sichtbar — über den Bäumen. Kaum zu glauben, wenn man heute auf dem gut 20 Meter hohen Bauwerk steht und den Blick schweifen lässt. Der fällt nämlich direkt auf die Wipfel der Bäume, die den Turm größentechnisch längst überholt haben. Eine Sichtachse auf die Stadt gibt es allerdings noch. „Bis nach Schwelm kann man gucken — wenn das Wetter schön ist“, sagt der 62-Jährige und zeigt in die Richtung. Nicht mehr zu sehen ist dagegen der Weyerbuschturm. Bis vor zwei Jahren sei das noch gegangen, so Vosteen. Jetzt versperren — natürlich — Bäume die Sicht.
Dass die Königshöhe sich heutzutage so grün präsentiert, ist vor allem August von der Heydt zu verdanken, der im 19. Jahrhundert gemeinsam mit dem Elberfelder Verschönerungsverein, dem er selbst jahrelang vorstand, alles an in Privatbesitz befindlichen Wald- und Aufforstungsflächen zusammenkaufte, was er bekommen konnte. „Er muss ein Vermögen dafür ausgegeben haben“, weiß Vosteen. „Dafür hätte er wahrscheinlich auch die Stadthalle bauen können.“ Und das nur, um die Bäume zu retten. Denn damals scherten sich nur wenige um den Zustand der Wälder. Elberfeld war „Boom-Town“, Holz, aber auch Flächen zum Bauen waren heiß begehrt. Die Königshöhe wurde regelrecht ausgeplündert, verwüstet, wie Vosteen erzählt. „Alles konnte von der Heydt nicht mehr kaufen. Leider.“ Trotzdem stieg der Baron zum größten privaten Waldbesitzer in Elberfeld auf.
Die neuerworbenen Flächen machte er öffentlich für alle Elberfelder zugänglich. Pflanzte viele neue Bäume an, vornehmliche heimische Arten, und schuf ein dichtes Wegenetz. Bis zum Ersten Weltkrieg waren es fast 16 Kilometer — mehr als im Zoo oder auf der Hardt, wie Vosteen weiß. Viele sind noch erhalten, alte Wegesteine weisen die Richtung. „Es war ein beliebter Landschaftspark“, erklärt der Wanderführer. Auch dank der Gastronomie dort oben. Von der Heydt selbst hatte sich sein heute noch zu sehendes pittoreskes Sommerhaus auf der Königshöhe errichten lassen.
Aber auch das spielt am Samstag nur eine Nebenrolle. Es geht um die Bäume, betont Vosteen. Denn da hat das Gelände einige Besonderheiten zu bieten. Der alte Buchenbestand sei zum Beispiel sehr sehenswert. Teilweise seien bis zu 250 Jahre alte Exemplare erhalten. Ein Hingucker seien auch die Exoten wie die Weymouthskiefer. Die sind eigentlich eher in Nordamerika heimisch. Von der Heydt führte sie allerdings in Elberfeld ein, da sie sich als wesentlich widerstandsfähiger gegenüber den Abgasen und der Rauchentwicklung in der „Boom-Town“ zeigten.
„Ohne von der Heydt wäre Elberfeld heute nicht so grün“, lobt Vosteen noch einmal das Wirken des berühmten Bürgers.