Im Gemeindezentrum soll ein Pflegecafé entstehen
Die Evangelische Kirchengemeinde sucht Wege, ihr strukturelles Defizit aufzufangen. Deshalb will sie ihre Räume häufiger vermieten.
Eckbusch. Das Gemeindezentrum Eckbusch ist in Gefahr? Bis auf den letzten Platz war das Haus gefüllt, als Pfarrer Hermann-Peter Eberlein die Situation erklärte. Anschließend fanden Kuchen und Suppe reichlich Absatz. 4200 Euro kamen dadurch für den Erhalt des Evangelischen Gemeindezentrums zusammen. „Insgesamt haben wir bereits 10 000 Euro Spenden bekommen“, freut sich Eberlein. Der Erlös der traditionellen Weihnachtsbaumaktion soll ebenfalls dem Haus zugute kommen. Auch wenn die Anwohner am Eckbusch nur zum kleinen Teil zum Gottesdienst kommen, so schätzen sie das Haus doch als Treffpunkt. Seniorennachmittage und Gymnastik findet dort ebenso statt wie Eigentümerversammlungen. Auch die hauseigene Bücherei und das Jugendzentrum werden gerne genutzt.
Das grundsätzliche Problem liegt in einem strukturellen Defizit: Die Kirchengemeinde Elberfeld-Nord gibt jedes Jahr 100 000 Euro mehr aus, als sie einnimmt. Kurzfristig ist das kein großes Problem, weil die Rücklagen der Gemeinde noch für einige Jahre reichen. „Aber in fünf Jahren gehen von vier Pfarrern der Gemeinde drei in Ruhestand“, erklärt Eberlein. „Wir wollen unseren Nachfolgern geordnete Verhältnisse hinterlassen.“ Deshalb suchen nun alle Gemeindebezirke nach Einsparmöglichkeiten.
Hermann-Peter Eberlein, Pfarrer
Das Gemeindezentrum am Eckbusch kostet an reinen Gebäudekosten 24 000 Euro im Jahr. Da dort nur einmal im Monat Gottesdienst gehalten wird, kam die Idee auf, das gut erhaltene Gebäude zu verkaufen. Allerdings: „Das Gebäude gehört der Kirchengemeinde gar nicht, sondern dem Kirchenkreis“, gibt Eberlein zu bedenken. Und der möchte das Gebäude behalten, solange es für kirchliche Angebote genutzt wird. Schließlich findet der Konfirmanden-Unterricht im Haus statt, ebenso die Kindergarten-Gottesdienste. Und ins angebaute Jugendzentrum kommen jeden Tag Kinder und Jugendliche verschiedener Altersgruppen. Ursprünglich wollte die Stadt ein Jugendzentrum am Eckbusch einrichten, profitierte dann jedoch vom Angebot der Kirche und trägt bis heute einen Teil der laufenden Kosten.
Der Gemeindebezirk versucht nun, die 24 000 Euro auf anderem Wege hereinzubekommen — langfristig. „Wir versuchen, unsere Räume noch mehr zu vermieten“, sagt Eberlein. „Letztlich ist es ein Bürgerhaus, das die Bedürfnisse der Anwohner befriedigt.“ Außerdem sollen die Mieten leicht angehoben werden. Viele Angebote wie Seniorengymnastik oder Französisch-Treffen sind allerdings nicht kommerziell und können deshalb nur wenig Miete bezahlen. Bis März hat der Gemeindebezirk jetzt Zeit, ein langfristiges Konzept zu erarbeiten.
Eine Idee ist, in den Räumen des Gemeindezentrums ein Café für Pflegebedürftige einzurichten. Dadurch würde langfristig Miete in den Etat fließen. Thomas Franken vom Pflegedienst Soleo Mobil hat beim Sozialamt einen Antrag eingereicht und möchte gerne Mitte Oktober mit seinem Angebot beginnen. „Wir wollen wohnortnah eine Gruppenbetreuung für pflegebedürftige Menschen anbieten“, erklärt er. Vorerst an zwei halben Tagen — etwa Montag Vormittag und Freitag Nachmittag - werden an bis zu fünf Stunden Pflegebedürftige betreut. Die Angehörigen können währenddessen entweder Einkäufe und Termine erledigen oder sich in einem getrennten Raum zum gemütlichen Austausch treffen. „Das Gemeindezentrum bietet dazu gute Möglichkeiten, auch kleine Spaziergänge sind dort gut möglich“, lobt Franken. Die Preise für das Angebot richten sich nach der Landesverordnung und können meist mit Kranken- und Pflegekassen abgerechnet werden.