Zeitzeuge berichtet vom Widerstand gegen Hitler

Gerhard Laue sprach in der Begegnungsstätte Alte Synagoge.

Foto: Andreas Fischer

Elberfeld. Eine Jugend unter Hitler haben Millionen Deutsche erlebt. Die Jugend von Gerhard Laue passt nicht in das gewohnte Muster von Gehorsam und Anpassung. 1928 in Erfurt geboren, entwickelte sich Laue vom begeisterten Hitlerjungen zum Freund einer Widerstandsgruppe. Von dieser ungewöhnlichen Gruppe berichtete der 89-Jährige in der Begegnungsstätte Alte Synagoge. Sein Gesprächspartner war Pfarrer Hermann-Peter Eberlein.

„Wuppertal ist mein Lebensmittelpunkt“, sagte Laue bei der Vorstellungsrunde. „Hier fühle ich mich wohl.“ In Wuppertal baute er sich eine Existenz als Textilunternehmer auf, nachdem er mit Anfang 20 die „Ostzone“ verlassen hatte. Seine Jugenderlebnisse machte er erst als Rentner publik. 2015 wirkte er in seiner alten Heimat am Dokumentarfilm „Nieder mit Hitler!“ mit, der die Geschichte der Widerstandsgruppe rekonstruiert.

Diese Dokumentation lief vor dem Gespräch des Zeitzeugen mit Eberlein. Dort sah man Laue auf Spurensuche in Erfurt — unter anderem im ehemaligen Gestapo-Gefängnis, in dem der 15-Jährige einsitzen musste. Als zweiter Zeitzeuge war Karl Metzner zu sehen. Er war einer von fünf Erfurter Handelsschülern, die ab 1943 aktiv Widerstand leisteten. Mit Flugblättern und Graffitis protestierten sie gegen das NS-Regime und den Krieg. Sie wurden verraten und inhaftiert. Anders als die Mitglieder der Weißen Rose bewahrte ihre Jugend sie vor der Todesstrafe. Mitwisser Gerhard Laue wurde wieder freigelassen, musste aber die Schule verlassen.

Im Gespräch fragte Eberlein nach den jüdischen Freunden der Familie Laue, die im Dokumentarfilm erwähnt werden. „Mit denen haben wir uns prima verstanden“, sagte Laue. Aber als einer nach dem anderen verschwand, habe sich kein Familienmitglied getraut, nach ihrem Schicksal zu fragen. Wann Laue von den Konzentrationslagern gehört habe, hakte Eberlein nach. „Das habe ich schon als Kind gewusst“, antwortete Laue und erklärte, dass man von Erfurt aus das KZ Buchenwald habe sehen können. Die Erwachsenen jedoch hätten die KZs „verniedlicht“.

Die rund dreißig Zuhörer interessierte vor allem der Hitlerjunge Laue, der NS-kritische Diskussionen am Familientisch führte. Diesen Widerspruch könne er selbst nicht erklären, gab Laue zu. Am meisten wundere er sich über seine Altersgenossen. „Nach 1945 waren sie plötzlich alle gegen Hitler. Da habe ich mich manchmal doch sehr geschämt.“