Auf der Spur bergischer Kulturgüter
Eine „Soko“ des Geschichtsvereins spürt dessen verstreute Sammlung wieder auf und präsentiert sie in Ausstellungen.
Mit Lupe, Handschuhen und detektivischem Gespür forschen Folke Obermark-Stiller und Maximilian Berkel nach der Sammlung des Bergischen Geschichtsvereins. „Soko Kulturgut“ haben die Historikerin und der Kunsthistoriker ihr zweijähriges Projekt genannt, das bis April 2019 läuft. Eine Zwischenbilanz zogen sie bei einem Vortrag im Historischen Zentrum.
Die Bandbreite der Kulturgüter, die der Verein in den 155 Jahren seines Bestehens zusammengetragen hat, reicht von Gemälden über Münzen, Möbel und Waffen bis hin zu einer großen Schriftensammlung. Nach einem Jahr Arbeit liegt eine Soll-Liste mit 2000 Objekten vor. Rund ein Viertel davon, berichtete Berkel, sei bereits gefunden und dokumentiert worden.
Fündig wurde das Forscherteam in den Depots von Wuppertaler Museen, Archiven und der Stadtbibliothek. Allein 290 Gegenstände gehören zu den Beständen des Historischen Zentrums. „Es ist nicht unser Anspruch, die Objekte zurückzuführen“, sagte Obermark-Stiller. „Ziel ist es, die Sammlung wieder sichtbar zu machen.“ Längerfristig soll die Sammlung in eine Stiftung überführt werden. Das eröffnet die Möglichkeit, Drittmittel zu ihrem Erhalt einzuwerben.
So wie Anfang des 20. Jahrhunderts, als Teile des BGV-Besitzes im Städtischen Museum Wuppertal (heute Von der Heydt-Museum) ausgestellt waren. Jetzt soll die Sammlung raus aus der Depot-Nische und in Form von Leihgaben in den Museen präsent sein. Das Museum Schloss Burg interessiert sich zum Beispiel für die Waffensammlung. Sie umfasst 50 Stücke, die sich laut Berkel „im sehr guten Zustand“ befinden.
Andere Schmuckstücke wurden bereits restauriert. Zum Beispiel „Das Bismarck- Museum in Bild und Wort“ — ein dicker Foliant, der 1896 in einer limitierten Auflage von 1000 Stück herauskam. Berkel kann sich den Band gut in einer Schau der Stadtbibliothek vorstellen.
Ausgehend vom Porträt des Elberfelder Bürgermeisters Peter de Weerth konnten er und seine Kollegin die Ahnengalerie der Weerth-Familie vom 17. bis zum 20. Jahrhundert zusammenstellen. An den Bildern müssen nur die Rahmen erneuert werden.
Stolz zeigten die Historiker Fotos von Musterbüchern aus bergischen Textilwerkstätten. Schon Kaiser Napoleon soll die Bände bei seinem Besuch in Düsseldorf 1811 gesehen haben. In ihnen findet man nicht nur Musterstoffe, sondern auch detaillierte Zeichnungen von Arbeitsprozessen und Anweisungen zum Herstellen von Stoffen.
Ausdrücklich bedankte sich die zweiköpfige „Soko Kulturgut“ bei den Zeitzeugen, die während der Recherchen Auskunft erteilten und nicht wenige Objekte zur Verfügung stellten. Erinnert wurde auch an die Vorarbeit von Vereinsmitgliedern wie Otto Schell (1858-1931). „Unsere Systematik fußt auf seiner“, erklärte Obermark-Stiller. „Wir glauben, dass er da sehr viel geleistet hat.“
Die „vergessenen Schätze“ der BGV-Sammlung kann man sich vom 13. April bis zum 20. Mai im Historischen Zentrum ansehen. Als Kuratoren werden Folke Obermark-Stiller und Maximilian Berkel Besucher durch die Ausstellung führen.
Auch der Tag der Bergischen Geschichte im Mai stellt die gesammelten Kulturgüter in den Mittelpunkt.