Wuppertal Vorwurf der Homophobie: Kritik an Auftritt des Jamaikaners Bounty Killer in Wuppertal
Wuppertal. Drei geplante Auftritte des Sängers und Dancehall-Deejays Bounty Killer - darunter ein Termin in Wuppertal — sorgen für Diskussionen. Hintergrund sind Vorwürfe, dass mehrere Lieder von Rodney Basil Price, so der bürgerliche Name des Jamaikaners, offen homophobe Texte haben.
Ulle Schauws, frauen- und queerpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, hat einem Bericht des Berliner „Tagesspiegels“ zufolge in einem Brief an Horst Seehofer den Innenminister gebeten, die Einreise des Sängers zu verhindern. Bereits 2004 hatte, so heißt es in dem Bericht, Bounty Killer ein Einreiseverbot im Schengen-Raum. Das sei aber mittlerweile erloschen. Der Musikstil von Price wird als aggressiv beschrieben. "Verbrenne schwule Männer, bis sie sich im Todeskampf winden", ist eine Zeile aus einem seiner älteren Lieder.
In Regensburg, einer der Stationen von Bounty Killer in Deutschland, formiert sich bereits Protest gegen den Auftritt am 11. Mai, wie unter anderem in der Mittelbayerischen Zeitung nachzulesen ist. Ausgerechnet einen Tag später habe nämlich der Arbeitskreis queer der Universität im gleichen Club eine Party organisiert. Die soll nun genutzt werden, „dem Hass gegen Homosexuelle ein eigenes Statement entgegenzusetzen“. Der Club, der nicht selbst Veranstalter des Bounty-Killer-Gigs ist, versucht, den Auftritt des Jamaikaners, der Anfang der 2000er Jahre auch einen Charterfolg mit der Band No Doubt hatte, noch zu verhindern.
Bereits am Abend des 29. April findet ein Konzert im Dortmunder Junkyard statt. Am gleichen Tag ist er vorher zu Gast in Wuppertal zu einer „Dubplate Session“ in der Elberfelder Innenstadt, wie der Veranstalter gegenüber der WZ bestätigt.
Kritik daran äußert unter anderem der Verein Liberale Schwule und Lesben NRW. „Es ist nicht das erste Mal, dass wir diese Debatte über genau diesen Künstler führen, und es ist mir schleierhaft, warum er immer wieder von irgendwelchen Veranstaltern eingeladen wird!“, erklärt Sven Görgens, Landesvorsitzender von LiSL-NRW in einer Stellungnahme. Und Dominik Korthaus, der stellvertretende Landesvorsitzende, ergänzt: „Wuppertal ist meine Heimatstadt, und es wäre unerträglich für mich zu wissen, dass dieser Mensch hier eine Bühne bekommt, um andere Menschen herabzusetzen und zu bedrohen. In einer weltoffenen Stadt ist dafür kein Platz!“. Der Verein schließe sich der Forderung nach einem Einreiseverbot an.
„Interessant ist, dass es auch in Deutschland anscheinend immer noch Menschen gibt, die sich nicht an den verletzenden und äußerst homophoben Texten von Bounty Killer und anderen stören und solche Konzerte gerne besuchen“, sagt Max Guder von der Wuppertaler SPD. „Es offenbart, dass in unserer Gesellschaft noch viel Arbeit vor uns liegt, die gesellschaftliche Akzeptanz von LGTBTIQ*-Menschen zu fördern.“ Ein Auftrittsverbot allein löse diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe nicht, so Guder, „sondern verschleiert das Problem der Homophobie, die in vielen Bereichen unseres Lebens immer noch alltäglich ist“.
In der Vergangenheit gab es in Wuppertal bereits Konzerte von anderen, als homophob kritisierten Reggae-Stars wie Sizzla und Elephant Man - die ebenfalls Proteste hervorriefen.
Martin Petri, Wuppertaler DJ und Mitorganisator der Veranstaltung am 29. April, kontert die Kritik am Auftritt von Bounty Killer. „Wer die Künstler der Reggae/Dancehall-Szene in den letzten zehn oder fünfzehn Jahren genauer verfolgt hat, konnte feststellen, dass sich Einiges in Richtung der Akzeptanz und Wertschätzung eines jeden Individuums bewegt hat“, so Petri in einer Stellungnahme an die WZ. Ein Großteil der im Reggae und Dancehall vertretenen Künstler, so eben auch Bounty Killer, habe sich von der Propagierung homophober Liedtexte distanziert. „Unsere Haltung als Sound ist da ganz klar: Kulturelle Vielfalt und vor allem auch ein internationaler Austausch zwischen Künstlern sind wichtige und positive Werte. Gerade in einer Zeit, in der die Welt zusammenwächst. Das dabei auch unterschiedliche Sichtweisen aufeinanderprallen, ist nicht immer schön, aber logisch in der Konsequenz“, schreibt Peetri. „Wandel durch Annäherung ist aus unserer Sicht aber ein besseres Konzept als simple Kontaktvermeidung und Abschottung. Folglich sind Künstler, die sich hier als Gäste an unsere Regeln und Gesetze halten, bei uns willkommen, so auch Bounty Killer."
Indes hat sich auch der belgische Manager von Bounty Killer zu Wort gemeldet und zu den Vorwürfen Stellung bezogen. Gegenüber dem Portal queer.de erklärte Mike De Herdt von "Music Got Soul" unter anderem: „ Bounty verwendet keine Liedtexte mehr, die Hass oder Gewalt gegenüber Schwulen verbreiten." Entsprechende Textstellen seien gändert worden. Die persönliche Einstellung des Sängers habe sich in den letzten Jahren gewandelt. Dass immer noch über 20 Jahre alte Texte diskutiert wird, ärgere De Herdt.