Auf Schuhgröße 50 durchs Leben

Der Klub Langer Menschen Wuppertal feiert sein Jubiläum — und klagt über Mitgliederschwund.

Foto: Angela Rauhaus

Hosen ohne Hochwasser, einen passenden Tanzpartner, ein Hotelbett mit ausreichender Länge - richtig große Menschen haben manchmal Schwierigkeiten, von denen kleinere Menschen nichts ahnen. Deshalb schlossen sich vor 50 Jahren in Wuppertal 98 Großgewachsene zum „Klub Langer Menschen“ (KLM) zusammen. Am 28. Oktober 1967 trat die Gründungsversammlung im Hotel Kaiserhof zusammen. Aufgenommen wurden Damen ab 1,80 Metern und Herren ab 1,90 Metern.

Zu Beginn stand der Austausch über Geschäfte mit langer Mode im Vordergrund. „Früher war es ein Riesenproblem, überhaupt Kleidung zu bekommen“, erinnert sich Ulrike Korting, die den Bezirk Wuppertal des weltweit aktiven Vereins leitet. Regelmäßig tauschten sich die Mitglieder darüber aus, wo es besonders lange Hosen oder Schuhe in Größe 49 oder 50 gab. „Wenn ich Schuhe kaufen wollte, stand da genau ein Paar - das musste ich dann nehmen“, erzählt Mitglied Frank Wülfing.

Regelmäßig sind die Frauen des Klubs gemeinsam zu Läden für Lange in Düsseldorf zum Shopping gefahren. Heute ist die Situation einfacher geworden: Zum einen gibt es inzwischen mehr größere Menschen und damit auch in normalen Läden mehr Kleidung mit langen Ärmeln oder Hosenbeinen; zum anderen bietet das Internet eine Auswahl von Spezialläden und langen Größen.

„Deshalb hat der Klub Langer Menschen ein Existenzproblem“, sagt Ulrike Korting. Heute hat der Verein in Wuppertal nur noch 16 Mitglieder, der Essener Ableger hat sich gerade aufgelöst. Die Mitglieder jedoch hängen an ihrem Verein und treffen sich alle zwei Wochen - abwechselnd zu einer Aktion wie Kegeln und zum Essen gehen. „Wir hatten immer viel Spaß“, sagt Ulrike Korting. Viele Vereinsmitglieder sind seit 30, 40 Jahren dabei, haben hier ihren Partner getroffen, gemeinsam Kinder groß gezogen. „Früher waren auch die Kinder eine Clique.“

Hochstimmung habe jedes Jahr zu Karneval geherrscht, den der Verein meist in Köln gefeiert habe, erzählen die Mitglieder. Legendär war eine Parodie auf das Musical „Starlight Express“ in den 80er Jahren in der Bahnhofshalle in Vohwinkel. „Wir haben so viel gelacht bei den Proben“, erinnert sich Ulrike Korting und zeigt Fotos von verkleideten Menschen auf Langlaufskiern. Selbst im Fernsehen sei damals eine „Lange“ aus Wuppertal gewesen, bei der Show von Hans Meiser.

Das Treffen mit langen Menschen aus ganz Deutschland, aber auch Europa und den USA bildet einen wichtigen Aspekt des Vereinslebens. „Wir haben dadurch unheimlich viele Freundschaften geschlossen“, sagt die Vereinsvorsitzende. Einen Engländer mit 2,32 Metern etwa, oder einen Niederländer mit 2,27 Metern. „Mit dem haben wir eine Kaiserwagenfahrt gemacht - das sah schon drollig aus.“ Bei Vereinsfahrten wird immer direkt im Hotel angefragt, ob die Betten auch ohne Fußteil seien - damit die Füße unten nicht anstoßen.

Beliebt sind auch gemeinsame Tanzwochenenden. „Durch die Vereinstreffen bekommt man einen ganz anderen Eindruck von den Städten“, findet auch Frank Wülfing. Einmal im Jahr findet das NRW-Treffen statt, einmal im Jahr das Europa-Treffen. Zum Jubiläum haben die Wuppertaler einen Tagesausflug auf dem Rhein gemacht. Nächstes Jahr laden die Wuppertaler die NRW-Langen zu sich ein - auf besonderen Wunsch anlässlich des Vohwinkeler Flohmarktes. Dann präsentieren die Wuppertaler drei Tage lang die Vorzüge unserer Stadt.