Rückblick Aufstiege, Preise, Zuschauerrekorde – das Wuppertaler Sportjahr von A bis Z
Wuppertal · Im Jahr 2022 konnte sich der Sport von den Corona-Fesseln befreien – Hindernisse gab es trotzdem, aber auch Triumphe.
A wie Auf- und Abstiege Oben auf der Liste der Aufstiege steht der American Footballer der Wuppertal Greyhounds aus der Oberliga. Der Grundstein wurde beim Auswärtssieg im Top-Spiel in Krefeld vor 2000 Zuschauern gelegt. Spannend machten es auch die Basketballerinnen des Barmer TV, die in die Regionalliga aufstiegen. Den Tennis-Damen des SV Bayer Wuppertal gelang im Sommer der Wiederaufstieg in die Niederrheinliga.
Oben auf der Liste der bitteren Abstiege standen die Handballerinnen des TVB Wuppertal aus der 2. Liga. Mit einer ganz jungen Mannschaft stehen die Beyeröhderinnen auch in Liga drei zum Ende dieses Jahres auf einem Abstiegsplatz. Das gilt auch für die WSV-Fußballjugend, die 2021 mit den A-Junioren aus der Bundesliga abgestiegen ist und gleich wieder hoch will.
B wie Boxen Wuppertals Boxprofi Vincenzo Gualtieri verteidigte im September bei der Gala seines Berliner Boxstalls Agon vor 900 Zuschauern in der Uni-Halle seinen Titel als IBF-Intercontinental-Champion, kletterte auf Platz sechs der Weltrangliste im Mittelgewicht und kommt einem WM-Kampf immer näher. Die Gala war vor zwei Jahren schon einmal in Wuppertal geplant wesen, aber wegen Corona abgeblasen worden. Die Sportstadt Wuppertal, Verein für die Unterstützung des Spitzensports in Wuppertal, hatte sich sehr dafür eingesetzt, die hochkarätige Veranstaltung zurückzuholen. Die Auflösung der Sportstadt, weil sich kein Nachfolger für Jörg Wolff als treibende Kraft fand, war Ende des Jahres eine traurige Nachricht für den Wuppertaler Sport. Boxen war 2022 auch mit der Nacht der Löwen von Werner Kreiskott zurück in der Uni-Halle. Die Red Panthers veranstalteten im September zudem einen Kampfabend in der Stadthalle.
C wie Corona Die Infektion beschäftigte den Wuppertaler Sport weiter. Im Frühjahr wurden etliche Meisterschaften erneut gestrichen, wie die im Tischtennis. Test-Vorschriften stellten teils unüberwindliche Hürden für den Spiel- und auch Trainingsbetrieb insbesondere der Hallensportarten dar. Ab April stabilisierte sich die Lage. Ab Sommer konnte man von einer normalen Saison sprechen, und auch die Mitgliedzahlen in den Vereinen stiegen wieder, habe aber noch nicht das Niveau von vor der Pandemie erreicht. Die Statistik des Landessportbundes für 2020 weist 217 Vereine mit 65 404 Mitgliedern aus, für 2021 dann 216 mit 62 685 und zum Ablauf dieses Jahres 62 704 Mitglieder in 214 Vereinen.
D wie Deutsche Meister Die meisten nationalen Titelträger aus Wuppertal gab es wohl wieder im Rollhockey (siehe unter R) und im Kanu (siehe unter K). Aber auch die Seniorenschwimmer der SG Wuppertal sowie Rene Menk 100 m (AK 35) und Herrmann Huppersberg im Hammerwerfen (AK 70) trugen wieder dazu bei, nationale Meisterschaften nach Wuppertal zu holen. Die U 18-Tennismannschaft des SV Bayer schrammte als Deutscher Vizemeister nur ganz knapp am Titel vorbei.
E wie EM-Bewerbung Nachdem Wuppertal mit dem Stadion am Zoo und dem Golfhotel Vesper in den offiziellen UEFA-Katalog als Base-Camp für Teilnehmer an der Fußball-Europameisterschaft 2024 aufgenommen worden ist, haben sich Delegationen von Frankreich und Schottland die Gegebenheiten vor Ort bereits angeschaut. Die Hoffnungen, 2024 ein Team mit seinen Anhängern in der Stadt begrüßen zu können, sind groß. Im nächsten Jahr soll auch der Rasen im Stadion am Zoo erneuert werden. Der Stadtrat stimmte dem gleichzeitigen Einbau von Leerrohren zu, um später eine Rasenheizung nachrüsten zu können.
F wie Fördertöpfe Die wurden 2022 von Wuppertaler Vereinen wieder reichlich angezapft. Das Programm Moderne Sportstätten 2022 der Landesregierung, in dem für Wuppertal rund 4,7 Millionen Euro bereitstanden, ist inzwischen voll ausgeschöpft, 38 Vereine profitierten von einem 50-prozentigen Zuschuss. Mit 500 000 Euro unterstützte die Stadt Ende des Jahres alle Sportvereine. Sie leiden ebenfalls unter den durch die Gaskrise gestiegenen Energie- und Verbraucherpreisen.
G wie Gedenken Am Ende des Jahres verstarb Günter Augustat, der einer der erfolgreichsten Stürmer in der WSV-Geschichte war. Er spielte schon beim Vorgängerverein TSG Vohwinkel und dann bis 1966 für den WSV. Emil Meisen war der Kapitän der Bundesliga-Aufstiegsmannschaft von 1972. Er war bereits 1963 zum WSV gekommen und krönte mit dem Aufstieg vor 50 Jahren seine Karriere, die er beim WSV dann 1974 beendete. Nur ein Jahr war Tobias Gebert 2012/13 Sportdirektor beim WSV gewesen, starb bei einem Autounfall mit nur 46 Jahren. Anfang Dezember verstarb Eike Möller, der Gründer und langjährige Vorsitzende der Tennisabteilung des SV Bayer, im Alter von 80 Jahren.
H wie Höfen: Die Klettersportarena im Felsenpark des Sportplatzes Höfen wächst noch, in diesem Jahr eröffnete der DAV Wuppertal aber die ersten Routen. Führungen mit Jugendgruppen und Schulklassen gab es bereits, ab 2023 soll das Revier auch für geübte Kletterer geöffnet werden.
I wie Investitionen Größte Wuppertaler Investition in Sportstätten wird in den nächsten Jahren die ins Freibad Mählersbeck sein. Seit 2020 ist es geschlossen, in diesem Sommer begannen die Abrissarbeiten, die Politik bewilligte eine Aufstockung der Investitionssumme auf knapp 14 Millionen Euro, von denen vier aus Bundesmitteln fließen. 2024 soll Wiedereröffnung sein. 1,24 Millionen Euro flossen in die neuen Frischluft-Filter der Sportzentrums Süd. Den neuen Kunstrasen auf Löhrerlen musste die Stadt nicht bezahlen, hier gewann man einen Jahre langen Rechtsstreit gegen die Baufirma.
J wie Jubiläen: Die Elberfelder TG, zweitältester Verein im Tal wurde 175 Jahre, beging das im November mit einem Spielfest. Ein Jahr zuvor war der Barmer TV 175 Jahre alt geworden, feierte aber ebenfalls erst 2022 mit Aufhebung der Coronabeschränkungen. 100 Jahre alt wurde der ASV Wuppertal, der nach zahlreichen Fusionen in der Vereinsgeschichte seit 1970 auch so heißt.
K wie Kanurennsport Die Paddler vom Beyenburger Stausee bleiben eine Konstante im Wuppertaler Leistungssport. Junioren-Nationalfahrer Maximilian Zöllner schaffte den Umstieg in die Erwachsenen-Klasse, paddelte sich im Canadier gleich in DM-Endläufe und zu einer Bronzemedaille über 1000 m. Emil Faulstich wurde Deutscher Meister im Kanu-Mehrkampf der Schüler, Laurenz Joest Dritter. Juniorenmedaillen gab es durch Moritz Hasenack. Hinzu kamen bei den Titelkämpfen in Brandenburg zahlreiche Medaillen in Mannschaftsbooten.
L wie Leichtathletik Immer neue Talente bringt das LAZ Wuppertal hervor, wobei im Jahr 2022 die U 20-Sprinter um Duncan Brune, Tim Haufe und Niklas Janitza mit zahlreichen Erfolgen auf Landesebene und sogar DM-Teilnahmen am erfolgreichsten waren. Stark auch das Mehrkampftrio Yara Böhmer, Almut Ostertag und Lilly Laserich, das U 18-NRW-Meister wird. Ava Lindemann qualifizierte sich im Dreisprung für die U 18-DM, wurde Achte. Wegen der besseren Trainingsbedingungen nach Leverkusen verabschiedet hat sich dagegen der ehemalige Deutsche Jugendmeister im Hochsprung, Tom Ediger.
M wie Mehrzweckarena Der BHC wartet weiter auf eine große Mehrzweckhalle. Der Solinger Stadtrat bewilligte zwar 880 000 Euro für eine Machbarkeitsstudie für eine solche Arena neben der oder als Ersatz für die Klingenhalle, doch die Umsetzung ist offen. Die Widerstände wachsen. Eine Bürgerinitiative wendet sich gegen das Projekt. Sollte das scheitern, könnten in Wuppertal mit neuen Initiativen alte Pläne wieder aus der Schublade geholt werden
N wie nationale Auszeichnung Franziska Ritter (19) wurde Zweite bei der Wahl zur Deutschen Jugendsportlerin des Jahres. Dreimal in Folge war die Wuppertalerin Deutsche Meisterin im Speedklettern geworden, feierte bereits einen Weltcup-Sieg bei den Erwachsenen und gilt als Kandidatin für Olympia 2024. Pech: Krankheitsbedingt musste sie auf die Teilnahme an der EM in München verzichten. Später wurde sie Dritte bei der Junioren-WM.
O wie Organisation Das weitgehende Fallen der Coronaschutzbedingungen machten zahlreiche Veranstaltungen, die 2020 und 2021 ausgefallen waren, wieder möglich. Dazu gehörten der Schwebebahnlauf auf der Talachse mit 2400 Teilnehmern, das 24-Stunden-Schwimmen, da Uni-Radrennen, der WHEW-100-Kilometer-Lauf und das Südhöhen-Fußball-Turnier.
P wie Preis. Die Bergische Universität, nebenbei Partneruni des Leistungssports, wurde für ihr vorbildliches Gesundheitskonzept unter allen deutschen Hochschulen ausgezeichnet. Das ist beim Hochschulsport der Uni angesiedelt.
Q wie Qualität Kunstrasen und Hitzesommer, das passt nicht zusammen, besonders wenn es sich um Plätze einer Granulat-Generation handelt, die von der Stadt vor Jahren bevorzugt wurde, und in dieser Hinsicht Mängel aufweist. So erwischte es in diesem Sommer die Plätze in Cronenberg, Sonnborn und im Höfen erneut. Durch starke Verklumpung der Granulatverfüllung war dort Spielen kaum oder gar nicht mehr möglich. Sonnborn und Cronenberg wurden komplett grundgereinigt, das Granulat wurde entfernt und durch Sand ersetzt.
R wie Rollhockey Die Frauen des RSC-Cronenberg holten nach zehn Jahren mal wieder einen Deutschen Meistertitel bei den Erwachsenen in die Alfred-Henckels-Halle, besiegten in zwei dramatischen Endspielen Calenberg. Auch die Herren waren nah dran, mussten sich in drei Finalspielen Herringen beugen. Zur WM stellte der RSC vier Spielerinnen und drei Spieler – so viele wie lange nicht. Die vorbildliche Nachwuchsarbeit der Cronenberger unterstrichen DM-Titel von U 20, weiblicher U 17 und U 15.
SCH wie Schwimmen Die Deutschen Kurzbahnmeisterschaften in der Schwimmoper waren der Höhepunkt im Wuppertaler Schwimmjahr. Doppelt so viele Teilnehmer wie im Corona-Jahr 2021 und sogar internationale Konkurrenz hoben den Wert der insgesamt drei Silbermedaillen, die Moritz Schaller, der aktuell beste Schwimmer aus dem Talente-Stall des SV Bayer Wuppertal, gewann. Die SG Bayer behauptete ihren Platz unter den Top-Klubs in NRW, was zahlreiche Landestitel und Medaillen der Jahrgangs-DM unterstrichen.
T wie Tanzen Arabesque bleibt das Aushängeschild des Wuppertaler Tanzsports im Bereich Jazz und Modern. Die ASV-Formation belegte bei der EM Platz sechs, wurde Deutscher Vizemeister und holte mit der Small-Group im Dezember als Krönung des Jahres WM-Silber. Unterdessen hat das Wuppertaler Grün-Gold-Casino wieder ein Spitzenpaar im Nachwuchsbereich. Angelina Helbing und David Goldort fanden erst im Frühjahr als Paar zusammen mund und wurden auf Anhieb Deutsche Vizemeister bei den Jugend-Titelkämpfen über zehn Tänze sowie Landesmeister im Standard in der Hauptgruppe (Erwachsene). Bei der Neuauflage der DanceComp in der Stadthalle erreichten sie im internationalen Jugendturnier die Finals der Latein- und der Standard-Konkurrenz.
U wie Ukraine Russlands Überfall auf die Ukraine hat auch Auswirkungen auf den Wuppertaler Sport. Mit den Geflüchteten kommen auch viele Sportler, die zum Teil in den Vereinen Trainings- und sogar Wettkampfmöglichkeiten finden. Ab März werden die Sporthallen Gathe und Hilgershöhe für die Unterbringung von Geflüchteten genutzt, wodurch sie für die Nutzung durch den Sport bis nach den Sommer-, beziehungsweise Herbstferien wegfallen. Viele Vereine starten Solidaritätsaktionen – vom Sammeln von Spielzeug wie beim VSTV bis hin zu Benefizspielen.
V wie Vereine Georg Rümker übergibt bei der KSG Wuppertal den Vorsitz an Kai Siegmeier. Michael Lergon gibt nach rund 20 Jahren beim LTV Wuppertal den Stab des 1. Vorsitzenden an Albrecht Neizert weiter. Ganz neu stellt der TC Rot-Weiss stellt seinen Vorstand auf. Das neue sechsköpfige Team ist gleichberechtig mit klarer Aufgabenzuteilung. Das Durchschnittsalter liegt unter 40 Jahre. 24 Jahre an der Spitze des Wuppertaler Turnverbands stand Dorothee Hartmann (73), die nicht mehr zur Wiederwahl antrat. Nachfolgerin ist Simone Diederichs vom ASV.
W wie Weltmeisterlich Corinna Ifland, die mit den Wuppertaler Sportkeglerinnen den Klassenerhalt in der Bundesliga schafft, wird mit der Deutschen Mannschaft Weltmeisterin im Sportkegeln. Ben Jochum 18 radelt mit dem Deutschen Junioren-Vierer bei der Bahnrad-WM in Tel Aviv nur knapp an Gold vorbei, wird mit dem Quartett dafür, zwei Monate und eine Corona-Erkrankung später, Europameister.
X wie XXL So liest sich die Karriere von Tischtennis-Ass Jochen Wollmert. Der Wuppertaler nahm an sieben Paralympics-Turnieren teil, wurde fünffacher Paralympics-Sieger, sechsfacher Weltmeister und elffacher Europameister. Mit 57 Jahren beendete er seine internationale Tischtenniskarriere mit der Teilnahme am Weltranglistenturnier in Mexiko. Nicht ganz so lang war die Karriere des ehemaligen spanischen Rollhockey-Weltklassespielers Jordi Molet, der mit 43 Jahren als Spielertrainer beim RSC Cronenberg noch auf Rollen stand. Nun will er sich ganz auf seine Aufgabe als Trainer konzentrieren.
Y wie Ypsilon bleibt frei
Z wie Zuschauerrekord Den gab es am 3. Mai im Halbfinalspiel des Niederrheinpokals zwischen dem Wuppertaler SV und Rot-Weiss Essen. Auf 6000 bis 8000 Zuschauer hatte der WSV nach ansonsten eher dürftigen Besuchen gehofft, 11 473 wurde es dann an diesem lauen Dienstagabend im Stadion am Zoo, mit Abstand der beste Besuch seit Jahren.