Öffentlicher Raum Ausstellung am Wupperufer zeigt Visionen für den Fluss

Wuppertal · Zwei Studentinnen beschäftigten sich mit der Wupper als Forschungsraum.

Gedanken zur Wupper sind auf Plakaten entlang des Islandufers zu sehen.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die Wupper – nicht nur ihr Name ist eine Grundlage für die größte Stadt, durch die sie fließt. Gleichermaßen bildet sie ihre Lebensader, war doch die Industrie in ihrem Tal überhaupt erst durch sie möglich. Doch gerade das war ihr später für lange Zeit ein großes Verhängnis. Erst jüngere Generationen sind mit ihr als gesundem, lebendigem Fluss aufgewachsen. Doch innerhalb der Stadt, entlang der Talachse, ist nicht viel von der Wupper als Teil der Natur greifbar. Fast durchgängig eingefriedet, ist sie wenig zugänglich für die Bewohner der Stadt, der sie ihren Namen gab.

„Visionen für die Wupper“ will deshalb ein Forschungsprojekt der Bergischen Universität bieten. Rebecca Bäumer und Kyra Beer haben sich im Master-Studiengang „Public Interest Design“ mit der Wupper im urbanen Raum auseinandergesetzt. Innerhalb eines vielschichtigen Semesterprojektes beleuchten sie verschiedene Perspektiven auf den Fluss, wollen ins Gespräch kommen und somit auch den Raum für Wünsche und Bedürfnisse eröffnen. Ein Teil der Ergebnisse kann bereits seit Anfang September am Islandufer besichtigt werden, wo anhand von Plakaten an der Wupperbrüstung eine offene „Bürgerausstellung“ entstanden ist.

„Uns ist die Wupper als Potenzialraum aufgefallen. Sie ist oft sehr ungenutzt“, erläutert Initiatorin Rebecca Bäumer den Beginn des Projekts. Zunächst wurden also Feldbeobachtungen angestellt: „Wir wollten einen Einblick bekommen, wie der Fluss schon genutzt wird.“ Das Fazit viel ernüchternd aus. Die unkonventionelle, aber pragmatische Idee der beiden Studentinnen, diese Struktur aufzubrechen: Zwei Stühle – mitten in der Wupper. Es war als Einladung an die Öffentlichkeit zu verstehen. „Man sollte auf den Gedanken kommen, dass man sich ja auch ins Wasser begeben kann“, erklärt Bäumer die Aktion. Der Fluss sollte als „Wohnzimmer“ wahrgenommen werden – ein Lösungsansatz, der sich schon kurze Zeit später aus Pietätsgründen verbieten sollte. Mitte Juli sorgte gerade der Fluss, den das Projekt nahebringen wollte, für den Verlust tatsächlicher Wohnzimmer in Wuppertal.

Zuvor hatten Bäumer und Beer schon einen Steine-Flitsch-Wettbewerb veranstaltet, um eine Verbindung zur Wupper zu schaffen. Nun aber wurde ausgewichen. „Die Natur ist wunderschön, aber auch unkontrollierbar“, resümiert Bäumer. Nach dem Hochwasser aber sei „ein anderes Bewusstsein für den Fluss entstanden“, hat sie feststellen können; der Wunsch nach baulicher Veränderung ziele nicht mehr nur auf Erholung und Vegetation ab, sondern auch auf den Schutz vor Katastrophen wie dieser. „Ich sehe das nicht als widersprüchlich an“, sagt Bäumer und meint damit, dass durch mehr Grünflächen entlang des Flusslaufes auch mehr Versickerungsflächen zur Verfügung stehen.

Ein öffentlicher Raum
mit nur wenigen Zugängen

Das will auch das Konzept der „Schwammstadt“ nutzen, das nach dem Hochwasser auch im Wuppertaler Stadtrat angeregt wurde. „Dabei geht es darum, so viele Retentionsflächen wie möglich zu schaffen“, erklärt Bäumer. Fakt sei, dass dafür viel Geld fließen und bis dahin jede Menge Arbeit für dieses Ziel geleistet werden müsse.

Das Projekt „Forschungsraum Wupper“ bezieht sich aber vor allem auf den gesellschaftlichen Aspekt. Der Fluss sei ein „öffentlicher Raum“, so die Studentinnen; das werde aber mit Blick auf die nur fünf Zugänge, die es vom Elberfelder Zentrum bis Oberbarmen gibt, viel zu selten greifbar. Darum sprachen die beiden mit zahlreichen Wuppertalern, die teils einen direkten Bezug zum Fluss haben. Die Ergebnisse sind am Islandufer sicht- und per QR-Code auch hörbar. So ist sich zum Beispiel Dajana Meier vom Verein Neue Ufer sicher: „Dieser Fluss kann der Ort der Identifikation sein, den Wuppertal bis jetzt noch nicht hat.“