Autor Klaus Hufnagel: Von Bismarck und den Turteltauben
In der Bücherei Köndgen auf dem Barmer Werth startete die neue Reihe „Autoren der Region“.
Wuppertal. Der olle Bismarck hatte schon längst abgedankt, als ihm die Barmer im Jahre 1900 ein Denkmal setzten. Das steht heute vor dem Haus der Jugend und wird fleißig von Tauben genutzt. Den Kontrast zwischen brüchiger Majestät und tierischer Sorglosigkeit nahm Klaus Hufnagel zum Anlass für seine Geschichte „Turteltauben“.
31 solch kleiner bis mittelschwerer Begebenheiten hat der Schwelmer Autor in dem Buch „Forellen rauchen nicht“ versammelt, das er jetzt in der Buchhandlung Köndgen und damit im Hause seines Verlegers Thomas Helbig dem Publikum vorstellte. Am Werth in Barmen ging es etwa um 6-Minuten-Frühstückseier oder eine Krüppeltanne — eben die vielen bunten Dinge, die das Leben bereichern; so man sie denn liebt oder zumindest ein gespaltenes Verhältnis zu ihnen hat.
Wenn seine Ehefrau urteile, das sei ein „nettes Geschichtchen“, dann wisse er schon: In dem Fall reichen Esprit, Wortwitz und Idee nicht, um über das Banale hinauszuragen. Genau dort liegt in der Tat der Prüfstein. Hufnagel beobachtet das Alltägliche, gerne auch an sich selbst, um von dort über die unvermeidlichen Gedankenblitze zum Besonderen zu gelangen.
Da liest er am Frühstückstisch in der Zeitung, schlurft los und holt den vergessenen Honig, kehrt zurück, um aus seiner Morgenlektüre zu erfahren, dass ein Geisterfahrer fünf Menschen auf dem Gewissen hat. Genau der richtige Moment, um sich an die Einnahme der Blutdrucktablette zu erinnern. Wer kennt das nicht? Aber wer reflektiert schon so stoisch darüber?
Nun passt es ins Klischee, dass dieser Stoiker Hufnagel ein gebürtiger Sauerländer ist. Von seinem Dorf schaffte er es bis nach Schwelm, während ihm Wuppertal als unpersönliche Großstadt erscheine. Mit Bismarck und einer Szene im Von der Heydt-Museum hat er sich dennoch an den vermeintlichen Moloch gewagt, um für den Rest des Buches durch die Region zu streifen.
„Autoren der Region“ ist dann auch zutreffend der Titel einer neuen Reihe in der Edition Köndgen, für die nun der erste Band vorliegt. Schwarz, Weiß und Grün — die bergische Trikolore — hat Grafikerin Sandra Balcke für die ansprechende Gestaltung gewählt. Die drei wechselnden Farbbalken verleihen dem Band einen Ringbuchcharakter, der gut dazu geeignet ist, die Reihe optisch zu etablieren.
Nun kommt es darauf an, ob geeignete Autoren für weitere Bände gefunden werden. Zu wünschen wäre das, bevor die Regionalliteratur gänzlich im derzeit populären Krimi-Taumel versinkt.