Bio-Eier, Großbetriebe und der Ruf nach Verbraucherschutz
Die Diskussion über Tierhaltung und ihre Kontrolle beschäftigt Wuppertal seit Jahren — und das über die umstrittene Stall-Anlage am Dönberg hinaus.
Wuppertal. Jenseits der laufenden Ermittlungen in Großbetrieben in Niedersachsen und der Verdachtsfälle in Nordrhein-Westfalen: In Wuppertal wird die Diskussion über die Produktion von Bio-Eiern bereits seit Jahren mit großer Vehemenz und kontrovers geführt. Die größten Hühnerstall-Anlagen in der Region stehen — wie berichtet — am Fettenberger Weg und an der Nordrather Straße an der Stadtgrenze zwischen Wuppertal und Neviges.
Alleine am Dönberg geht es um eine Bio-Ei-Produktion mit derzeit fast 15.000 Legehennen und eine vom Betreiber ins Auge gefasste Erweiterung des Bestandes auf etwa 24.000 Tiere, ohne dass es nach WZ-Information dazu konkrete Planungsgespräche zwischen der Stadt und dem Unternehmen gibt. Wiederholt hat der Betreiber in der Diskussion betont, sich beim Bau und Betrieb der Anlage am Fettenberger Weg an die gesetzlichen Bestimmungen und die Vorgaben zur Produktion zertifizierter Bio-Eier zu halten. Für eine aktuelle Einschätzung war er am Dienstag allerdings nicht zu erreichen.
Nach Angaben der Stadt wird der Stall am Dönberg regelmäßig kontrolliert — unter anderem mit Blick in Lieferlisten und Dokumentationen, aus denen die Größe des Tierbestandes hervorgeht.
Das ändert allerdings nichts an der Grundsatz-Kritik, wie sie seit Jahren von der Tierschutz-Organisation Peta im Allgemeinen und vom Bürgerverein „Natur Landschaft Schutz Deilbachtal“ im Speziellen geübt wird: Sie verurteilen Massentierhaltung und sehen sich mit Blick nach Niedersachsen bestätigt. Kritisiert werden unter anderem unterschiedliche Maßstäbe bei der Bio-Ei-Zertifizierung und aus ihrer Sicht lückenhafte und unzureichende Kontrollen. Wie berichtet, ist die Baugenehmigung am Fettenberger Weg Gegenstand einer Klage, die vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster in die Berufung geht.
Und die Landwirtschaft? Sie sieht die ehrlichen Unternehmen in der Region durch kriminelle Energie in Misskredit gebracht, wie es der Vorstand der Kreisbauernschaft bei jedem neuen Lebensmittel-Skandal formuliert.
Besorgten Kunden bleiben letzten Endes nur zwei Möglichkeiten: Verzicht oder ein noch bewussterer Einkauf ihrer Bio-Produkte. Letzte Sicherheit bietet allerdings nur ein Blick in die Betriebe selbst — und das gerade bei den Bauern in Wuppertal, die zur Eigenvermarktung stehen.
WZ-TV (Archiv Juni 2011):