Wuppertal Bademeister sind in Wuppertal heiß begehrt

Schlechte Bezahlung und ungünstige Arbeitszeiten machen den Beruf unbeliebt. Das Freibad Eckbusch sucht jedes Jahr händeringend nach Fachpersonal.

Foto: Anna Schwartz

Elberfeld/Ronsdorf. Seit sechs Jahren ist das Freibad Eckbusch in den Händen der gemeinnützigen Betreibergesellschaft. Und zu jeder Saison überwachte ein neuer Bademeister die Schwimmer im Wasser. „Es ist jedes Jahr eine Herausforderung, Fachpersonal zu finden“, verrät Frank Mühlhoff, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft. Ein entscheidender Faktor am Eckbusch ist der Saisonbetrieb. Wenn im September die Tore des Freibads schließen, ist der Bademeister bis Mai arbeitslos. Das hat bislang keiner mehr als ein Jahr mitgemacht.

Doch auch andere Faktoren führen dazu, dass es immer weniger junge Leute gibt, die die Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe — so der offizielle Name des Berufs — antreten. Zum einen ist das eine Folge der Schließungswelle von kommunal geführten Bädern. Die Wuppertaler büßten durch Sparmaßnahmen die Schwimmbäder Auf der Bleiche, an der Kleinen Flurstraße sowie das Kurbad (alle Barmen) und auch das Hallenbad in Vohwinkel ein. „Damit hat sich das Ausbildungsplatz-Angebot verringert“, sagt Frank Mühloff.

Trotzdem starten noch immer junge Menschen am Beckenrand ins Berufsleben. Derzeit bildet die Stadt in ihren fünf verbliebenen Schwimmbädern vier Lehrlinge aus. Gleichzeitig wachen 30 Fachangestellte über das Geschehen im und um das Wasser in der Schwimmoper, im Leistungszentrum auf Küllenhahn, im Stadtbad Uellendahl sowie in den Gartenhallenbädern Cronenberg und Langerfeld. Dennoch merkt auch Bäderamtsleiter Michael Kieckbusch, dass das Berufsbild gelitten hat.

Ein Aspekt sei die Vergütung. „Die Fachkräfte waren lange Zeit tariflich so schlecht gestellt, dass es eine absolute Frechheit war“, sagt Kieckbusch. Ein Berufsanfänger verdiente zuletzt einen Bruttolohn von 2109 Euro, nach einer Tariferhöhung Anfang des Jahres 2249 Euro. Mit 753 Euro müssen Azubis im ersten Ausbildungsjahr auskommen. Gleichzeitig sind die Arbeitszeiten gewöhnungsbedürftig. „Schichtarbeitsdienst und Wochenendarbeit gehören dazu“, sagt Kieckbusch.

Gleichzeitig kommt die Stadt als Arbeitgeber immer häufiger in die Verlegenheit, Anwärter für die Ausbildung abweisen zu müssen, weil sie zu schlecht schwimmen können. Bei einer Prüfung müssen die angehenden Auszubildenden beweisen, dass sie die verschiedenen Schwimmstile beherrschen, gut tauchen und sich schnell im Wasser fortbewegen können. „Man merkt auf jeden Fall, dass die jungen Leute heute schlechter schwimmen können als früher“, sagt Kiekbusch. Auch das sei sicher eine Folge der Bäderreduzierung. Auch Corinna Sidon (52) kennt das Negativimage des Bademeister-Berufs, doch sie liebt ihren Job im Bandwirker-Bad. Seit in Ronsdorf vor sechs Jahren Betriebsgesellschaft und Förderverein die Einrichtung übernahmen, ist sie Bademeisterin vor Ort.

„Der Beruf ist vielseitiger als viele denken. Wir geben auch Aquagymnastik- und Schwimmkurse“, sagt sie. Zudem sind Facharbeiter im Bäderbetrieb in einer Person auch Rettungssanitäter, Techniker und Chemiker fürs Bad. „Ich bin jeden Tag unter Menschen, das finde ich toll“, sagt Sidon, die besonders die persönliche Atmosphäre im Ronsdorfer Bad schätzt.

„Hier ist es noch so wie früher, als man den Bademeister persönlich kannte“, sagt sie. In vielen großen Spaßbädern nehme man heutzutage das Personal ja gar nicht mehr als Mensch wahr.

Hans-Walter Westebbe von der Betreibergesellschaft ist froh, dass er bislang noch keine neue Vollzeitkraft für das Bandwirkerbad suchen musste, in dem auch Aushilfskräfte arbeiten, die aus finanziellen Gründen nur den Mindestlohn erhalten.

Ein Problem, dass die Ronsdorfer Arbeitgeber gegenüber Bewerbern haben, die eine sichere Stelle suchen: „Wir können nicht garantieren, dass es uns in drei Jahren noch gibt“, sagt Westebbe über das Bad, das von den Bemühungen des Fördervereins am Leben gehalten wird. „Ich bin allerdings optimistisch, dass es uns noch lange geben wird.“