Barmen Live ohne Fassanstich
Weil am 30. Mai 1943 die ersten Bomben auf Barmen fielen, verzichten Stadt und IG Barmen auf eine große Eröffnungsfeier.
Wuppertal. Vor ziemlich genau siebzig Jahren kam der Krieg nach Wuppertal — in der Nacht vom 29. auf den 30. Mai war Barmen Ziel des ersten ausgedehnten taktischen Bombenangriffs der Royal Airforce auf Wuppertal. Sechs Wochen später fielen die Spreng- und Brandbomben auch auf Elberfeld. „Die Erinnerung daran ist gerade bei den älteren Menschen noch sehr lebendig, das merke ich fast täglich“, sagt Stadtdechant Dr. Bruno Kurth.
In diesem Jahr fällt just auf diesen Termin auch Barmen Live. „Das hatten wir gar nicht auf dem Schirm“, sagt etwa Mathias Wewer, Vorsitzender der Interessengemeinschaft City Barmen, die das organisiert. Das mehrtägige Straßenfest der Barmer Händler mit viel Musik, Essens- und Getränkeständen und Kinderbelustigung findet seit langem entweder an Fronleichnam oder Pfingsten statt, „je nachdem, was Ende Mai liegt“, so Wewer.
Dass dieses Zusammentreffen unglücklich ist, finden jedenfalls sowohl Superintendentin Ilka Federschmidt als auch Stadtdechant Kurth. Allerdings sehen beide darin auch keinen unüberwindbaren Widerspruch: „Man kann es ja auch so sehen, dass an diesem Tag das friedliche Zusammenleben gefeiert wird“, sagt Federschmidt — Gedenken und Dankbarkeit in einem also.
Kurth verweist darauf, dass sich das Gedenken ja in die Fronleichnamsliturgie einbauen lasse und man vor dem Besuch des Stadtfestes an der Prozession teilnehmen könnte. Er wünscht sich, dass, soweit noch möglich, im Programm des Festes auf das besondere Datum Rücksicht genommen wird: „Das ist eine Frage der Gedenkkultur und wie wichtig uns das ist.“
Auf diese Rücksicht haben sich gestern Nachmittag Stadt und IG Barmen geeinigt: Die große Eröffnung am 30. Mai mit Fassanstich und Freibier soll ausfallen. Ganz absagen könne man die Veranstaltung aber auch nicht: „Das ist ja kein stiller Feiertag für Barmen“, heißt es etwa aus dem Presseamt.
Die Erinnerung und das Gedenken fänden auch durchaus statt, die Kirchen und nicht zuletzt auch Bürgermeister Peter Jung luden zu verschiedenen Gedenkveranstaltungen ein. Und man müsse ja auch auf den Wunsch vieler junger Familien nach einem Straßenfest Rücksicht nehmen.
Auch der Vorsitzende der Initiative für Demokratie und Toleranz Sebastian Goecke sieht in den Veranstaltungen keinen Widerspruch: „Man kann ja auch feiern, dass Barmen wieder steht.“ Und dann könne die Bombennacht ja am Rande thematisiert werden.