Beatles-Fans müssen sich gedulden
Ob John Lennon, Kofi Annan oder Karl May — die Liste von Vorschlägen zur Benennung von Straßen ist größer als das aktuelle Angebot.
Wuppertal. Würden Sie gerne in der John-Lennon-Straße wohnen? Oder doch vielleicht lieber am Hermann-Hesse-Weg? In beiden Fällen müssen Sie sich noch etwas gedulden, denn die Wuppertaler Straßen, die so benannt werden könnten, gibt es noch gar nicht. Es gibt allerdings eine lange Liste mit Namen von Personen, die für eine Straßenbenennung vorgeschlagen sind.
„Jeder kann Vorschläge für Straßenbenennungen machen“, sagt Frank Hörster, Sachbearbeiter bei der Stadt für die Benennung der Straßen. Und da die Nachfrage das tatsächliche Angebot an neuen oder neu zu benennenden Straße übersteigt, wird die Wunschliste immer länger.
Weithin bekannte Namen sind darunter wie John Lennon, Martin Luther King, John F. Kennedy, Hermann Hesse, Jitzchak Rabin oder Franz-Josef Strauß. Die Liste umfasst aber auch Wuppertaler Persönlichkeiten wie den früheren Oberbürgermeister Hermann Herberts, den früheren Oberstadtdirektor Friedrich Platte, den ehemaligen Leiter der Volkshochschule, Otto Roche, oder Erika Nagel, die der Stadt viele bunte Malereien an der Wupper hinterlassen hat.
„Der Name sollte zu der jeweiligen Straße passen“,sagt Frank Hörster, der die Vorschläge an die Bezirksvertretungen beziehungsweise bei überörtlicher Bedeutung der Straßen an den Rat weitergibt. So wurde zum Beispiel ein Weg in Ronsdorf nach Horst Herbergs benannt, der für die Westdeutsche Zeitung viele Jahre über den Stadtteil berichtete. Die Nordbahntrasse heißt offiziell Dr. Werner-Jackstädt-Weg, benannt nach dem Gründer der Jackstädt-Stiftung, die maßgeblich zur Anschub-Finanzierung der Trasse beigetragen hat.
Doch nicht immer steht ein bekannter Name für eine feine Adresse. Ein neu erschlossenes Baugebiet an der Hainstraße taufte Frank Hörster Hainbuchenweg, weil der Bebauungsplan die Anpflanzung von Buchenhecken vorsieht. Der Vorschlag wurde von den Bezirksvertretern angenommen.
Da die Erschließung neuer Baugebiete und Verkehrswege eher eine Seltenheit ist, bieten sich nur wenige Gelegenheiten, die lange Liste abzuarbeiten. Beatles-Fans werden sich daher noch gedulden müssen, denn einen direkten Bezug zwischen Wuppertal und John Lennon gibt es nicht. Das gilt aber auch für die Vorschläge Karl May, Olaf Palme oder Rosa Luxemburg.
Auf der Liste befinden sich eine Reihe von Widerstandskämpfern, Antifaschisten und Opfern der Nationalsozialisten. Stephan Stracke vom Verein zur Erforschung der sozialen Bewegungen im Wuppertal wünscht, dass eine kleine Brücke am Landgericht nach Martin Gauger benannt wird. Gauger verweigerte als einziger Jurist den Treue-Eid auf Hitler sowie den Kriegsdienst und wurde 1941 in Pirna-Sonnenstein vergast. Die Verwaltung hält den kleinen Steg am Landgericht als Würdigung für Gauger für nicht angemessen . „Das sehe ich zwar anders, aber die Entscheidung sollten die Bezirksvertreter treffen. Ein wichtiger Punkt bei Straßenbenennungen ist, dass Diskussionen ausgelöst werden“, sagt Stephan Stracke.
Heftige Diskussionen gab es zum Beispiel vor der Umbenennung der Lettow-Vorbeck-Straße in Edith-Stein-Straße. Straßenschilder mit dem Namen des Kommandeur aus dem ersten Weltkrieg wurden 2011 durch die mit dem Namen der in Auschwitz ermordeten Ordensfrau ersetzt. „Es gilt die Regel: Erst wenn das Geschichtsbild einer Person abgeklärt ist, gibt es keine Bedenken mehr gegen eine Benennung“, sagt Frank Hörster.