Konzert Bergische Kantorei vermittelt den Leidensweg Jesu auf packende Art
Wuppertal · Unter der Leitung von Matthias Lotzmann stand die Johannespassion von Alessandro Scarlatti auf dem Programm in der Lutherkirche.
Denkt man an die Johannespassion, fällt einem sofort Johann Sebastian Bachs hochgeschätzte Vertonung ein. Doch bereits anno 1685, im Geburtsjahr dieses berühmten Komponisten, füllte Alessandro Scarlatti leere Notenblätter und kleidete den lateinischen Originaltext des Johannesevangeliums in Musik. Entstanden ist eine der bedeutendsten italienischen Passionsvertonungen des 17. Jahrhunderts. Erst allmählich erscheint diese Leidensgeschichte Jesu mit dem Titel „Passio Secundum Ioannem“ wieder auf Konzertprogrammen, galt sie doch lange als verschollen. Nun widmete sich die Bergische Kantorei Wuppertal diesem Opus und stellte es ins Zentrum ihres diesjährigen Passionskonzerts in der Barmer Lutherkirche.
Scarlattis Johannespassion ist ein dichtes, genau durchdachtes Werk. Der leidvolle Weg von Jesus bis zum Tod am Kreuz ist ein lebendiges, hochemotionales und erschütterndes Kino des italienischen Barock. Das mit Abstand größte Gewicht liegt auf der Solistenrolle des Evangelisten. Die anderen Solostimmen sind von weniger großer musikalischer Bedeutung. Vor allem nimmt der Chor nur einen bescheidenen Raum ein, etwa in Form von kurzen Einschüben als Turba-Chor. Und es gibt keine einzige richtige Arie. Drei musikalische Ausdrucksformen verwendete der Komponist: das Generalbass begleitete Rezitativ, das Arioso mit Orchester- oder Generalbassbegleitung sowie kleine vierstimmige Chorsätze in einfacher Kompositionsweise.
Heike Bader zeigte
ihre ganze Klasse
Heike Bader verstand es ausgezeichnet, mit ihrem beweglichen Alt als Evangelistin den Leidensweg packend zu vermitteln. Bass Ricardo Navas Valbuena, Stimmbildner bei der Wuppertaler Kurrende, verlieh Christus eine selbstbewusste Stimme. Dagegen wirkte Countertenor Peter Jensen als Pilatus ein wenig blass, der sich gegenüber dem Continuo nicht immer durchsetzen konnte. Die Kantoristen sangen ihre kleinen Passagen mit großem Engagement sehr ausdrucksstark. Das kleine Bergische Kammerorchester in der Besetzung von zwei Geigen, einer Bratsche, einem Cello, einem Kontrabass und Orgelpositiv bildete die fein aufspielenden Continuogruppe, auf die jederzeit Verlass war. Dabei verlor Matthias Lotzmann nie die Übersicht, lotste die Instrumentalisten und Sänger umsichtig durch die Partitur.
Drei kurze barocke Chorwerke mit und ohne Instrumentalbegleitung umrahmten dieses rund 50-minütige Werk: Dietrich Buxtehudes „Wie soll ich dich empfangen“, „Siehe, das ist Gottes Lamm“ von Gottfried August Homilius und Johann Rudolf Ahles „Wisset, daß ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöset seid“. Auch diese Stücke wurden gehaltvoll aufgeführt.