Wuppertal Bergische Sanitäterschule in Wuppertal ist gescheitert

Die beteiligten Städte werden die Pläne nicht mehr weiterverfolgen. Krankenkassen wollen Neubau nicht finanzieren.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Ein wichtiges bergisches Gemeinschaftsprojekt ist offensichtlich gescheitert: Eine gemeinsame Rettungssanitäterschule der Städte Wuppertal, Solingen, Remscheid und Leverkusen wird es nicht geben. Das belegen Recherchen unserer Zeitung. Auf Nachfrage bestätigt das auch Wuppertals Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD).

Der Grund für das vorläufige Aus: Die Finanzierung über die Kassen sei derzeit unklar. Solingens Ordnungsdezernent Jan Welzel (CDU) spricht davon, dass das gemeinsame Projekt deshalb zunächst „eingefroren“ sei. Auch Remscheids Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD) sieht das Vorhaben an den Kosten scheitern. „Die Idee ist gut, aber es rechnet sich nicht“, erklärt das Stadtoberhaupt.

Eigentlich sollte der Betrieb der Einrichtung bereits in einem Jahr starten: Am 1. September 2018 sollte der erste Ausbildungsjahrgang in der Bergischen Akademie für Rettungsdienst und Notfallmedizin — so der Name der neuen Einrichtung — starten. Standorte in Solingen und Wuppertal waren im Gespräch. Gute Chancen sah Wuppertal für die St. Anna-Klinik an der Vogel-sangstraße, die zum Großteil leer steht. Doch auch wenn es kein echter Neubau geworden wäre: Die Krankenkassen, so heißt es nach WZ-Informationen, waren nicht bereit, das Projekt zu finanzieren.

Die Folge: So lange die Refinanzierung nicht stimmt, können die hoch verschuldeten Städte im Bergischen die Ausbildung ihrer Rettungssanitäter weit günstiger anderen überlassen, als sie selbst vorzunehmen. Die Städte haben den erforderlichen Aufwand einer gemeinsamen Einrichtung „spitz gerechnet und können das wünschenswerte Ziel einer gemeinsamen Einrichtung derzeit nicht ohne einen erheblichen Eigenanteil darstellen“, heißt es aus dem Solinger Rathaus. Allein für Solingen würde die gemeinsame Einrichtung mehrere hunderttausend Euro zusätzlicher Kosten bedeuten. „Dieses Refinanzierungsrisiko wollen die beteiligten Städte nicht im Zweifel auf die Bürgerinnen und Bürger umlegen“, sagt Jan Welzel.

Jetzt gehen die bergischen Städte getrennte Wege: Remscheid will beispielsweise mit der Stadt Hagen zusammenarbeiten. Dort sollen die Remscheider Rettungssanitäter ausgebildet werden. Wo die Solinger Rettungssanitäter künftig lernen sollen, war gestern Abend im Rathaus nicht mehr zu erfahren.

Burkhard Mast-Weisz sieht im vorläufigen Scheitern der gemeinsamen Schule für Rettungskräfte keinen Rückschritt in der bergischen Zusammenarbeit. „Es wäre ein neues, gutes Projekt gewesen“, sagt er. „Derzeit sprechen die Zahlen jedoch dagegen. Es muss ja auch wirtschaftlich sein.“ Solange es günstiger sei, die Ausbildung zum Beispiel bei anderen Feuerwehren einzukaufen, „so lange ist die gemeinsame Schule nicht darstellbar“, erklärt er. „So lange wird weiter eingekauft.“

Solingens Ordnungsdezernent Welzel ist mit Blick auf die gemeinsamen Pläne skeptischer: Bei einer veränderten Finanzierung könnten die Pläne der gemeinsamen Rettungssanitäterschule zwar wieder neu betrachtet werden: „Danach sieht es derzeit aber nicht aus“, so Welzel.

Wuppertals Oberbürgermeister Andreas Mucke nennt ebenfalls die fehlende Refinanzierung als Grund dafür, dass die Pläne für eine gemeinsame Schule erstmal nicht weiterverfolgt würden. Da Wuppertal aber dringend ausbilden müsse, suche man jetzt einen Anbieter. Geprüft würden mehrere Optionen, unter anderem mit dem Kreis Mettmann. „Wir haben auch mehr Bedarf als Remscheid, Solingen oder Leverkusen“, betont der OB. Dass das Aus der bergischen Kooperation mit der Standortwahl in Wuppertal zu tun gehabt haben könnte, verneint Mucke. „Ich hätte auch mit einer Schule in Solingen kein Problem gehabt.“

Für die Remscheider hätte der Standort auch keine Rolle gespielt. „Ich habe für die Solinger Lösung viel übrig gehabt“, sagt OB Mast-Weisz. Aber auch die ehemalige Landesfrauenklinik in Wuppertal wäre „völlig okay“ gewesen. Schließlich ergebe es Sinn, alte Klinikstandorte zu nutzen. „Und Sie wissen ja, dass Remscheid Projekten in den Nachbarstädten offen gegenüber steht — so lange es sich nicht um ein Designer oder Factory Outlet Center handelt.“

Als nächsten Schritt prüfen die Städte nun eine Einkaufsgemeinschaft. Entsenden mehrere Städte ihre Schüler, könnte das günstiger ausfallen.