Wuppertal Kliniken: Millionengeschäft mit der Gesundheit
Helios, Bethesda, Petrus, St. Josef und St. Anna: Die Kliniken in Wuppertal investieren teilweise dreistellige Millionenbeträge.
Wuppertal. Die Krankenhäuser in Wuppertal rüsten auf: Alle fünf Häuser investieren aus eigenen Mitteln in ihre Infrastruktur. Die größte Investition mit insgesamt 120 Millionen Euro plant das Helios-Krankenhaus. Bis 2022 wird die Klinik in Barmen komplett umgebaut.
„Die Strukturen im Haus werden alle hinterfragt“, sagt Jörn Grabert, Sprecher des Helios-Krankenhaus in Wuppertal. Das A und O in der Medizin sei, dass Spezialisten zusammenarbeiten. Dazu werden in der Mitte des Geländes zwei Gebäude abgerissen. An ihre Stelle tritt ein Neubau, in dem interdisziplinär zusammengearbeitet werden soll.
„Das Ziel ist ein gut geplantes Krankenhaus“, sagt Professor Nils Crasselt, Inhaber des Lehrstuhls für Controlling an der Bergischen Universität. Um Wartezeiten zu verkürzen, werden Bereiche für typische Abläufe räumlich zusammen gelegt. Im Helios-Krankenhaus sollen zum Beispiel in der Krebstherapie die Wege für Strahlentherapeuten, Onkologen, Radiologen und Chirurgien kürzer werden.
Die Gynäkologie und die Geburtsklinik wurden bereits zu einem Mutter-Kind-Zentrum zusammengelegt. Mit Abschluss der Umbauarbeiten 2022 wird das Herzzentrum vom Arrenberg nach Barmen ziehen.
„Die Krankenhäuser investieren in Bereiche, die als attraktiv angesehen werden“, sagt Crasselt. Eine wichtige Rolle spielten dabei die von den Krankenkassen je Behandlungsfall zu zahlenden Pauschalentgelte, deren Höhe sich nicht nach den tatsächlich anfallenden Kosten richtet. Deshalb versuchten die Kliniken einerseits Behandlungen mit vergleichsweise hohen Entgelten anzubieten. Gleichzeitig sei das Ziel, die Kosten niedrig zu halten. „Dabei spielt die Spezialisierung eine Rolle“, sagt Crasselt. Damit sich teure medizinische Geräte lohnen, brauche man eine hohe Auslastung, zum Beispiel im Bereich Kardiologie.
Das ist auch ein Bereich, in den das Petrus-Krankenhaus verstärkt investiert. Seit Anfang 2016 gibt es in der Kardiologie ein Herzkatheterzentrum. Insgesamt baut der Betreiber, die Stiftung der Cellitinnen, den Standort in Barmen für 20 bis 25 Millionen Euro aus. Unter anderem mit einer sogenannten Norderweiterung. Hier soll unter anderem die HNO-Abteilung aus der St. Anna Klinik ziehen. Kurze Wege spielen auch hier eine Rolle: „Aus den ambulanten Operationssälen des HNO-Bereichs haben wir einen direkten Zugang zum Haupt-OP“, sagt Michael Dohmann, Geschäftsführer des Petrus-Krankenhauses und Sprecher der Geschäftsführung des Klinikverbunds St. Antonius und St. Josef.
„Es ist die Frage, ob jedes Krankenhaus alle Bereiche braucht, wie zum Beispiel eine Geburtsabteilung“, sagt Crasselt. Die Stiftung der Cellitinnen hat diese Abteilung in der St. Anna-Klinik bereits aufgegeben. In das Gebäude soll unter anderem eine Notfall-Sanitäter-Schule für Wuppertal, Solingen, Remscheid und Leverkusen einziehen.
Das Krankenhaus St. Josef investiert 15 Millionen Euro in den Umbau zum Akut-Krankenhaus. Dazu werden bis Februar 2018 drei Stationen sowie eine Intensivstation geschaffen. „Wir müssen dann Patienten mit schweren Erkrankungen nicht mehr in andere Häuser verlegen“, erklärt Dohmann den Schritt.
Die aktuellen Bauprojekte des Agaplesion Bethesda Krankenhaus haben ein Volumen von 14,4 Millionen Euro. Ende März wird ein neuer, für Herzuntersuchungen geeigneten Hochleistungs-Magnetresonanztomograf eingebaut, der erstmalig vollständig auf digitaler Technik basiert. Aktuell wird ein 2500 qm großes Facharztzentrum für niedergelassene Ärzte errichtet und die Bereiche Termin- und Notfallambulanz erweitert.
Angesichts der hohen Investitionen will keines der Krankenhäuser von Konkurrenz sprechen. Allerdings würde kein Unternehmen Geld in die Hand nehmen, wenn es sich nicht einen Gewinn davon verspräche.