„Wenn sich jemand auf die Stadt einlässt“ Bergische Uni als Motor für die Wirtschaft in Wuppertal
Wuppertal · Fremdeln Uni und die Stadt Wuppertal noch miteinander? Wie beide voneinander profitieren können, war Thema bei der ersten Unital-Veranstaltung.
„Wissenstransfer zwischen Universität und Region – wie beide voneinander profitieren“ – das war das Thema der ersten Unital-Veranstaltung in diesem Jahr. Die Vortragsreihe, veranstaltet von Westdeutscher Zeitung und den Freunden und Alumni der Bergischen Universität (Fabu), hat 2022 den Schwerpunkt 50 Jahre Bergische Universität. Das Gespräch am Donnerstagabend in der Citykirche Elberfeld führten Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Prof. Dr.-Ing. Anke Kahle, Prorektorin für Planung, Finanzen und Transfer, moderiert von Norbert Brenken und Johannes Köbberling vom Fabu.
Uwe Schneidewind diagnostizierte, dass sich das „massive Fremdeln“ zwischen Uni und Stadt aus den Gründungsjahren inzwischen gelegt habe. Eine wichtige Rolle der Uni heute sei die eines Motors für die Wirtschaft. Die Rolle der Stadt sei dabei die eines Katalysators, auch über direkte Zusammenarbeit. Als Beispiel berichtete er, dass für die Forschung zum autonomen Fahren mit dem Unternehmen Aptiv auch Geodaten der Stadt verwendet werden.
Arbeit der Uni den Menschen in der Stadt näherbringen
Anke Kahle verwies auf die vielfältigen Aktivitäten, die Arbeit der Universität den Menschen in der Stadt näherzubringen, etwa durch den Tag der offenen Tür, den Forschungstag und eine neue geplante Reihe „Wuppertal forscht“ mit der VHS. „Wissen muss erklärt werden und das kann man auch“, betont sie.
Mit dem Verweis auf den Tag der offenen Tür antwortete sie auch auf einen Wunsch aus dem Publikum nach einem „Dies academicus“. Es sei wichtig, solchen Traditionen neue Formate zu geben.
Die Universität brauche ihr Umfeld, denn hier erhalte sie Daten für ihre Forschung. Als anschauliches Beispiel nannte sie einen Hautarzt, der Daten über Hautkrebs sammle, die jetzt an der Universität mit Hilfe von künstlicher Intelligenz ausgewertet werden.
Diese Zusammenarbeit sei entstanden, weil sie Personen miteinander bekannt machte. Uwe Schneidewind griff das auf: Trotz Internet brauche es weiter persönliche Begegnung. „Dafür wollen wir als Stadt Räume schaffen.“ Es gebe Kooperationen der Uni und der Unternehmen mit anderen Hochschulen und Bildungseinrichtungen der Stadt und im Umkreis – so entstehe ein „Bildungsökonetzwerk“.
Anke Kahle beschrieb den Stellenwert der Berufungspolitik der Universität. So konnte die Berufung eines Professors von der renommierten RWTH Aachen weitere Mitarbeiter aus Aachen anziehen. Die Strategie der Universität sei, Wissenschaftler zu engagieren, die hoch motiviert sind und ihnen Freiräume zu lassen. „In den acht Jahren, in denen ich dabei bin, ist das hervorragend gelaufen.“ Ebenso wichtig sei es, gute Studiengänge anzubieten. Dafür seien sie auch jeweils im Gespräch mit Unternehmen der Region, prüften regelmäßig, ob die Studiengänge noch das vermitteln, was gebraucht wird.
Uwe Schneidewind verwies auf die Strahlkraft überregional attraktiver Studiengänge wie der Sicherheitstechnik. Auf diese Weise begegneten sich Studierende aus der Region und solche, die sich fürs Studium „in die Welt“ aufgemacht haben, was weitere Lerneffekte mit sich bringe. Attraktiv für Studierende sei Wuppertal auch durch Experimentierfelder der Stadtgesellschaft wie die Utopiastadt. Die Erfahrung zeige: „Wenn sich jemand auf die Stadt einlässt, dann ist sofort eine Identifikation da.“
Uwe Schneidewind erwartet weitere Chancen für mehr Begegnung von Stadtgesellschaft und Uni durch die Eröffnung der Uni-Dependance am Döppersberg und des geplanten neuen Gebäudes am Haspel. Und ein gutes Beispiel für die Verbindung von Stadt und Uni habe er erst kürzlich erlebt, als Studierende einer Gruppe wichtiger Akteure der Stadt neue Konzepte vorstellten, das Thema „Fahrradstadt“ zu kommunizieren.
Anke Kahle machte Werbung für die Veranstaltung Solar Decathlon, den internationalen studentischen Wettbewerb zum nachhaltigen Bauen im Sommer an der Nordbahntrasse. „Wir sind sehr stolz, dass diese Veranstaltung zu uns kommt.“ Das werde „ein wissenschaftliches und zivilgesellschaftliches Highlight“.
Zum Abschluss wünschte Uwe Schneidewind der Universität: „Dass sie Bewegungsmotor für die Region bleibt“, Anke Kahle wünschte der Stadt „mutige Bürger“, die weitere Entwicklungen für die nächsten Generationen der Stadt mittragen.