Wuppertal Bergisches Städtedreieck: Schon vier Geldautomaten gesprengt

Zuletzt wurde am Mittwoch in Remscheid ein Automat gesprengt. Die Räuber riskieren immer auch Menschenleben.

Foto: Christoph Petersen

Wuppertal. Ein lauter Knall mitten in der Nacht, dann sehen erschreckte Anwohner meist nur noch ein paar dunkle Gestalten in schnellen Wagen verschwinden. Zurück bleiben Scherben, Schutt und oft ein zerstörter Geldautomat. Denn mit der Sprengung solcher Automaten wollen sich seit einiger Zeit immer wieder skrupellose Räuber Geld verschaffen - gefährlich für sie und diejenigen, die sich in der Nähe der Automaten befinden.

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In Wuppertal gab es in diesem Jahr zwei solcher Sprengungen, zuletzt vor einer Woche an einer Tankstelle. Und in der Nacht zu Mittwoch wurde ein Automat in Remscheid-Lennep gesprengt. Mit einer Explosion in Solingen im Februar hat es in diesem Jahr vier solcher Anschläge im Bergischen Städtedreieck gegeben.

Unbekannte sprengen Geldautomat an Tankstelle in Wuppertal
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Unbekannte sprengen Geldautomat an Tankstelle in Wuppertal

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Den Knall an der Tankstelle Bundesallee hörten Anwohner am 27. Juli gegen 4 Uhr in der Nacht. Sie sahen noch einige dunkle Gestalten, die sich an der Tür zu schaffen machten, dann aber mit einem dunklen Kombi über die neu eröffnete B7 flohen. Die Explosion hat den Automaten der Ing-Diba-Bank aus der Verankerung in der Wand gerissen und ein Feuer im Verkaufsraum verursacht, das die Feuerwehr zum Glück bald löschen konnte. Zudem verursachte die Explosion Schäden im Verkaufsraum. Über die Höhe der Beute gibt die Polizei keine Auskunft.

Auch bei dem Anschlag in der Varresbeck auf den Automaten der Deutschen Bank an der Döringstraße am 28. April wachten Anwohner durch die Explosion gegen 4 Uhr auf. Sie sahen drei Männer flüchten, zwei auf einem Roller — eher untypisch für solche Fälle. Sie erbeuteten Bargeld, wie viel, darüber gibt es keine Angaben. Schon im November hatte es einen Sprengungsversuch an diesem Automaten gegeben, da waren die Täter ohne Beute geflüchtet.

In diesem Jahr hat es in NRW bereits 63 Fälle von Automatensprengungen gegeben, berichtet Frank Scheulen, Sprecher des Landeskriminalamts (LKA). Im gesamten letzten Jahr gab es 136 Fälle. Nur in der Hälfte der Fälle machen die Täter Beute.

Seit zweieinhalb Jahren kümmert sich außer der örtlichen Polizei auch eine Ermittlungsgruppe beim LKA um diese Fälle. „Wir wissen, dass es in den Niederlanden eine große Tätergruppe von rund 250 Personen mit Migrationshintergrund aus Marokko gibt, die sich auf diese Taten spezialisiert haben“, berichtet Scheulen. Die nutzten jeweils ein Gas-Luftgemisch, um die Explosion hervorzurufen, und gestohlene schnelle Autos zur Flucht.

Bei den Ermittlungen arbeitet die Polizei mit den Kollegen in den Niederlanden zusammen. Aber nicht alle Automatensprengungen gingen auf das Konto dieser Gruppe. Es gebe aber auch örtliche Gruppen und Einzeltäter. Schon einige Täter wurden gefasst und verurteilt. Scheulen berichtet von Haftstrafen von vier bis sechs Jahren, zuletzt habe ein Gericht sogar elf Jahre verhängt.

Das Vorgehen sei sehr gefährlich bestätigt er Vermutungen. Denn oft lebten Menschen in dem Gebäude, in dem sich der Automat befindet. „Bisher ist zum Glück noch nichts passiert.“ Auch Polizei und Feuerwehr seien bei den Einsätzen gefährdet, denn man wisse nie, wie explosiv das Gasgemisch noch ist. Gefährlich sei das auch für die Täter. Die Sprengung direkt an einer Tankstelle erhöhe die potenzielle Gefahr natürlich.

Diese Gefahr ist auch der Grund, warum es in der Varresbeck keinen Automaten mehr geben wird. Die Hausbesitzer wollten die Mieter des Hauses dieser Gefahr nicht mehr aussetzen: „Sicherheit geht vor“, sagen sie. Die Deutsche Bank weist daher mit einem Plakat auf weitere Automaten und Geschäftsstellen in Wuppertal hin.

Ob es an der Tankstelle wieder einen Geldautomaten geben wird, müsse mit dem Tankstellenpächter besprochen werden, so die Auskunft von der Ing-Diba-Bank. Die Neubeschaffung eines Automaten koste inklusive Baumaßnahmen etwa 20 000 Euro.