BürgerTal - ein Preis für die Beharrlichkeit
Jackstädt-Stiftung und WZ vergaben zum zweiten Mal einen Preis für bürgerschaftliches Engagement; ein Preis, der in Wuppertal besonders gut aufgehoben ist.
Wuppertal. Axel Walther verbringt einen großen Teil seiner Freizeit hinter dem Steuer eines Kleinbusses und fährt entfernte Straßen in Ronsdorf an, die kein Stadtbus je erreicht. Er ist einer von 33 ehrenamtlichen Fahrern des Bürgerbusses in Ronsdorf, der es älteren Menschen im Stadtteil erlaubt, mobil zu bleiben. "Sie schenken den Bürgern das Wertvollste, was sie haben - ihre Zeit", würdige WZ-Chefredakteur Friedrich Roeingh am Mittwoch in der Schützengesellschaft am Brill das Engagement der Ehrenamtlichen vom Bürgerbus und begründete damit zugleich, warum die "BürgerTal"-Jury dem Ronsdorfer Verein den dritten Preis zuerkannt hat. Mit 5000 Euro kann der Bürgerbusverein jetzt sein Angebot ausbauen.
Insgesamt drei Hauptpreise und ein Sonderpreis wurden von der Jackstädt-Stiftung und der Westdeutschen Zeitung verliehen. Beworben hatten sich bei der zweiten Ausschreibung des "BürgerTal"-Preises mehr als 40 Vereine, Initiativen und Gruppen. "Alle Bewerber hätten einen Preis verdient. Die Jury hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht", resümierte Frank Reiners, Sprecher der Geschäftsführung des Verlags W. Girardet. In der Endauswahl befanden sich schließlich bewusst bürgerschaftliche Initiativen mit großer Breitenwirkung sowie kleine, nach-ahmenswerte Engagements.
So hatte sich die Jury schließlich neben dem Bürgerbus für das Unternehmen Zündfunke - Kinderhaus Luise Winnacker entschieden. Seit 1995 kümmert sich Lieselotte Winnacker-Spitzl gemeinsam mit Lehramtsstudenten der Bergischen Universität darum, sozial benachteiligten Jugendlichen eine Chance zu geben.
Das geschieht mit Beharrlichkeit und Erfolg, was dem Kinderhaus den ersten Preis (15.000 Euro) einbrachte. Turap Yilmaz ist einer jener ehemaligen Winnacker-Schülern, die ihre Chance genutzt haben. Er bereitet gerade seinen Master in Philosophie und Germanistik an der Universität Düsseldorf vor.
Die in Wuppertal besonders ausgeprägte Beharrlichkeit, mit der viele Vereine sich für die Gemeinschaft einsetzen, beeindruckte die Jury. Roeingh: "Hilfe zur Selbsthilfe kennt in einer Stadt mit diesem bürgerschaftlichen Engagement keine Grenzen." Das mache Wuppertal besonders lebenswert - zumal in den Stadtteilen.
In Unterbarmen leistet der Freundeskreis Pauluskirche einen wertvollen Beitrag für die Lebensqualität im Quartier. Die rund 100 Mitglieder kümmern sich darum, dass das von der Kirche nicht mehr benötigte Gotteshaus weiter für kirchliche, kulturelle und wissenschaftliche Veranstaltungen geöffnet bleibt.
Heute zum Beispiel schreiben angehende Ingenieure eine Klausur in der Kirche. Als Lohn für das ehrenamtliche Engagement des Freundeskreises gab es den zweiten Preis (10 000 Euro), den der Verein jetzt unter anderem in den barrierefreien Zugang und "die Erschließung des Kellers" investieren möchte.
Der Sonderpreis (3000 Euro) ging an ein besonders beeindruckendes Beispiel von Beharrlichkeit. Bereits seit 60 Jahren gibt es in Wuppertal eine Weihnachtsfeier für Einsame an Heiligabend. Vom CVJM ins Leben gerufen, engagieren sich längst auch Caritas und Diakonie in der Organisation und Abwicklung.
Darüber hinaus viele hundert Wuppertaler, die beim Eindecken der Tische in der Stadthalle oder beim Fahrdienst für die Gäste helfen. "Wir sind bundesweit die einzige Weihnachtsfeier, die tatsächlich am Heiligen Abend stattfindet und für die sich jedes Jahr viele ehrenamtliche Helfer finden", so Susanne Probach vom CVJM.
Für alle übrigen Bewerber und Ehrenamtler in Wuppertal gilt: in diesem Jahr wieder bewerben, im Herbst geht "BürgerTal" in die dritte Runde.