Schloss Burg Cevin Conrad ist der Bergische Heimat-Botschafter

Der gebürtige US-Amerikaner liebt seine Wahlheimat. Er bietet auch Führungen in Schloss Burg und im Klingenmuseum an.

Graf Engelbert II., unter dessen Herrschaft die Burg zwischen 1218 und 1225 stand, wacht noch heute vor der Mauer von Schloss Burg.

Foto: Roland Keusch

Cevin Conrad ist durch und durch ein Kommunikator. In null Komma nichts war der Termin-Kürmel, der sich kurzfristig rund um das verabredete Interview ergeben hatte, gelöst: Die Begleiterin der Schülergruppe, die er eigentlich zeitgleich durch Schloss Burg begleiten sollte, übernahm spontan den Anfang der Runde – er werde später dazustoßen und den Rest erläutern, versprach er.

Entspannt saß der 53-Jährige im Anschluss gut 20 Minuten auf den rotbezogenen Stühlen der Kemenate und erzählte – ohne ständigen Blick auf die Uhr: Cevin Conrad lebt immer ausschließlich im Jetzt. „Es ist alles eine Frage der Struktur“, erläuterte der selbstständige Unternehmensberater, Ex-Marketing-Direktor, Vater von vier Kindern, erfolgreicher Football-Coach und in jungen Jahren aktiver Fecht-Sportler mit internationalen Erfolgen dieses Lebens-Motto. Mit klarem Blick auf die Dinge und viel Kommunikation passe viel in einen Tag – und tatsächlich scheint er mehr in 24 Stunden unterzubringen als die meisten anderen. Auf seinem Programm steht immerzu eine Fülle an Aufgaben, die er nicht nur alle schafft, sondern auch noch ausnahmslos überaus erfolgreich abliefert.

Seit rund zehn Jahren ist er beispielsweise ein nicht mehr wegzudenkendes Mitglied der Museumsführer-Riege auf Schloss Burg und – vermittelt über eine Kollegin – seit sieben Jahren auch im Klingenmuseum. Es habe sich wohl rundgesprochen, dass seine Führungen mehr als bloße Wissensvermittlungen seien, sagt Conrad, dem es „unglaublich viel Spaß“ macht, mit immer anderen Menschen durch die Ausstellungsräume zu gehen und zu erzählen. Denn viele Interessierte fragen bei der Buchung speziell nach ihm.

Der Amerikener setzt auf
„Info-tainment“

„Ich setze auf Infotainment“, sagt der gebürtige US-Amerikaner, dessen Markenzeichen längst sein fehlerloses Deutsch mit typischem Akzent geworden ist. „Ich möchte den Menschen, die sich meine Burg anschauen, ein Gefühl für das Leben damals geben.“ Wie war das im Mittelalter mit Kälte im Winter, den Mahlzeiten, dem Ungeziefer, Krankheit, Tod oder Krieg?

„Meine Burg“ sagt er sehr bewusst, denn so spontan er sich vor mehr als 30 Jahren in seine Frau Almuth verliebt hat, so sehr mochte er auf Anhieb den ehemaligen Wohnsitz der Grafen von Berg, der mitten im Pfarrbezirk seiner Frau (Burg-Hünger) liegt, und für den er sich als Mitglied des Schlossbauvereins schon lange einsetzt. Vielleicht sei das durchaus ein bisschen „typisch amerikanisch“, sich für Ritter und Rüstungen zu begeistern, sinnierte er. „Aber für mich ist das wirklich Geschichte in 3D, ich blühe auf, wenn ich davon erzählen kann, wie alles war.“

Für Kinder flicht er gerne noch Sagen mit Drachen ein oder schmückt „die Sache mit den Verliesen“ etwas aus. Im Klingenmuseum greife diese Herangehensweise übrigens genauso. „Die Bestecke dort zum Beispiel sind ja nicht nur einfach Messer, Gabel, Löffel, sondern Zeugen einer vergangenen Tischkultur und erzählen von der Lebensweise, dem Alltag ihrer Benutzer“. Als inzwischen offiziell benannter „Heimatbotschafter des Bergischen Landes“ führe er so manches Mal auch auf Englisch durch die Museumsräume, berichtet er und hat Freude, wenn er begeistern und nachhaltiges Interesse an Geschichte wecken kann.

Vor 31 Jahren kam er „der Liebe wegen“ nach Deutschland. „Wir haben uns auf dem Flughafen Portland kennengelernt und wussten sofort: Das ist es.“ Die Wahl des gemeinsamen Wohnortes fiel schnell auf Deutschland. „Das Studium ist hier umsonst, das war schnell entschieden, denn meine Frau hatte ihre Theologie-Ausbildung noch vor sich.“