Corona-Krise Corona-Auflagen: Wenn die Quarantäne 24 Tage dauert

Rott. · Eine Familie aus Barmen muss mehr als drei Wochen zu Hause bleiben. Die Stadt sagt, sie halte sich an die Vorgaben des RKI. Die Familie kritisiert aber die Kommunikation.

Das Gesundheitsamt muss immer wieder Kinder an Schulen testen.

Foto: dpa-tmn/Karl-Josef Hildenbrand

Es ist ein Härtefall. Das räumt auch die Stadt ein. Am 16. September wird die Quarantäne von David-Benjamin Kutzner ablaufen. 24 Tage werden es dann insgesamt für den Barmer, seine Frau und zwei seiner Kinder gewesen sein. Obwohl die Corona-Tests der vier alle negativ waren. Der Haken: Der älteste Sohn, der die zweite Klasse an der Grundschule Thorner Straße besucht, war am 21. August getestet worden, am 24. August kam das Ergebnis: positiv. Die Folge: Die Grundschule, an der es der zweite Fall war, wurde geschlossen, die ganze Familie kam in Quarantäne. Während die für den Sohn in der vergangenen Woche endete und auch die Schule wieder ihre Pforten öffnete, müssen Kutzner und die Familie weiter zu Hause ausharren.

Den Grund erläutert die Stadt auf WZ-Anfrage. Man halte sich an die Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes. Die besagen, dass der Sohn nach seinem positiven ersten Test in Quarantäne muss. Diese endet automatisch nach zehn Tagen, wenn die letzten beiden Tage symptomfrei waren.

Die Kontaktpersonen der Kategorie I, in diesem Fall die Familie, müssen allerdings nach dem Ende der Quarantäne des Sohnes, so heißt es von der Stadt, noch einmal weitere 14 Tage in Quarantäne, wenn nicht sichergestellt werden kann, dass vorher innerhalb der Wohnung die Abstandsregeln eingehalten werden können, es zum Beispiel getrennte Bäder gibt. Die Regelung gelte auch, selbst wenn keine Symptome auftreten oder positive Tests vorliegen.

Der Gartenlandschaftsbauer, dessen Betrieb ohne den Chef auskommen muss, ist sauer. Grundsätzlich habe er Verständnis für die Quarantäne-Maßnahmen. Aber die Kommunikation der Stadt und des Gesundheitsamtes sei schlecht. Mehrfach habe er versucht, Erklärungen zu bekommen, warum er so lange in Quarantäne muss.

Vor allem, warum, was zunächst wenig nachvollziehbar erscheint, sein Sohn mittlerweile wieder in die Schule darf, während der Rest der Familie zu Hause bleiben muss. Am Unterricht nehme der Zweitklässler aber nicht teil. „Wir dürfen ihn ja auch gar nicht zur Schule bringen“, so Kutzner, der ein Attest für seinen Sohn besorgen musste. „Eigentlich gilt ja die Schulpflicht.“ Auf diverse Anfragen, etwa über die Corona-Sammel-E-Mail-Adresse der Stadt, habe es keine Antwort gegeben. Infos habe er sich über befreundete Ärzte holen müssen.

Familie kritisiert
Kommunikation der Stadt

Stattdessen habe es des Öfteren gleich zwei Anrufe vom Gesundheitsamt pro Tag gegeben, die gezeigt hätten, dass es an der Absprache innerhalb der Behörde hapere, ärgert sich der Barmer. Er hat die Hoffnung, dass sich vielleicht doch noch eine Möglichkeit ergibt, die Quarantäne zu verkürzen. Aktuell gibt es ja bereits Diskussionen über die Fristen.

Mitunter, so sei zu hören, handeln Städte unterschiedlich, sagt Kutzner. Das RKI in Berlin wollte sich auf WZ-Anfrage zu dem Fall in Wuppertal nicht äußern. „Wir kommentieren generell keine konkreten Settings oder Maßnahmen von Behörden“, so eine Sprecherin. Sie verweist auf die grundlegenden Empfehlungen des Instituts. Und da ist unter anderem die Frist von 14 Tagen genannt. Auf die Frage, wie die Stadt Düsseldorf zum Beispiel mit einer solchen Situation wie die der Familie Kutzner umgeht, wollte die dortige Pressestelle keine Stellungnahme abgegeben.

Wuppertals Stadtsprecherin Martina Eckermann zeigt Verständnis für die Situation der Familie, wirbt aber auch um Verständnis für die Stadt und deren Mitarbeiter. Das Gesundheitsamt sei am Limit. Jede neue Schule, in der ein Corona-Fall auftrete, verschärfe die Problematik. Gesundheitsdezernent Stefan Kühn spricht aktuell von 18 Einrichtungen, in denen Maßnahmen getroffen werden mussten. An einigen läuft der Betrieb inzwischen wieder, etwa an der Grundschule Thorner Straße in Barmen seit Ende letzter Woche und der Ferdinand-Lassalle-Schule in Ronsdorf seit Montag. In anderen Schulen gibt es dagegen weiter Einschränkungen.