„Das ist genau dort passiert, wo ich heute spazieren gehe“
Die Schüler Pina Seyffert vom Gymnasium Vohwinkel wird für ihre Recherchen zum Burgholzmassaker mit einem bundesweiten Preis ausgezeichnet.
Forschen gegen das Vergessen. Die Wuppertaler Abiturientin Pina Seyffert hat die Verbrechen an ausländischen Zwangsarbeitern während der NS-Zeit am Beispiel des Burgholzmassakers untersucht. Für ihre Arbeit wird sie beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten ausgezeichnet (siehe Kasten).
Übernächste Woche nimmt sie an der Preisverleihung im Bonner Haus der Geschichte teil. „Ich freue mich natürlich sehr über die Auszeichnung und hoffe, dass dadurch das Thema noch bekannter wird“, sagt die 19-Jährige, die gerade ihren Abschluss am Gymnasium Vohwinkel gemacht hat.
Mit Hilfe von zahlreichen Quellen und Originaldokumenten hat sie ein detailliertes Bild der schrecklichen Ereignisse am Ende des Zweiten Weltkriegs erarbeitet. Im Frühjahr 1945 ermordeten Mitglieder der Kriminalpolizei und der Gestapo 30 russische und ukrainische Zwangsarbeiter auf dem damaligen Polizei Schießplatz im Burgholz. Die Leichen wurden in einem Massengrab verscharrt, später aber exhumiert. Die Täter wurden von der britischen Militärjustiz in sechs Fällen zum Tod verurteilt, es kam aber nicht zur Vollstreckung.
Über die Opfer gibt es nur wenige Informationen. Nur der Name der ukrainischen Lehrerin Helena Matrosowa ist bekannt. „Mich hat das sehr erschüttert“, erzählt Pina Seyffert. Besonders berührt sie die direkte Nähe des Verbrechens. „Das ist nicht weit weg in Russland passiert, sondern genau dort, wo ich regelmäßig spazieren gehe“, sagt die Abiturientin.
Bei ihrer Arbeit stand ihr Lieselotte Bhatia vom Verein „Spurensuche - NS Geschichte in Wuppertal“ als Tutorin zur Seite. „Wir haben viele Gespräche geführt“, sagt Pina Seyffert. „Es ist wichtig, dass gerade junge Menschen sich mit den NS-Verbrechen beschäftigen, damit diese nicht in Vergessenheit geraten“, ergänzt sie.
So sieht es auch die Gymnasiastin. Bei ihren Mitschülern stieß sie mit ihrer Hartnäckigkeit nicht immer auf Zustimmung. „Viele glauben, dass uns das heute nichts mehr angeht, aber das ist ein Irrtum“, betont Pina Seyffert. Gerade die derzeitigen Aktivitäten der rechten Szene auch gegen Flüchtlinge machen für sie deutlich, wie aktuell das Thema auch weiterhin sei.