Dauerruinen: Die Stadt ist machtlos

Marode Gebäude verschandeln das Stadtbild. Nur bei Gefahr im Verzug kann die Stadt eingreifen.

Foto: Mathias Kehren

Wuppertal. Marode Fassaden, uralte Dachziegel, blinde und demolierte Fensterscheiben — manche Gebäude, die jahrelang nicht gepflegt werden, verkommen mit der Zeit zur Ruine. Sie können nicht nur Passanten und benachbarte Häuser gefährden, sie sind vielen Bürgern ein Dorn im Auge — auch in Wuppertal.

Foto: Gerhard Bartsch

Hermann Josef Richter, Vorstandsvorsitzender von Haus und Grund, kennt das Problem: „Es gibt immer wieder schwarze Schafe unter den Eigentümern, manchmal sogar bei größeren Baugesellschaften. Auch wenn man die Einzelfälle in Relation setzt, ist es trotzdem beschämend für das Stadtbild. Man denke an das alte Fabrikgebäude in der Wittener Straße nahe der A46.“

Auch neben der Kippe Giebel, der ehemaligen Deponie am Deutschen Ring, befindet sich seit Jahren eine Bauruine. Das Betonskelett ist auch zu einem inoffiziell beliebten Treffpunkt für Jugendliche geworden, die die Gefahr des Verfalls unterschätzen. Seit 2005 steht die Ruine unter Beobachtung der Bauaufsicht. „Ich kann nicht verstehen, warum man ein Gebäude so verkommen lässt und warum die Stadt nicht mehr dagegen tut“, ärgert sich die Passantin Lena Schwingenheuer.

Doch die Stadt ist oft machtlos: „Wir brauchen eine rechtliche Handhabe für unser Einschreiten. Erst wenn wir Anhaltspunkte für eine Gefährdung von Passanten haben können wir dem Eigentümer Sicherheits- und Sanierungsmaßnahmen auferlegen“, erklärt Thomas Seck vom Ressort Stadtentwicklung und Städtebau.

Weitere Maßnahmen wie Zwangsversteigerungen seien nur möglich, wenn der Eigentümer seine Grundsteuer nicht zahle oder konkret gegen die Bauordnung verstoße. Im äußersten Falle könne die Stadt auch Abrissverfügungen erteilen. „Unsere Fördermittel für den Rückbau sind begrenzt.“ Und für private Eigentümer lohne es sich nicht, wenn die Rückbaukosten den Grundstückswert übersteigen.

Die Hintergründe für das Verkommen der Gebäude sind sehr verschieden, so Seck. In der Arbeitsgruppe Problemimmobilien versuche die Stadt diese Einzelfälle in den Blick zu nehmen und Lösungen zu erarbeiten. Auch Hermann Josef Richter sieht das Problem in der aktuellen Gesetzeslage: „Weil das so ist und der Stadt in vielen Fällen die Hände gebunden sind, täte eine öffentliche Diskussion über die Schandflecke in der Stadt sehr gut.“ Einen Vorstoß soll es bereits auf der Jahreshauptversammlung von Haus und Grund am 6. Mai geben: „Wir werden intensiv über das Thema Althaussanierung diskutieren. Hier müssen wir ansetzen, denn wir brauchen Verbesserungen im Stadtbild.“