Betriebssport Fünf Jahrzehnte im Betriebsfußball zu Hause
Wuppertal · Wolfgang Reith und Klaus Munkert hatten die Fäden in den Händen und viel zu erzählen.
Zusammen waren sie 84 Jahre im Betriebssport aktiv, genauer gesagt im Fußball, wo Wolfgang Reith (80) und Klaus Munkert (71) viele Jahre als Obmann und dessen Stellvertreter tätig waren. Nun sei es Zeit, die Aufgaben an Jüngere abzugeben, meinen die beiden Recken, die sich große Verdienste erworben haben und in der ersten Woche des neuen Jahres noch die Hallen-Stadtmeisterschaft organisatorisch über die Bühne bringen wollen, ehe Gabriele Geisthardt als Fußballfachwartin, Stellvertreter Peter Siegert, Arne Heistermann und Jonas Colman übernehmen.
Betriebssportstadtmeisterschaft als letzte Aufgabe
„Unsere Stadtmeisterschaft läuft in der Sporthalle Heckinghausen und leider wieder genau zum Datum des großen Uni-Hallen-Turniers um die Stadtmeisterschaft im DfB-Bereich. „Wir müssen uns mit dem zufrieden geben, was uns das Sportamt zuweist“, so Wolfgang Reith, der jedoch betont, dass die Zusammenarbeit zwischen dem Betriebssportkreisverband (BKV) und dem Sportamt völlig reibungslos und kollegial verläuft. „Da gab es auch schon Spieler, die in ihren Spielpausen in der Uni-Halle zu uns gefahren sind und dann im Betriebssport in ihren Mannschaften mitgespielt haben“, schmunzelt Klaus Munkert über die „Pendel-Aktiven.“
Die Spielpläne im Betriebssport und in den DFB-Vereinen kollidieren zwar nicht miteinander, weil der Betriebssport seine Spiele Freitag, Samstag und Montag austrägt. Doch vor allem in den früheren Jahren war den Vereinstrainern das Mitwirken ihrer Schützlinge im Betriebssport wegen der damit verbundenen Verletzungsgefahr ein Dorn im Auge. Auf der anderen Seite fühlten sich die Aktiven auch ihren Arbeitgebern verpflichtet und konnten ihre Teilnahme am Betriebssport schlecht verweigern. „Aber, das hat sich in den letzten Jahren erheblich gelegt. Da gab es zuletzt kaum noch Probleme“, meint Klaus Munkert.
Von einst 178 Teams sind
nur noch 47 übrig geblieben
Wie der Fußball im Betriebssport ohnehin rückläufig ist. „Wir haben im Moment 47 Fußballmannschaften, davon 29 im Altherren-Bereich. In den 1980er Jahren schossen die Betriebsmannschaften wie Pilze aus dem Boden. Da hatten wir 178 Teams, weil die Betriebe gern sahen, wenn ihre männlichen Mitarbeiter Fußball spielten.“
„Männlich“. Ein Trend, dem sich Käthe Uhlenbaum von der SG Gutenberg in den „80ern“ mit einem Frauen-Team entgegen setzen wollte. „Aber, da es immer nur ganz wenige Gegner gab, hat sich der Frauenfußball im Betriebssport nie richtig durchgesetzt. Da fiel es der SG Gutenberg relativ leicht, zweimal Niederrheinmeister zu werden“, erklärt Kaus Munkert, der in seiner beruflichen Zeit bei den Stadtwerken Leiter der Kundenabteilung war und am Schluss den Posten eines „Key-Account-Managers“ hatte.
Wolfgang Reith war früher verantwortlich in der Bauabteilung des Wuppertaler Traditionsunternehmens Dr. Kurt Herberts tätig und ist dem Betriebssport seit 1970 verbunden. In den verschiedensten Aufgaben, zu denen auch die Funktion des Schiedsrichters gehörte. „Wir waren beide viele Jahre Schiedsrichter, manchmal allein, manchmal im Gespann“, so Wolfgang Reith, der betont, dass es in all den Jahren kaum Probleme gab.
Wie überhaupt die Zahl der Skandälchen absolut gering war. „Reith erinnert sich an einen Langerfelder Gastronom, der als Spieler dem Schiedsrichter mal die Uhr weggenommen hat, oder an einen Fußballer, der dem Unparteiischen die Pfeife mal so unsanft aus dem Mund riss, dass dem später zwei Schneidezähne fehlten. Was sich im Nachhinein (unberechtigterweise) als eher witzig anhört, wurde im Betriebssport recht drakonisch mit je einem Jahr Sperre bestraft. „Nein, viel Theater haben wir auf den Plätzen nicht erlebt“, sagen beide unisono.
„Was mich ärgert, sind die Meckereien in den sozialen Netzwerken“, meint Wolfgang Reith, was Klaus Munkert dazu veranlasst hat, die ärgerlichen, unsachlichen Kommentare auf der Homepage des Betriebssports einfach zu löschen. Es überwiegen aber ohnehin die angenehmen Seiten des jahrzehntelangen ehrenamtlichen Engagements. „Nach Holland haben wir sehr gute Kontakte geknüpft und uns auch gegenseitig mit unseren Mannschaften besucht.“ Was den Kickern aus dem Nachbarland, die ausschließlich auf prächtigem Rasenuntergrund spielen, aber eher wenig Freude machte, war der Anblick der Wuppertaler Plätze. „Die haben ganz bedröppelt geguckt, als sie unseren Aschenplatz auf der Wilkhausstraße sahen“, erinnern sich beide. Auch das Geläuf auf dem reinen Betriebssportplatz an der Rudolfstraße, dem einstigen Viktoria-Platz, hat noch den „roten Rasen“. „Um einen Kunstrasenplatz anzulegen, fehlt dem Betriebssport das nötige Geld.“