Tradition Der Christbaum als Einwegartikel
Wuppertal · Auch Tannen mit Ballen oder im Topf überleben das Fest oft nicht, weil Wurzeln unfachmännisch gekappt wurden.
Alle Jahre wieder haben Weihnachtsbaumkäufer die Qual der Wahl: Soll es ein raumfüllender Christbaum sein oder doch eher ein Tännchen werden? Greift man zu Nordmanntanne oder Blaufichte? Und in Zeiten von wachsendem Umwelt- und Klimabewusstsein stellen sich auch in Wuppertal Menschen die Frage, ob es nicht besser sei, einen Baum mit Ballen zu kaufen, der dann später in den Garten gepflanzt werden oder im Topf auf der Terrasse bleiben kann.
Fachmärkte: Kunden fragen nach der Herkunft von Bäumen
Die gute Nachricht: Ja, man kann solche Bäume kaufen. Die schlechte: Eine Garantie dafür, dass sie das Fest dauerhaft überleben, gibt es bei handelsüblichen Tannen nicht, wie von Fachleuten zu hören ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Christbaum mit Ballen tatsächlich im Garten anwächst, liegt demnach bei etwa 50 Prozent. „Die ballierte beziehungsweise getopfte Weihnachtsbaumware eignet sich in der Regel nicht zum Einpflanzen“, erklärt auch Annette Berendes, Leiterin des städtischen Ressorts Grünflächen und Forsten. „Zudem handelt es sich um Kunst- oder Pressballen, bei denen die Hauptwurzeln nahezu alle unfachmännisch gekappt werden.“ Fichten und Tannen stünden generell ungern in Containern und würden in dieser Form auch nicht aufgezogen.
Im Gartencenter Amoflor mit Sitz an der Düsseldorfer Straße beobachtet man durchaus einen Trend zu Nachhaltigkeit, wie Betriebsleiter Christoph Kaul im Gespräch mit der WZ erläutert: „Kunden fragen uns schon gezielt nach solchen Bäumen und interessieren sich auch für die Herkunft der Weihnachtstannen.“ Rund 1500 Bäume verkaufe Amoflor pro Saison, sagt Kaul, darunter auch einpflanzbare.
Doch um einen Weihnachtsbaum anzubieten, der später tatsächlich erfolgreich im Garten anwächst, müsse zuvor einiger baumschulerischer Aufwand betrieben werden, was eine solche Tanne mitunter dreimal so teuer mache wie eine herkömmliche. Das sei den Kunden nicht immer zu vermitteln, so Kaul, weswegen „zu 95 Prozent“ dann doch konventionelle Exemplare gekauft würden, die von großen Weihnachtsbaumfeldern kommen und „wie Schnittblumen kultiviert und abgeerntet werden.“
Weihnachtsbäume gehören
nicht in den Wald
Wer einen Weihnachtsbaum vermeintlich „gerettet“ hat, bei sich zu Hause aber keinen Platz für ihn, sollte sich informieren, denn: „Es ist grundsätzlich verboten, Bäume einfach irgendwo einzupflanzen“, sagt Annette Berendes. „Zudem ist der Standard-Weihnachtsbaum - ob Nordmanntanne oder Blaufichte - kein Baum, der in den Wald natürlicherweise gehört. Wenn wir über eine größere Naturnähe im Wald sprechen, können nicht irgendwelche (Weihnachts-)bäume angepflanzt werden.“
Zudem seien Christbäume meist so gezüchtet, dass sie breit ausladend sind und einen möglichst astreichen, synchronen Wuchs aufweisen. „Im Wald wachsen die Bäume aber sehr dicht, so dass sie im unteren Bereich meist astfrei sind und nur eine grüne Krone haben.“ Fazit der Stadt: „Ein Weihnachtsbaum entspricht in keinster Weise den Ansprüchen an einen Waldbaum.“
Auch beim Wuppertaler Grün- und Freiflächenpflegebetrieb Ecoverde rät man vom „Wildpflanzen“ ab und gibt Tipps: „Die Pflege von Neupflanzungen beginnt im Wesentlichen bei der Auswahl des Standortes mit der Beachtung der Bodenverhältnisse wie Bodenart und pH-Wert, der Berücksichtigung von Lichtverhältnissen und mit der Entwicklungspflege unter Beachtung von ausreichender Bewässerung und Nährstoffversorgung“, sagt Timothy Cox.
Ein wenig Kümmern und Aufwand ist also erforderlich, damit der Christbaum zum Gartenbaum werden kann. Doch es gibt auch Wuppertaler, die auf geschlagene oder getopfte Bäume lieber ganz verzichten - und seit Jahren schon den immer selben feinen Kunstbaum schmücken.