Der Ölpreis fällt – Gas wird in Wuppertal trotzdem teurer

Die Preiserhöhung kann nicht gestoppt werden, sagt der Kämmerer und verweist auf die Vorlieferanten der WSW.

Wuppertal. Ab Samstag müssen die Gaskunden der Wuppertaler Stadtwerke - und das sind fast 90 Prozent der Haushalte in der Stadt - etwa 16 Prozent mehr für ihr Gas bezahlen müssen. Dann ist der Gaspreis der WSW in diesem Jahr insgesamt um etwa 30 Prozent gestiegen - für viele Familien und Normalverdiener ist das ein dicker Brocken.

Als Grund haben die Stadtwerke ihre gestiegenen Beschaffungskosten angeführt, der Gaspreis ist traditionell an den Ölpreis gekoppelt, eine sachliche Begründung dafür gibt es jedoch nicht. Derzeit befindet sich der Ölpreis aber im freien Fall, er hat mehr als 60 Prozent seines Höchststandes vom Sommer verloren.

Die Vorlieferanten der Stadtwerke geben die hohen Ölpreise immer mit einer etwa sechsmonatigen verzögerung an die WSW weiter, wie Stadtwerke-Vorstandschef Andreas Feicht bereits mehrfach mitgeteilt hatte. Dementsprechend wird derzeit der Ölpreis vom Frühjahr als Grundlage für die Preissteigerung genommen .

Auch Kämmerer Johannes Slawig (CDU) hält nichts davon, den Gaspreis zu senken oder wenigstens die Erhöhung abzumildern. "Die Vorlieferanten geben die Preise an die Stadtwerke mit zeitlicher Verzögerung weiter, da ist es erst mal gleich, wie teuer das Öl derzeit ist", erklärt er. Laut Slawig hätten die Stadtwerke zudem nur einen leichten jährlichen Überschuss, weswegen es auf kaufmännischer Sicht nicht möglich sei, den Gaspreis zu senken.

"Wir machen keine politischen Preise, die darf es auch nicht geben", sagte er und ergänzte: "Man muss auch die Risiken sehen, auf die sich die Stadtwerke in den nächsten Jahren zu bewegen." Das Argument, die Stadtwerke gehörten ja zum überwiegenden teil den Wuppertaler Bürgern, lässt der Kämmerer nicht gelten. "Mit den Überschüssen der Stadtwerke wird jedes Jahr der öffentliche Personennahverkehr finanziert, allein für die Sanierung der Schwebebahn wurden mehr als 200 Millionen Euro aufgebracht", sagt er. Jährlich braucht der Nahverkehr etwa 50 Millionen Euro für den laufenden Betrieb und wenn im Jahr 2010 die neuen Wagen für die Schwebebahn angeschafft werden sollen, rechnet Slawig mit Anschaffungskosten in Höhe von 80 bis 100 Millionen Euro.

Also finanzieren die Gaskunden in Wuppertal die Busse und die Schwebebahn? Das bestätigt der Kämmerer und sagt: "Die öffentliche Daseinsvorsorge muss finanziert werden." Was ist mit Wuppertalern, die ihr gas bei anderen Unternehmen kaufen, die haben sich dann ja aus der Finanzierung des Nahverkehrs ausgeklinkt? "Ja", bestätigt Slawig und erläutert: "Deswegen bin ich ja dafür, dass die Wuppertaler Kunden der eigenen Stadtwerke bleiben." Eine Steuerfinanzierung des Nahverkehrs oder eine Erhöhung der Fahrpreise lehnt Slawig indes ab.

Holger Stephan, Sprecher der Stadtwerke, erklärte auf Nachfrage der WZ, dass im Frühjahr durchaus über niedrigere Preise nachgedacht werden wird: "Wenn sich der Ölpreis weiterhin auf diesem Niveau befindet, dann sind wir guter Dinge, die Preise senken zu können."

Dietmar Bell, Oberbürgermeisterkandidat der SPD und Mitglied im Aufsichtsrat der WSW sagt zu einer Preissenkung: "So schnell als möglich." Aber auch er räumt ein, dass die Stadtwerke erst einmal die Entwicklung auf dem Energiemarkt beobachten müssten. Eine sofortige Preissenkung oder aber die Aussetzung der geplanten Erhöhung sieht er ebenfalls nicht.

Reimar Kroll, Vorsitzender der Wählergemeinschaft für Wuppertal, hält es für einen Skandal, dass trotz fallender Ölpreise die Gaspreise noch erhöht werden. Seiner Ansicht nach ist das ein Ergebnis der Beteiligung des Energie-Multis Electrabel an den WSW. Kroll mutmaßt, dass aufgrund eines Vetos von Electrabel die Preise nicht gesenkt werden dürften - im Konsortial-Ausschuss, in dem Vertreter von Electrabel und WSW sitzen, gelte bei wichtigen Fragen das Prinzip der Einstimmigkeit. Stimmt nicht, sagt wiederum Bell, die Preisgestaltung sei alleine Sache des WSW-Vorstandes.