Forschung Der Steinbruch in Wuppertal-Schöller verwandelt sich abends in einen Konzertsaal
Wuppertal · Die Bergische Universität forscht zu Artenschutz im Steinbruch in Hahnenfurth/Schöller und untersucht seltene Amphibienarten.
Spannende Tierarten gibt es auch in den Pfützen eines Steinbruches zu sehen. Dies wissen die Lehramtsstudenten und -studentinnen des Faches Biologie spätestens seit ihren regelmäßigen Exkursionen in den Steinbruch in Hahnenfurth/Schöller (Grube Osterholz). Sie lernen Geburtshelferkröten, Kreuzkröten, verschiedene Molch- und Schlangenarten und viele andere Tierarten kennen. „In solchen Lehramts-Studiengängen ist die Forschung in der Praxis eher seltener“, erklärt Sabrina Bleidißel vom Fachbereich Zoologie der Bergischen Universität Wuppertal. Wie die Dozentin erzählt, würde ihr Angebot zur wissenschaftlichen Arbeit in freier Natur und an der frischen Luft daher sehr gerne von den Studierenden angenommen.
Mittels spezieller Fangvorrichtungen, die in den Pfützen des Steinbruches ausgelegt werden, können die Exemplare eingefangen, gemessen, gewogen und katalogisiert werden. Anschließend setzen die Menschen sie vorsichtig wieder zurück in ihren natürlichen Lebensraum, den Pfützen. Dabei werden nicht nur seltene Tierarten entdeckt, sondern zwischen den Studierenden wird auch eine neue Art des Zusammenarbeitens gefördert: „Die Gruppe teilt sich auf, jeder übernimmt Verantwortung für sich selbst“.
Vor über einem Jahr hat das Projekt begonnen. Seitdem treffen sich die Teilnehmer regelmäßig an den Wochenende und abends im Steinbruch, um die Gewässer zu kartieren und den Amphibien- und Reptiliennachwuchs zu zählen.
Abends ist im Steinbruch
alles voller Leben
Einer der Geschäftsführer der Kalkwerke Oetelshofen, Till Iseke, unterstützt diese spannende Arbeit der Uni bereits seit längerem, bieten seine Gruben und Halden doch reichlich Raum für Biotope. „Wir haben hier eine der größten Populationen von Geburtshelferkröten in Wuppertal“, sagt Sabrina Bleidißel. Die Bedingungen in den Pfützen seien ideal mit der Mischung aus flachem Gewässer, Steinen und der Verschlammung. Es gäbe zudem eine beeindruckende Vielfalt von anderen Amphibien-Arten: Kammmolche, Bergmolche, Teichmolche, Gadenmolche, Ringelnattern und Blindschleichen.
Doch dieser biologische Schatz will erst einmal entdeckt sein. Wenn man zum Gelände komme, täusche der erste Eindruck: „Das sieht nach nichts aus“. Wenn sich der Mensch dann aber darauf einlasse, gäbe es eine beeindruckende Vielfalt zu entdecken. Hinzu kämen die akustischen Eindrücke. „Abends ist aller voller Leben“, schildert sie. Das laute Rufen der Amphibien gleiche einem regelrechten Konzert, schwärmt Bleidißel. Die Studierenden legen sich auf die Lauer. „Wir gucken ab wann die Tiere auftauchen“. Werden beispielsweise Kammmolche entdeckt, fotografieren sie die Bauchmuster ab und vergleichen die Muster, die für jedes Exemplar einmalig sind, mit den Sichtungen der letzten Jahre. „Wir haben eine Datenbank mit Individuen angelegt“. Manchmal träfen die jungen Forscher auf alte Bekannte und manchmal eben auch nicht, wenn sie gestorben sind. Ein großes Problem stelle der Chytridpilz dar. Er befalle die Haut von Amphibien und kann bei manchen Arten, wie dem Feuersalamander, tödlich verlaufen. Es werden Abstriche der eingefangenen Amphibien gemacht und die Proben auf Pilzbefall untersucht. „Wir entnehmen aktuell Wasserproben, um aus darin enthaltenen Schuppen oder Exkrementen eDNA-Nachweise zu gewinnen“. Die Erbgutspuren liefern Informationen über versteckt lebende Organismen oder die Zusammensetzung ganzer Artengemeinschaften. Mit ihnen kann auch der Chytridpilz nachgewiesen werden.