Schloss Wuppertal Die bunte Welt eines bunten Geschichtenerzählers

Wuppertal · Der Wuppertaler Hazy Hartlieb designt die Kostüme für „The Masked Singer“ in der Schweiz – und schmeißt Partys für die Nachbarschaft.

Hazy Hartlieb liebt Glitzer, Geschichten und Gäste – und kann von all dem kaum genug bekommen.

Foto: Andreas Fischer

Schon von außen ist das Schloss Wuppertal spannend, weil es so viele Details und Verzierungen im Vorgarten der ehrwürdigen Villa zu entdecken und zu betrachten gibt. Doch im Inneren des Schlosses gibt es noch viel mehr zu sehen – so viel, dass es beim ersten Besuch schwerfällt, alles wahrzunehmen und jedes Detail zu würdigen. Und dann wuseln noch dazu fünf Hunde durch die riesigen Räume, in denen es an jeder Ecke glitzert und funkelt. Doch das muss so sein: Wo Hazy Hartlieb ist, da sind auch seine Hunde, da ist auch Märchenkönig Ludwig II., und da ist vor allem auch Glitzer, Glanz und Glamour.

Und zu all den Dingen, Tieren und Werken, die ihn so umgeben, kann Hazy Hartlieb eine wunderbare Geschichte erzählen. Ohnehin redet er einfach ununterbrochen – aber es will ihn auch niemand unterbrechen, denn wenn er von seiner Zeit bei RTL plus mit Hella von Sinnen und Hugo Egon Balder erzählt, von seinem Studium in Köln oder von seinem Umzug nach Wuppertal wegen der Liebe, dann ist das alles für Unterbrechungen viel zu faszinierend.

Erstaunlich ist dabei aber, dass Hazy Hartlieb es schafft, zwischen all seinen Geschichten und Anekdötchen immer wieder Zigaretten anzustecken – und sie sogar zu Ende zu rauchen. Mit der Zigarette in der einen und der anderen Hand auf dem Kopf von einem der Hunde (deren Namen alle mit „Jo-“ beginnen) erzählt er von seiner Arbeit, davon, dass er jeden zweiten Tag arbeitet, aber dann auch exzessiv und bis spät in die Nacht.

Der 58-Jährige erinnert sich an den Beginn seiner Karriere, an das Studium der Kunst- und Theaterwissenschaft in Köln, daran, dass er die Meisterschule mit Auszeichnung abgeschlossen hat, dass er schon während des Studiums bei der Show „Alles Nichts, Oder?!“ Kostüme entworfen und gemacht hat, dass das Kostüm des „Lila Launebär“ von ihm ist, dass er seinen Mann Lothar bereits vor 38 Jahren kennengelernt hat, dass er wegen ihm nach Wuppertal gekommen – und nach einiger Zeit der Eingewöhnung – geblieben ist.

Dass er fast nach Katar gezogen wäre und das Land ganz anders kennengelernt hat, als es während der Fußball-WM dargestellt wurde, dass er außer Elektrik alles macht; Fliesen verlegen, streichen, beizen, Make-up, Kleidung und Kostüme, Torten, Plätzchen und Kuchen. Dass er sehr gern shoppt und dann insbesondere nach glitzernden Kugeln, Perlen und Ketten Ausschau hält, die er aufbewahrt und später für Deko oder Kostüme verwendet, dass er ein fotografisches Gedächtnis hat, durch das er genau weiß, wo er welche Glitzerkugel verwahrt, dass er sehr gern liest und dabei raucht und dass er ein Fan von Serien ist. Dass er eine Ballettausbildung gemacht hat, dass er schon in seiner Heimat Augsburg getanzt hat, dass er den Tag spät und dann mit fünf Zigaretten und zwei riesigen Tassen Tee beginnt.

Wenn Hazy Hartlieb einmal mit dem Erzählen anfängt, dann ist so schnell kein Ende in Sicht, aber das stört ja wie bereits erwähnt nicht, sondern bereichert vielmehr. „Auch Kostüme erzählen Geschichten“, weiß der Wahl-Wuppertaler, der gern auch mal kleine Details wie eine Biene auf einer Blume an einem barocken Kleid hinterlässt. „Man sieht diese Details nicht, man fühlt sie aber.“

So schreibt, plant und organisiert Hazy Hartlieb auch Dinner-Theaterstücke, richtet Weihnachtsmärkte und Partys auf Schloss Wuppertal aus und lädt spontan die gesamte Nachbarschaft zum Grillen ein. Wer also mal am Schloss Wuppertal vorbeikommt, sollte dringend auf Grillgeruch, Weihnachtsmusik und schöne Kostüme achten – denn dann könnte es sein, dass Hazy Hartlieb eine Party schmeißt. „Es kommen viele als Gäste – und gehen als Freunde.“ Wenn das nicht nach einer Einladung klingt.

Ausschau halten
nach Bildern des Königs

Einmal im Schloss Wuppertal angekommen, sollten Gäste auf jeden Fall Ausschau nach den Bildern von König Ludwig II. halten. Die befinden sich in jedem Zimmer und bieten Hazy Hartlieb Inspiration für seine Arbeit, aber auch für sein Leben. „Ein guter König ist super“, findet der 58-Jährige. „Aber Menschen mit Macht werden oft scheiße.“ Verständnis für den sogenannten „Märchenkönig“ hat er – im Gegensatz zu den Zeitgenossen von König Ludwig II. – auch: „Er wollte eben lieber Schlösser bauen und Musiker unterstützen, er wollte keine Kriege führen.“ Ganz ähnlich lautet deshalb das Motto von Hazy Hartlieb, das er von einem Ballettlehrer übernommen und auf sein Leben ausgeweitet hat: „Ich bin auf der Welt, um Schönes zu erschaffen.“

Übrigens: Hazy Hartlieb macht neben all den spannenden Geschichten auch die Kostüme für „The Masked Singer“ in der Schweiz. Die Kostüme für die deutsche Version allerdings macht er nicht, da man sich hierzulande an dem Vorbild der amerikanischen Original-Show orientiert – und er eben lieber sein eigenes Ding macht. Und das mit Glitzer, Glanz und Glamour.