Design aus Wuppertal: Mit Loriot geht jetzt die Post ab
Wuppertaler Graphiker Hans Günter Schmitz gestaltet Szenen aus der Sammlung „Motive von Loriot“ für Wohlfahrtsmarken.
Wuppertal. Als er im Juni 2001 die Ehrendoktorwürde der Bergischen Universität erhielt, endete Vicco von Bülow alias Loriot mit den Worten, „man möge den Anlass dieser Feierstunde noch einmal überprüfen, um ihn gegebenenfalls für einen Widerruf zu nutzen.“ Na ja, er schloss fast mit diesen Worten. Denn nach erneuter Durchsicht seiner biografischen Bekenntnisse fand er die Feier wohl doch ziemlich eindrucksvoll. Und die Wuppertaler benehmen sich wie viele der Loriot-Figuren: Irgendwie scheint sich das Gehörte nicht wirklich zu setzen. Dementsprechend ist wieder ein Wuppertaler beteiligt, wenn eine Ehrung für den Deutschen-Versteher unter den Humoristen ansteht.
Der Wuppertaler Graphik-Professor Hans Günter Schmitz gestaltete vier bekannte Loriot-Szenen für eine Sondermarken-Serie „Wohlfahrtspflege“. Damit stellen Schmitz und die Wuppertaler Graphiker nicht nur einmal mehr die Wuppertaler Kompetenz in Sachen Briefmarkengestaltung unter Beweis. Sie bereichern auch die traditionelle Bindung zwischen Loriot und Wuppertal um eine weitere Anekdote. Wobei freilich Loriot selbst den Beginn gestaltete — und zwar mit einer seiner legendären Szenen.
Ein Umstand, an dem auch der Laudator aus dem Jahr 2001, Professor Dr. Heinz Röllecke, nicht vorbei sehen wollte. Freimütig räumte er für alle Wuppertaler ein, dass „wir uns natürlich durch die 1976 öffentlich erwogene und weltweit beachtete Möglichkeit geschmeichelt fühlen, dass ein Lottogewinner ausgerechnet hier in Wuppertal gemeinsam mit dem Papst eine Herrenboutique eröffnen könnte.“
Und bemerkenswert finden die Wuppertaler es nach wie vor, dass seit 1974 der Schwippschwager eines Mannes aus Elberfeld als bevorzugter Teilnehmer der Loriotschen Benimmschule agiert. Zum kultivierten Verhalten bei Tisch heißt es da in einem Sketch: „Gnädige Frau, ich habe einen verwitweten Schwippschwager Ihres Namens in Elberfeld.“
Und schließlich ist es auch Loriot, der Vorwerk ein Denkmal baut. „Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur saugen kann“, ist ein Satz, der auch heute noch in den Köpfen spukt, wenn irgendwo ein Vorwerk-Vertreter auftaucht. Außerdem entspricht es schlicht den Tatsachen, dass Vorwerk auch Staubsauger baute, die auch als Haartrockner einzusetzen waren.
Ob es nun an diesen Wuppertal-Anekdoten liegt oder nicht: die freie Kultur-Szene lässt nicht ab von Loriot, der wie kaum ein anderer das deutsche Bürgertum entlarvte und gern auch einmal im Chaos enden ließ. So sprach Professor Eckhard Freise, der erste „Wer-wird-Millionär-Millionär“ bei Günter Jauch, nicht nur über den Papst, sondern auch über Loriot. Motto: „Sagen Sie jetzt nichts. Loriot und das Mittelalter“. In der Villa Media gab es zudem einen Abend unter dem Titel „Loriot’s Dinnershow — Hintergründiger Humor pur“.
Und Thorsten Hamer gestaltet ganze Abende unter der Überschrift „Loriot trifft Erhardt“. Gemeint ist Heinz Erhardt — und das Treffen fand in Langerfeld statt. „Dinner for one“ heißt eine neue Show, in der Hamer ebenfalls Loriot-Sketche aufführt. Und das Theater in Cronenberg setzte ebenfalls auf Kosakenzipfel und Jodelschnepfen. „Best of Loriot“ heißt die Veranstaltung.