DGB-Chef Hoffmann lobt den Industriestandort Wuppertal
Der gebürtige Wuppertaler besuchte die Vorwerk Elektrowerke GmbH in Laaken.
Wuppertal. Reiner Hoffmann wurde 1955 in Wuppertal geboren, über den zweiten Bildungsweg studierte er von 1975 bis 1982 mit einem Stipendium der Hans-Böckler-Stiftung Wirtschaftswissenschaften an der Bergischen Universität. Gestern kehrte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) für einen Besuch der Vorwerk Elektrowerke GmbH & Co. KG für einen Tag in seine Heimatstadt zurück.
„Bei Vorwerk handelt es sich um ein Familienunternehmen, das nicht vom Kapitalmarkt getrieben ist. Dort zählt die Qualität und nicht der Quartalsbericht“, sagte Hoffmann und fasste so seine positiven Eindrücke nach einer Betriebsbesichtigung des Motorenwerks in Laaken zusammen. Sein erster Kontakt mit Vorwerk-Produkten liegt schon länger zurück. Als Dreijähriger habe er im Wohnzimmer einen Kobold-Staubsauger vorgefunden, aber das Saugen doch lieber der Mutter überlassen.
Positiv hob Hoffmann hervor, dass bei Vorwerk der Anteil der Leiharbeit unter zehn Prozent liege. Grundsätzlich habe er nichts gegen Leiharbeit einzuwenden, aber müsse immer Bestandteil einer strategischen Personalpolitik sein, so Hoffmann. Zudem zeigte er sich von der Fertigungstiefe bei Vorwerk beeindruckt. In vielen anderen Unternehmen würden Motorenherstellung und Spritzgussfertigung ausgelagert, das sei in Wuppertal nicht der Fall.
„Leiharbeit und Werkverträge werden nicht für Lohndumping eingesetzt“, sagte Ralf Hüttemann, Betriebsratsvorsitzender Vorwerk Elektrowerke. Die große Fertigungstiefe sei Bestandteil der gemeinsamen Ausrichtung im Unternehmen. 93 Mitarbeiter seien in der Forschung und Entwicklung tätig, bei einem Umastz von zwei Milliarden Euro, so Günter Poppen, Forschungs- und Entwicklungsleiter bei Vorwerk.
Ralf Hüttemann beschrieb die nach seiner Einschätzung konstruktive Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung. Vor drei Jahren habe man einen Altersschnitt von 54 Jahren im Werk ermittelt. Als Konsequenz auf den demografischen Wandel habe Vorwerk die geforderte Arbeitsleitung bei älteren Mitarbeitern um zehn Prozent gesenkt. „Da fehlten uns von einem Tag auf den anderen 40 Mitarbeiter. Wir haben unsere Beschäftigten gebeten, sich im Familien- und Freundeskreis umzuhören, ob jemand Arbeit sucht. Daraufhin erhielten wir 200 Bewerbungen“, sagt Ralf Hüttemann. Inzwischen gebe es im Werk 300 Beschäftigte mehr als noch vor dreieinhalb Jahren.
Auch aufgrund der Standorttreue von Weltmarktführern wie Vorwerk oder Bayer hat sich Wuppertal in den vergangenen Jahren gut entwickelt. „Wuppertal ist ein klassischer Industriestandort, der auf Innovation setzt und deshalb ein großes Potenzial hat, sich im Zeitalter der Digitalisierung 4.0 zu entwickeln. Dass es im Alltag in der Mitbestimmung selbst in gut aufgestellten Unternehmen einmal knirschen kann, ließen weder Hoffmann noch Hüttemann oder Poppen unerwähnt. Thorsten Lankau, Geschäftsführer der IG Metall Wuppertal, wies darauf hin, dass es in der Region „sehr unterschiedliche Unternehmen mit sehr unterschiedlichen Philosophien der Unternehmensführung“ gibt. „Bedauerlich, die Lösungen müssen gemeinsam im Betrieb gefunden werden“, sagte Lankau.