Die Bergische Uni forscht jetzt für die Feuerwehr
Ein Forschungsprojekt soll praktisch verwendbare Grundlagen für die Feuerwehrbedarfsplanung in NRW erarbeiten.
Wuppertal. Minuten fühlen sich wie Stunden an, wenn man bei einem Brand dringend auf Hilfe wartet. In solchen Fällen ist es lebenswichtig, dass die Feuerwehr sofort alarmiert wird und zügig ausrückt. Dafür aber braucht es eine nachhaltige Planung durch Städte und Gemeinden. Die praktischen Grundlagen soll ein Forschungsprojekt der Uni Wuppertal erarbeiten - unter dem Titel „Sicherheit und Wirtschaftlichkeit in der Feuerwehrbedarfsplanung NRW“.
Chef des Forscherteams ist Professor Roland Goertz (Fakultät für Maschinenbau und Sicherheitstechnik), der selbst viele Jahre Feuerwehrmann in leitender Funktion war. Zur Seite stehen ihm Berater wie Stephan Neuhoff, ehemaliger Direktor der Kölner Feuerwehr. Weitere Kooperationspartner sind der nordrhein-westfälische Städte- und Gemeindebund und die Kommunalagentur. Das Projekt, das auf zweieinhalb Jahre ausgelegt ist, wird von der Stiftung Zukunft NRW finanziert.
Wo müssen Feuerwehrwachen sein? Welche Fahrzeuge und wie viele Einsatzkräfte werden benötigt? Bisher, erklärte Goertz, hätten Brandschutzplaner vor allem auf Einwohnerzahlen und Flächengrößen geschaut. Das Uni-Projekt will anders vorgehen. Goertz setzt auf eine „risikoabhängige“ Planung.
Danach könnten in Bereichen mit geringem Risiko auch geringere Feuerwehr-Kapazitäten ausreichen. Gleichzeitig ließe sich die Präsenz der Feuerwehr in Stadt- oder Ortsteilen ausbauen, die wegen dichter Bebauung und starker wirtschaftlicher Infrastruktur ein höheres Brandrisiko haben. Die Faktorenanalyse beruht auf den Methoden der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Ziel, so Goertz, seien objektive Kriterien, „mit der Verwaltung und Feuerwehr selber eine Brandschutzbedarfsplanung erstellen können“.
Dieser „Werkzeugkasten“ käme für Andreas Wohland vom Städte- und Gemeindebund zur richtigen Zeit. Schon jetzt hätten viele NRW-Kommunen mit defizitären Haushalten zu kämpfen. Eine effizientere Brandschutzplanung könne einen Beitrag zur Konsolidierung leisten. „Wir werden die fertige Studie unseren Mitgliedskommunen zur Verwendung empfehlen“, kündigte Wohland an. Das letzte Wort bei der Umsetzung neuer Brandschutzpläne müsse allerdings der jeweils verantwortliche Rat haben.
Von den Projektergebnissen erhoffte sich Jan Heinisch, Vorsitzender des Verbandes der NRW-Feuerwehren, eine bessere Zusammenarbeit von Verwaltung und Feuerwehr. Es dürfe nicht sein, dass Kommunen - wie in der Vergangenheit geschehen - externe Beratungsunternehmen zur Erstellung von Feuerwehrbedarfsplänen engagierten. Heinisch plädierte dafür, solche Ausgaben einzusparen und das Geld direkt in die Feuerwehr zu stecken. Der Blick über Gemeindegrenzen hinweg könnte ebenfalls die Effizienz des Brandschutzes steigern.
Als Beispiel für solch eine interkommunale Kooperation nannte Christoph Schöneborn, Landesgeschäftsführer der NRW-Feuerwehren, die Feuerwehrmänner von Gennebreck (Stadt Sprockhövel) und Elfringhausen (Stadt Hattingen). Gegenseitige Unterstützung bei Einsätzen sei da Normalität - und das schon seit mehr als zehn Jahren.