Europawahl Die erste Wahl: Was geht jungen Menschen in Wuppertal durch den Kopf?

Wuppertal · Bei der Europawahl dürfen in diesem Jahr erstmalig auch 16- und 17-Jährige ihre Stimme abgeben.

Isabel (v.l.), Leander und Marc dürfen dieses Jahr zum ersten Mal wählen.

Foto: Matthi Rosenkranz

Auf den Tag genau in vier Monaten wird in Europa wieder gewählt. Die Europawahl steht bevor – in Deutschland am 9. Juni – und Wählerinnen und Wähler werden erneut die Aufgabe haben, die 96 Europaabgeordneten zu bestimmen, die für Deutschland ins Europäischen Parlament in Straßburg ziehen werden.

Alle fünf Jahre findet das Ganze statt. Hier könnte man also von einer Art Routine ausgehen. Trotzdem steht bei der diesjährigen Wahl eine Premiere an – denn erstmals dürfen auch 16- und 17-Jährige bereits ihre Stimme abgeben. Potenziell über eine Million mehr Wählerinnen und Wähler. Mit drei von ihnen hat die WZ gesprochen.

„Ich fühle mich endlich,
als wäre ich eigenständig“

Marc ist 16 Jahre alt und besucht ein Berufskolleg in Wuppertal. Dass er nun wahlberechtigt ist, bedeutet ihm viel. „Es fühlt sich erwachsen an, sehr reif und ich fühle mich endlich, als wäre ich eigenständig“, berichtet er. Ihm ist klar, dass die Wahl, die die ganze EU betrifft, auch Auswirkungen auf ihn hat. „Wenn ich an meine Zukunft denke, macht eine Wahl viel aus. Was passiert mit den Verbrennermotoren? Kann unsere ganze Wirtschaft auf Elektromotoren vertrauen?“

Klare Vorstellungen also. Doch auf die Wahl vorbereitet wurde der 16-Jährige bisher nicht. „Die Schule bereitet uns nicht vor und auch die Lehrer sprechen nichts an – nicht während des Unterrichts und auch nicht außerhalb.“ Er würde sich wünschen, dass die Europawahl und etwa die Wahlprogramme derer, die gewählt werden können, an der Schule thematisiert würden. Und auch an die baldigen Europaabgeordneten hat er klare Forderungen.

„Politiker sollten empathisch gegenüber End- und Ottonormalverbrauchern sein und unsere Sorgen und Ängste nachvollziehen können.“

Auch für Isabel, die eine Gesamtschule in Wuppertal besucht, steht mit der Europawahl der erste Gang zur Wahlurne an. Noch ist sie 15, wird aber im Mai 16 und ist somit pünktlich zum 9. Juni wahlberechtigt. „Ich finde sehr gut, dass nun auch jüngere Leute wählen können. Wir haben ja noch mal andere Interessen als ältere Menschen“, beschreibt sie. „Deswegen ist es schön, dass uns nun das Vertrauen entgegengebracht wurde, auch mal unsere Interessen durchsetzen zu können.“

Um sich auf die Wahl vorzubereiten, möchte sie die Wahlprogramme der Kandidaten lesen und so entscheiden, wer ihre Interessen vertritt. Auch wolle sie den Wahl-O-Mat nutzen, sobald dieser für die Europawahl zur Verfügung steht. „Ich wähle ja zum ersten Mal, also ist das alles noch Neuland für mich und ich brauche noch ein bisschen Unterstützung dabei.“ Explizit die Europawahl sei an ihrer Schule bisher noch nicht thematisiert worden. „Ich denke aber, das wird noch kommen. Es ist ja noch ein bisschen Zeit.“ Sie würde sich wünschen, dass vor allem vermittelt wird, warum junge Menschen zur Wahl gehen sollten. „Wenn mehr Leute wüssten, warum sie überhaupt wählen gehen sollten, dann gehen auch mehr Leute wählen“, so die Gesamtschülerin. „Viele Menschen denken, sie könnten gar nichts ändern und gehen deshalb nicht wählen. Wenn dann aber viele junge Leute lernen, warum genau ihre Stimme aber zählt, wird das in Zukunft vielleicht weniger ein Problem.“

Schülern zeigen, welche Aus-wirkungen die Wahl auf sie hat

Leander ist 16 und besucht ein Gymnasium in Wuppertal. Sein Politiklehrer habe vor, die Schülerinnen und Schüler auf die Wahl vorzubereiten. Das findet Leander wichtig. „Es gibt viele, für die Politik einfach keine Rolle spielt. Deshalb sollte versucht werden, den Schülern näherzubringen, welche Auswirkungen die Wahl auf ihr eigenes Leben hat“, so Leander. „Es ist toll, dass wir in einer Demokratie leben, und dass wir uns hier beteiligen können, sollte man nicht als selbstverständlich oder nebensächlich ansehen.“

 Auch seiner Meinung nach sollten die künftigen Europaabgeordneten die Perspektiven von jungen Menschen mit beachten. „Junge Menschen haben oft eine ganz andere Perspektive auf die Welt und das, was in ihr passiert. Das sollte in die Arbeit im Parlament mit einfließen.“ Am Wahltag ist seine Stimme eine von vielen. Trotzdem ist sie relevant, betont Leander. „Am Ende des Tages geht es in einer Demokratie um Mehrheiten. Natürlich können die nur zustande kommen, wenn jeder Einzelne sich beteiligt – und so fällt das Ganze dann wieder auf die Einzelperson, die an der Demokratie teilnimmt.“